Hallo liebe
Freunde,
Wahnsinn, wie die
Zeit vergeht, der letzte Blogeintrag ist am 11. Oktober 2013 veröffentlicht wurden.
Das ist ganze 535
Tage her, viel zu lange, wenn ihr mich fragt.
In der Zwischenzeit habe ich es, warum auch immer, nicht für sinnvoll erachtet von meinen Erlebnissen zu schreiben. Nicht, dass es keine Urlaube gegeben hat oder andere Dinge, die es wert gewesen wären zu berichten, aber die Ziele waren lokaler angesiedelt und haben daher meinen Entdeckergeist nicht wirklich gereizt. Glücklicherweise hat sich das mit dem Flug am 22.03.2015 von Berlin in Richtung Dublin, Irland erledigt und ich konnte endlich wieder Orte entdecken, die mir vorher unbekannt waren.
Ich werde bewusst mehr Bilder in diesen Eintrag aufnehmen, weil ich es einfach für wichtig
halte, die Impressionen, die ich einfangen konnte, weiterzugeben, da die
Landschaften es einfach wert sind gezeigt zu werden.
Die Republik von
Irland liegt knappe zwei Flugstunden von Berlin entfernt und ist ein sehr raues
Land, welches ich in der Retroperspektive wesentlicher größer eingeschätzt
hätte. Meine Freundin und
ich hatten uns dazu entschlossen die grüne Insel Éire, so heißt Irland auf Gaedhilge,
der nationalen Amtssprache Irlands, mit einem Mietwagen zu befahren. Dies stellte sich
als perfekt heraus und ich kann eigentlich nur jedem raten Irland mit einem
eigenen Auto zu erkunden.
Ein wenig unwohl
war mir schon, als ich mich auf die rechte Seite des Wagens setzen und in die
linke Spