Montag, 13. Februar 2012

Snowboarden, Klappe die Zweite ( Braunlage, Germany 11.02.12 )

Hallo mein Freund,

und danke, dass du mal wieder vorbeischaust. Da nun meine rechte Schulter langsam aber sicher zu ihrer Normalform zurückkehrt und ich allen sportlichen Aktivitäten beginne zu fröhnen, denen ich vorher schon verfallen war, war es Zeit dem Verursachersport für meine Verletzung auf den Zahn zu fühlen.

Ich hatte mir den Termin des ersten Tages auf dem Board eigentlich für das letzte Februarwochenende aufheben wollen, doch mein Ligaspielplan einer anderen Leidenschaft die Leiden schafft, Basketball, machte mir einen Strich durch die Rechnung. So war ich gezwungen auszuweichen, doch den Termin in den März zu verschieben, kam für mich garnicht in Frage.
Wer sichert mir denn zu, dann noch genug Schnee am Berg liegen zu haben um mein Brett darauf lang rutschen zu lassen? Niemand! Und genau deshalb schob ich dieses heikle Datum zwei Wochen voraus.

Am Samstag den 11.02 wurde ich von einem einzigen Mitstreiter mit dem Auto abgeholt um ins 90 Minuten Fahrzeit entfernte Braunlage zu fahren. 6:40 stand ich mit Sack und Pack vor der Haustür, warm gehalten von diversen Kleidungsschichten und meinem treuen Partner Funktionshalstuchschlauch!
Als wir dann gegen 8:15 Uhr in Braunlage ankamen, stand schon eine kleine Schlange am Ticketverkauf der Wurmbergseilbahn an und dabei öffnete diese erst 30 Minuten später.
Wir nutzten die Zeit um uns entsprechend auf die Temperaturen und den anstehenden Sport einzukleiden.
Ich verdeutliche euch am besten anhand meiner Wenigkeit, wieviel Stoff nötig ist um so einen Wintertag ohne Erfrierungen zu überstehen.

Baselayer: Funktionsshirt + Shorts + 2 Paar lange Skisocken
Midlayer: Rollkragenoberteil + Pullover
Toplayer: Skijacke + Snowboardhose + Handschuhe + Brille + Snowboardschuhe

Das Problem ist, man darf es nicht mit Klamotten übertreiben, denn Schweiss ist definitiv auch ein Thema und niemand möchte in der Kälte verschwitzt rumlaufen.
Ich für meinen Teil habe für diesen Tag sehr gut gehaushaltet.
Fertig angezogen und die Bindungen auf die Snowboards montiert, ging es für mich und meinen Kumpel in Richtung Seilbahn.
Da wir relativ früh am Tag angekommen waren, konnten wir uns einen recht naheliegenden Parkplatz sichern, für viele ein großes Problem an diesem Tag, wie wir später mitkriegen sollten.
Als das Schlangestehen überstanden war, wechselten je 26 € den Besitzer und zwei Tageskarten für alle Lifte wurden ausgestellt.

Gegen 9:00 Uhr bestiegen wir die Gondel und fuhren in Richtung Gipfel auf.
Oben angekommen war es schon ein komisches Gefühl wieder die Bindungen an meinen Boots fest zu ziehen.
Wurde mir doch nach dem letzten Mal die rechte Schulter unsanft nach hinten gerissen.
Da an den letzten Tagen auf dem Wurmberg relativ wenig Schnee gefallen war, es dafür aber saukalt war, konnte die Konsequenz nur eine sein ... Altschnee!
Für euch nicht Wintersportbegeisterten da draussen, Altschnee bedeutet soviel wie gefrorener rutschiger Beton.
Ich versicherte meinem Mitstreiter lediglich zweimal gefahren zu sein und bat ihn nicht zuviel zu erwarten. Nun war der Moment der Wahrheit gekommen.
Ich richtete mich an der oberen Kante der Piste auf, das Brett quer zum Hang stehend, schaute mich noch einmal um, nickte meinem Kumpel zu und setzte mit einer lockeren 90 Grad Wende mein Brett parallel zum Berg und flitzte an beeindruckten Rookiesnowboardern vorbei Richtung erste Kurve. Schwups! Noch vor erreichen der erste Gabelung entschärfte der rutschige Altschnee meine Fahrlinie und ließ mich unsanft aufsetzen.
Über den Rücken abrollen, dabei das Board parallel zum Hang drehen und weiterfahren, wenigstens diese Bewegung funktionierte tadellos.

Den moderat steilen Hang hinunter durch einen kleinen Wald fahrend, kamen wir nach kurzer Zeit am sogenannten Snowboardhang, einem sehr breiten und nicht sehr steilen 400 Meter langen Hang, an.
Hier wollte ich ein wenig üben, wusste ich doch genau was mir diesen Sport momentan erschwerte. Das Abbremsen mit dem Gesicht zum Hang und die Drehung in die Fahrt mit Gesicht zum Hang, das waren meine Steckenpferde.
Doch ich war nicht gewillt gleich beim ersten Anlauf den gesamten Hang als Teststrecke zu verwenden, fiel er doch anfangs noch recht steil ab und lief erst zum Ende hin flacher aus.
Die ersten Drehungen funktionierten den Umständen entsprechend, ich war auf jedenfall froh nicht jedes Mal aufs Maul zu fliegen.
Am Ende des Hangs, war ein Schlepplift installiert, durch den es in Windeseile wieder an den oberen Teil des Hangs ging.
Diese Dinger zu nutzen bedarf ein wenig Übung und mindestens einem Sturz am Einstieg.
Mein Sturz kam recht schnell, wo nach ich jedoch nicht wieder das Gleichgewicht verlor und unfallfrei transportiert werden konnte.
Auf halber Strecke der Talabfahrt, machte ich halt um eines von vielen Fotos zu schießen.
Ich hätte nie gedachte, dass der Akku meines Blackberry durch Kälte so in Mitleidenschaft gezogen werden konnte.
Ende vom Lied ausser diesem Foto habe ich keine Aufnahmen machen können, da genau danach der Akku seinen Geist aufgab. Zum Glück erholte sich der Akku zuhause wieder.




Auf dem Weg ins Tal kreuzten wir mehrere Male andere Pisten, auf denen es teils wie auf Schnellstraßen zu ging, man musste um den letzten Baum linsen um die Chaoten entgegenpreschen zu sehen.
Kurz Schwung geholt und ohne Kollision ging es hinnüber.
Herr Althaus wäre stolz auf mich gewesen!
Im Tal bemerkten wir die Schlange vor dem Ticketschalter, es war mittlerweile ungefähr 12 Uhr und die hintersten Leute der Schlange standen an unserem Auto.
Geschätzte Wartezeit bis zur ersten Abfahrt... 1,5 Stunden?

Wir setzten uns in den Kofferraum des feschen Wintermobils und futterten unseren Proviant.
Unterbrochen von diversen anfragenden Blicken von Autofahrern die hofften wir würden gleich abfahren, machten wir uns bereit wieder genn Gipfel zu stürmen.
Leider war die Schlange derer, die ebenfalls wieder hoch wollten, fast genau so lang wie die der Ersttäter.
Nach einer guten halben Stunden saßen wir in der Gondel und schwankten in Richtung 1000 Höhenmeter.
Ich hätte euch zu gerne den sagenhaften Ausblick auf den Brocken und die harzer Umgebung präsentiert, aber wie gesagt der Akku wollte nicht.

Im weiteren Verlauf des Tages lief es immer besser mit den benannten Steckenpferden und auch anfängliches Carving war mir möglich.
Ich begann bereits am Scheitelpunkt des Snowbordhanges mit dem Gesicht zum Hang zu fahren und wurde immer sicherer in meiner Fahrweise.
Als gegen 16 Uhr die Lifte schlossen, machten wir uns langsam aber sicher in Richtung Parkplatz auf.
Müde aber glücklich sank ich in den Beifahrersitz und ließ mich durch die weiße Pracht nach Hause kutschieren.
Als ich um 18:30 zuhause ankam, war keine Zeit für Müdigkeit zu verschwenden, denn die Magdeburger Febro Eagles, unsere 3.Liga Basketballmannschaft, stand um 19 Uhr 20 Kilometer entfernt auf dem Parkett.
Schnell den Basketballkameraden eingesackt, ballerte ich mit 170 km/h auf der Autobahn Richtung Magdeburg, parkte rechtzeitig vor der Halle ein und nahm meinen Platz auf der beliebten Tribüne hinter der heimischen Bank ein.
Naja bei den Wurfquoten konnte Charlottenburg auch nur verlieren und es wurde ein fulminanter Sportabend mit viel Emotionen.

Am nächsten Morgen erinnerten mich nur noch zwei Sachen an den Snowboardausflug vom gestrigen Tag, der Muskelkater in meinen Beinen und das Grinsen auf meinen Lippen...

Freitag, 3. Februar 2012

La Plagne, Frankreich 26.12.11-02.01.12

Salut mon ami,

Nachdem ich mich in ein afrikanisches Tauchabenteuer gestürzt hatte, musste ich erstaunt feststellen, dass mein Bestreben alleine in den Urlaub zu fahren komplett nach hinten losgegangen war.
In den 10 Tagen in Safaga war ich am ersten Tag bis 16 Uhr und am letzten Tag für 30 Minuten alleine, nachdem meine Buddies sich am Flughafen Richtung Düsseldorf verabschiedet hatten.
Somit komme ich eindeutig zu dem Schluss, dass man nur alleine reisen kann, wenn man sich wirklich abkapselt.
Jedes Hobby hat eine eingeschworene Gemeinde, die ihm fröhnt und jeder Ort auf der Welt wurde bereits betreten. Es war vielleicht vermessen zu erwarten, ich könnte der deutschen Kultur und ihren Gewohnheiten entfliehen, wenn ich mein Exil so orientalisch wähle. Ich habe sogar darauf bestanden mit meinem Tauchlehrer englisch zu sprechen, da mich das ständige deutsch Gerede angeödet hat.
Da möchte man der Heimat entfliehen und landet doch nur in einem Außenposten.
Aber ich habe wohl nichts Anderes verdient, wer sich eine deutsche Tauchbasis aussucht, der ist selber Schuld.
Wobei ich so oft es geht dazu raten würde. Tauchen kann gefährlich sein und ich möchte nicht aufgrund eines Missverständnisses oder einer Sprachbarriere mein Leben lassen, da ist es doch gut zu wissen, dass mein Gegenüber in mehreren Sprachen mit mir kommunizieren kann. Das ist übrigens eine Tugend der Ägypter, so ziemlich jeder Ägypter, den ich getroffen, habe konnte sich trilingual ausdrücken. Dies ist aber auch sicherlich der Abhängigkeit vom Tourismus geschuldet.
Als ich wieder deutschen Boden betreten hatte und übermüdet in mein Taxi, Danke Mom!, eingestiegen bin, kamen mir bereits Gedanken an die nächste Reise.
Es sollte das genaue Gegenteil zu dem werden, was ich in Ägypten erlebt hatte.
Statt Einzelgänger war ich nun Teil einer 18-köpfigen Gruppe von Wintersportlern, aber auch das hat seine Vorteile, wie ich bald herausfinden durfte.

Am späten Abend des 1. Weihnachtsfeiertages ging es, durch Ente und Knödel gut gesättigt, mit dem Auto, einem guten Freund von mir und einem Dachgepäckträger nebst zwei Snowboards in Richtung Leipzig.
Als wir dort gegen 1 Uhr nachts ankamen, waren außer uns beiden noch 16 weitere Bekloppte am Treffpunkt.
Nach einer guten Stunde Gepäcktetris konnten wir endlich losfahren.
In einer Kolonne von 4 Autos ging es los in Richtung Schweiz.
Über Nürnberg und Heilbronn fuhren wir im ZickZack durch Deutschland.
Da ich nicht gewillt war 11 Stunden alleine durchzufahren, musste mein Freund leider als Fahrer herhalten, sodass ich mich von Leipzig bis etwa Baden-Baden zurücklehnen und etwas Schlaf nachholen konnte.
Mein Ersatzfahrer wollte allerdings nicht so wie ich wollte und so störte er meine Einschlafphase in dem er das Tempolimit etwas ausreizte und den Blitz des Radarsystems auf meine zufallenden Augen lenkte.
Wir wechselten an einer Tankstelle rund 50 Kilometer vor der deutsch-schweizerischen Grenze die Seiten und kauften bei der Gelegenheit gleich noch Benzin und die Schweizer Vignette.
35 € für ein ganzes Jahr Autobahnnutzung ist wirklich nicht die Welt.
Da finde ich es schon extremer, Kilometerpauschalen auf französischen Autobahnen zu erheben. Die Mautgebühren in Frankreich sind relativ hoch, so zahlt man um von Heidelberg bis nach La Plagne zu kommen für ungefähr 700 Kilometer fast 50 € Maut.
Folglich war es nur logisch, dass wir uns dafür entschieden über den Alpenstaat zu fahren.

Am Vormittag des zweiten Weihnachtsfeiertages fuhren wir durch das neblige schweizer Alpenvorland und ärgerten uns ständig, dass die Nebelschwaden uns den Ausblick auf die Bergwelt verwehrten.
Als wir dann in flachere Gebiete kamen, lichtete sich ganz allmählich die Nebelwand und gab die Sicht auf den Lac Léman frei. Dies ist ein recht großer See, eingeschlossen in die schweizer Bergketten, welcher die Schweiz von Frankreich trennt.
Die Landesgrenze verläuft quer durch den See, davon bekommt man aber rein garnichts mit, da sich der fränzösische Teil der Schweiz schon so französisch präsentiert, dass man ohne Grenzposten den Länderübergang garnicht wahrnehmen würde.

Von Lausanne aus hieß es das letzte Stück der Reise über französischen Boden zu fahren.
Mich verwunderte zuerst der Mautpreis, welcher mit lediglich 80 Cent sehr günstig zu sein schien.
Über unzählige Bergstraßen, gebaut im Wendeltreppenprinzip, ging es immer tiefer in das Zentralmassiv hinnein, vorbei am Lac d´Annecy, einem wunderschönen flachen Bergsee, der mich sehr an die Schweizer Seen erinnerte. Hier war jedes Auto ein Range Rover und ich meine sogar eine Tauchschule am See erspäht zu haben. Aber wir waren ja schließlich nicht zum Tauchen hier, sondern zum Snowboarden, also weiter in Richtung Bestimmtungsort. Nach einigen weiteren Bergstraßenkilometern kamen wir sichtlich erschöpft im kleinen Nest Villette an.
Dieses zierliche Dörfchen liegt am Eingang eines Tals, in dessen Verlauf man nach Aime, einem La Plagne vorgelagerten Ort, gelangt.
Da wir aber erst einmal in Ruhe ankommen wollten, entschieden wir uns dafür in Richtung unseres gemieteten Hauses zu fahren um dort auf die anderen Mitreisenden, die wir bereits kurz nach Leipzig abgehängt hatten, ihr erinnert euch hoffentlich an die Radarfallensituation, zu warten.
In diesem Ort einen Parkplatz zu finden war nicht das Problem, ich war heilfroh eine Lücke rund 50 Meter vor unserem Haus gefunden zu haben.
Mich trennten lediglich 30 Höhenmeter von dem erlösenden Ende dieser 12-stündigen Irrfahrt.
Dummerweise hatte ich die Rechnung ohne das Eis gemacht und so kam ich schätzungsweise 29,9 Höhenmeter weit, bis sich ein Zustand ständigen Rutschen an meinen Reifen einstellte. Als ich die Bremse betätigte um dann doch einmal zum Stehen zu kommen, trennten mich einige wenige Zentimeter von einem Blechschaden, verursacht durch wahlweise Hausfassaden oder Autotüren.
Ich überließ meinem, durch Fahrsicherheitstraining ach so erfahrenen, Freund das Steuer und siehe da, die fehlenden 0,1 Höhenmeter wurden überwunden und der silberne Tschechenferrari schmiegte sich in die Parklücke ein.
Es war ungefähr 14 Uhr am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertages und wir standen zu viert in der Eiseskälte, als ein Franzose mittleren Alters auf uns aufmerksam wurde.
Als er zu uns kam um uns zu begrüßen,begriff wohl auch der Letzte, dass hier Englisch nicht weiterhilft.
Was für ein Glück, dass ich mein Abitur in Französisch abgelegt habe und was für ein Glück, dass dies kein Anderer getan hat.
Nachdem Eric, so der Name des netten Hausbesitzers, uns seine Besitztümer gezeigt hatte, trudelten ganz allmählich die fehlenden Mitreisenden ein.
Am frühen Abend waren wir dann vollzählig und konnten uns den Vorbereitungen für den ersten Tag auf der Piste widmen einschließlich Bindungen befestigen, Klamotten bereitlegen und den Weg zum "bureau du ski" mental abfahren.
Nun sollte mir offenbart werden, wieso es manchmal doch Sinn macht in einer Gruppe zu reisen.
Das Stichwort lautet Küchendienst!
Jeder musste genau einmal den Kochlöffel schwingen und alle konnten essen. Ein super System, nur bezweifele ich ernsthaft in Zukunft darauf zurückgreifen zu können, da Hostelbewohner nicht so leicht von einem Küchenplan zu überzeugen sind, mich eingeschlossen.
Sichtlich gerädert und mit vollem Magen endete der Abend für die Meisten recht früh.

Am nächsten Morgen mussten wir schnell machen, öffnete der Verkaufsstand für die Skipässe doch schon um 8 Uhr und die Pisten um 9 Uhr.
Mit Aushändigung der Hausschlüssel übergab uns Eric Gutscheine mit denen wir einen ermäßigten Preis für den Skipass bekamen. Es waren zwar immernoch knapp 190 € für einen 6 Tage-Pass, aber in einem der größten Skigebiete der Welt ist man das schonmal bereit zu zahlen.
Als alle ihren Pass bezahlt hatten, ging es in einer Karawane den Berg hinauf. Der Versuch zusammen zu bleiben scheiterte jedoch hinter dem ersten Kreisverkehr, wovon die Franzosen übrigens mindestens doppelt so viele haben wie die Niederländer und die haben acht Mal so viele wie wir.
Einem Einheimischen schien der Aussenspiegel unseres VW-Busses zu gut gefallen zu haben, er konnte jedenfalls nicht mehr bremsen bevor er ihn mit dem eigenen Auto abriss.
Wir entschieden uns dazu uns zu trennen und später auf dem Berg wieder zu treffen.
La Plagne liegt auf rund 1,900m Höhe, Aime auf 900m. Folglich war rund ein Kilometer an Höhenunterschied im allseits beliebten ZickZack Kurs zu bewältigen.
Oben angekommen, gingen wir zuerst im Einkaufszentrum des kleinen Ortes auf Shoppingtour.
La Plagne besteht im Grunde aus 5 Hotels, einem Shopping Center, einer Krankenstation, einer Feuerwehr und einer Tankstelle. Alles ist am Hang gebaut und scheint für den Laien jeden Moment an Halt zu verlieren und abzusacken.
Vor dem Betreten des Snowboardshops fiel mir auf, dass jeder in meiner Gruppe einen Helm besaß und ich der einzige Dumme war, der mit Pudelmütze rumlief.
Mein erster Gang führte mich daher zum Helmregal, funktionell und günstig sollte er sein. Nach 5 Minuten war die Vorstellung, er könne günstig sein, dahin und ich kaufte für rund 90 € einen schneeweißen Quiksilverhelm, den ich übrigens wärmstens empfehlen kann!
Einige mussten sich noch mit Skiern und Boards aus dem Verleih ausrüsten, da sie keine eigene Ausrüstung besaßen.

Gegen 10:30 Uhr ging es dann endlich auf die Piste und zum ersten Mal nahm man seine Umgebung in ihrer Gesamtheit wahr.
Man befand sich im Zentralmassiv, der größten und höchsten Bergkette Europas zählt man es zu den Alpen dazu.
Überwältigt von den Dimensionen, die auf einen einprasselten, realisierte ich erst garnicht, wie ich gerade den Berg erklomm.
Ich sagte ja bereits in meinem Ägyptenbericht, dass ich einen gewissen Höhenrespekt besitze.
Nunja der Sessellift von La Plagne führt stellenweise 30-40 Meter über der Piste entlang.
Das war schon ein komisches Gefühl in solcher Höhe hin und her zu schaukeln, aber die Kulisse ließ einem keine Gelegenheit einen klaren Gedanken daran zu fassen.
Oben angekommen mussten wir feststellen, dass in Frankreich der Begriff Skigebiet maßgeblich ist.
Ungefähr 95% der Leute auf dem Berg waren Skifahrer, die anderen 5% teilten sich Snowboarder, Wandertouristen und Paraglider.
Nach nur wenigen Minuten ging es das erste Mal bergab.

Noch etwas wackelig auf den Beinen, es war schließlich erst mein zweiter Winterurlaub und der Letzte war lange her, fuhr ich gemütlich die Piste hinab.
Ich übte logischerweise erst einmal alle Bewegungen um mich möglichst gut auf die schwereren Pisten vorzubereiten.
Wenig später bekam ich schon die erste Rechnung für meine Unfähigkeit.
Die Diagnose lautete zu weit nach hinten gelehnt beim Bremsen. Die Folge war ein ordentlich schmerzendes Steißbein, aber damit musste ich leben.

Wir hatten uns ausgemacht gegen 12:30 Uhr zusammen Mittag in einer der Berghütten zu essen.
Die Touristenpreise hatten sich gewaschen, kostete ein Omelett mit Schinken und Champignons doch stolze 12 €. Als kleines Trostpflaster stand das Essen 3 Minuten später kochend heiß vor mir und der Kassiererin.
Nach diesem ausgiebigen Mittagessen mit Panoramablick über das nördliche Zentralmassiv ging es wieder den Berg hinunter.
Die Erfahreneren unter uns suchten den Thrill an einigen kleinen Sprungmöglichkeiten, doch das war noch lange nichts für mich. Erst einmal musste ich mich völlig sicher auf dem Brett fühlen und alles beherrschen um mich im Notfall in die richtige Richtung bewegen zu können.
Das schien immer besser zu funktionieren und ab und an gelang mir bereits ein mehrfacher 360-Turn, also eine einfache Drehung mit dem Brett, was sich leichter anhört als es in Wirklichkeit ist.

Da wir nicht wussten, wann die Geschäfte in Aime schließen würden, beschlossen wir früher als nötig die Piste zu verlassen um noch rechtzeitig für den Abend Essen und Getränke zu besorgen.
Also suchten wir uns eine Piste, welche direkt bis zu unserem Parkplatz führte, sprachen uns ab unten zu warten und fuhren los.
Das Folgende werde ich bestimmt nicht vergessen.
Vom Lift führte die Piste in einer langen Rechtskurve den Hang hinunter und nach rund 600m über eine Kuppe.
Bis dort hin kam ich nicht mehr.
Nach rund 400m wollte ich, da ich langsam schneller wurde, abbremsen und mich umdrehen da ich in diesem Moment Fakie fuhr.
Zur Erklärung, ich fahre Regular, das bedeutet mein linker Fuß ist in der Ausgangsstellung vorne und meine Füße zeigen dementsprechend nach rechts. Beim Fakiefahren steht mein rechter Fuß vorne, also schaue ich nach links.
Da die Strecke rechter Hand in den Tiefschnee mündete und ich nicht Gefahr laufen wollte einen Abhang runterzufallen, schob ich den linken Fuß nach vorne um auf der hinteren Kante abzubremsen.
Eine Folge davon ist aber leider, dass ich für kurze Zeit schneller nach rechts fahre, da ich das Brett ja praktisch nach rechts lenke.
Diese Zeitspanne war nicht kurz genug und so traf ich recht unerwartet auf den Tiefschnee und verkantete mit der vorderen Kante im Schnee.
Folglich wurde ich nach vorne übergeworfen und machte dabei einen folgenschweren Fehler.
Ich breitete die Arme aus, um mich abzufangen, kurz bevor ich mit dem Kopf im Tiefschnee landete.
Ich nahm ein unnatürliches Geräusch wahr und stellte im Schnee liegend fest, dass es wohl Etwas in meinem Oberarm sein müsse.
Beim Versuch mich aufzurichten, merkte ich dass mein rechter Arm nicht so ganz wollte.
Ein kurzes Abtasten brachte mir Gewissheit. Die Diagnose lautete rechtsseitige Schulterluxation, zu erkennen an der Tatsache, dass meine Schulterpfanne abstand, bzw. der Oberarmkopf nicht dort war wo er zu sein hatte.

Im ersten Moment einer Verletzung greift bei mir ein instinktiver Selbsterhaltungstrieb, meine Beine funktionieren, also muss ich micht nicht heulend an den Pistenrand stellen und wie in Todesangst die Leute anbrüllen, sie sollen mir doch bitte helfen.
Ein kurzes "Hey!Warte mal." entwich mir, als ich meinen Fahrer an mir vorbeirauschen sah.
Mit der Gewissheit, dass der Rest der Leute mit Sicherheit weder ein Wort deutsch noch englisch konnte und dem Wissen, dass ich mal gar keinen Bock hatte jetzt stammelnd meine Situation zu erklären, schnappte ich meinen Rucksack und mein Brett. Die rechte Schulter kann keinen Rucksack tragen, scheiß drauf, ich hab noch eine Linke!
Die rechte Hand kann kein Snowboard tragen, scheiß drauf, ich hab noch eine Linke!
Mit dem Lift vor Augen, stapfte ich die Piste hinauf, den rechten Arm leicht vorgelehnt, ein wenig Schonhaltung wird ja wohl erlaubt sein.
Oben angekommen, konnte der Liftwart nicht so wirklich glauben, dass ihm gerade ein deutscher Tourist auf französisch sagen kann, dass seine rechte Schulter ausgekugelt ist.
Kurze Zeit später befand ich mich auf einem Snowmobil in Richtung Krankenstation fahrend.
Unten angekommen wurde mein Arm wieder eingerenkt, dies passiert im Gegensatz zu deutschen Methoden mit einer Drehbewegung, die absolut unschädlich ist und keine Schmerzen verursacht. Man kommt sich dabei allerdings wie eine Playmobilfigur vor, der ein Arm wieder angeklickt werden muss.
Ich muss dazu vielleicht sagen, dass ich mich mit Verletzungen sehr schnell abfinde, versuche etwas Positives darin zu finden und keinen Moment für Weinerlichkeiten verschwende.
Die Schulter ist ausgekugelt gewesen, also heißt es im Winterurlaub kein Snowboard mehr fahren.
Ich hatte vom behandelnden Arzt ein 31-tägiges Wintersportverbot erteilt bekommen und habe mich rückblickend auch vorbildlich daran gehalten.

Danach durfte ich mir noch einen Verband holen und dazu Ibuprofen, für die Weicheier unter den Sportlern.
Zum Schluss wurde ich natürlich noch zur Kasse gebeten. Zur Debatte standen 190€ Transportkosten, ok die Fahrt war echt fett!. Außerdem 140 € Arztrechnung, leider konnte ich für 60 € mehr die hübsche Schwester nicht mitnehmen, sie hat auch leider weder englisch noch deutsch gesprochen, dafür schien sie angetan zu sein, dass ich mich bemühte französisch zu sprechen. Wie dem auch sei, Sie blieb dort und ich schnappte mir meinen Rucksack, der jetzt wieder über die rechte Schulter passte, und mein Brett, welches ich links trug, und ging leicht verspätet in Richtung Parkplatz, wo ich mit staunenden Blicken empfangen wurde, wurde doch vermutet, ich sei lediglich eine andere Piste hinuntergefahren. Dies war der ideale Zeitpunkt meinem Mitfahrer Schuldgefühle zu machen, leider ohne Erfolg.

Zurück in unserer großen Hütte wurde auf den tollen Tag angestoßen, ich musste mein Glas in der linken Hand halten.
Da mein guter Freund Mediengestalter von Beruf ist, hat er die Ambitionen gehabt einen kleinen Film über den Urlaub zu drehen.
Zu diesem Zweck sind er und ich am Folgetag ohne Brett unter den Füßen mit dem Kabinenlift auf gut 2600m Höhe gefahren und haben rund 4 Stunden dort mit filmen und chillen verbracht.
Es war einfach herrlich, wir konnten den Paraglidern aus nächster Nähe bei ihren teils waghalsigen Starts zusehen. Zum Beispiel sind die Glider am Rücken des Berges einfach von einem Vorsprung gesprungen.
Man bedenke, der Schirm liegt ausgebreitet hinter Ihnen und wird dann hinterher gezogen.
Erst wenn der Schirmführer das erste Mal wieder hochzieht sieht man, dass er mit dem Touristen im Schlepptau nicht die Klippe runter gestürzt ist, sondern behutsam durch die Bergluft gleitet.
Muss ein unglaubliches Gefühl sein, wenn der Schirm sich öffnet und du nur noch dahin gleitest. Leider, hab ich mir sagen lassen,  man muss die Seile mit beiden Händen festhalten, Fehlanzeige für Chris.

Auf diesem Gipfel gab es auch eine Art Aussichtsplattform, in Form der Bergspitze.
Dort oben stand eine kreisrunde Tafel mit allen Bergen, die man sehen konnte, ihren Namen und Höhenangaben.
Zum ersten Mal konnte ich den Mont Blanc eindeutig identifizieren, er ist einfach gewaltig und
leider auch über 100 Kilometer weit weg von dem Punkt an dem ich stand.
Wir machten, nachdem wir wieder im Tal angekommen waren, in Aime halt um noch einige Lebensmittel zu kaufen und den Sonnenuntergang zu filmen, wobei ein paar wirklich gute Aufnahmen herum kamen.

Zurück im Haus, wurde ich beim Auspacken der Sachen überrascht.
Ich dachte mein Spiegelbild stand vor mir.
Ein Gilchrist-Verband am linken Arm, zu unwahrscheinlich um wahr zu sein und doch hatte sich bei der letzten Abfahrt des zweiten Tages jemand die linke Schulter ausgekugelt.
Eigentlich absolut nicht witzig, machten wir doch einige Späße und versuchten im Team zu essen, was erstaunlich gut funktionierte.
Meine linke Hand war Herr über die Gabel und seine Rechte schnitt mit dem Messer alles klein, Not macht eben erfinderisch.
Eine weitere Person musste aufgrund von Kniebeschwerden den Wintersport einstellen und so waren wir die drei von der Intensivstation oder wie die heißen.

Bis Sylvester gingen die Tage recht schnell rum, außerdem machte der Schneefall das Fahren an zwei Tagen unmöglich, weshalb die gesamte Gruppe daheim bleiben musste.
Am 31.12 fingen wir recht früh an uns mit Trinkspielen und allerlei anderen Sachen warm zu machen.
Ich danke meinen Lehrern zur erfolgreichen Vermittlung von Kings und Durag. Bei Fragen zu diesen Spielen bitte E-Mail an den Betreiber dieser Seite.
Als es Zeit wurde vor die Tür zu gehen und das Feuerwerk zu bewundern, müssten wir ernüchtert feststellen, dass wir uns 1. in einem Nationalpark befanden und 2. in Frankreich Raketen sowieso nicht so gerne gesehen sind.
Auf der Suche nach einer Alternativbeschäftigung bemerkten wir 6-7 Franzosen auf einem nahegelegenen Balkon, wenig später fand ein Kulturaustausch der besonderen Art statt.
Lied um Lied wurde sich entgegengebrüllt, wobei auf das Verständnis des Anderen kein Wert gelegt wurde.

Wir luden zwei zufällig auf der Straße laufende Franzosen zu uns ein und einer von Ihnen brachte seine Gitarre mit um ein Wenig seines musikalischen Talentes zum Besten zu geben.
Hier spürte man schon eher, dass man auf einer Wellenlänge war und endlich konnte auch mal jemand englisch, 17 Deutsche waren erleichtert.
Mir war das relativ egal, hatte ich doch am Nachmittag aufgrund der Kälte und des fehlenden Stroms bei der Haushälterin 20 Minuten das Wort "bougies", also Kerzen, versucht zu erklären.
Zum Glück war der Strom abends wieder vorhanden, sodass wir normal heizen konnten.

Für die Meisten endete der Abend zu einer moderaten Zeit, schliesslich mussten ja am nächsten Tag noch einige Pistenkilometer gesammelt und Filmaufnahmen gedreht werden.
Auch an Neujahr blieb ich im Haus und bereitete mich auf die Abfahrt am nächsten Morgen vor. Ich gab der Hausbesitzerin die restlichen Kerzen und die Gaslampe zurück und vereinbarte einen Termin zur Abnahme des Hauses durch Eric.
Der letzte Abend in Frankreich war ganz entspannt, waren doch alle von den letzten Tagen ausgelaugt und so ging es relativ früh ins Bett, denn am nächsten Tag hiess es immerhin 1200 Kilometer zurückzulegen.

Morgens gegen 8 verabschiedeten wir uns von Eric und begannen die restlichen Sachen in die Fahrzeuge zu laden.
Auf dem Rückweg regnete es unentwegt und auch die Sicht auf die Berglandschaft in Frankreich und der Schweiz war unmoeglich. Auf Höhe Baden-Baden wechselte ich meinen Fahrer ab und versuchte erstmals nach meinem Unfall wieder ein Auto zu fahren. 6 Stunden Autobahnfahrt später erreichten wir Leipzig, luden die sächischen Passagiere und den Gepäckträger, den ich von einem freundlichen Leipziger ausgeliehen hatte, ab und fuhren in Richtung Heimat.
Im Gepäck viele neue Eindrücke, neue Freunde und die Gewissheit, dass Wintersport nicht ganz ungefährlich ist.
Wieder ein weisser Fleck weniger auf der Karte.
Auf dem Weg durch die Nacht warf ich eine CD in das Autoradio, Red Hot Chili Peppers.

Road trippin with my two favorite allies...

Und hier gibt´s noch den Film zum Urlaub, Copyright by WatchIn Media. Viel Spaß dabei!




Route du Four - Winterurlaub 2011/2012 from Marcus Hübner on Vimeo.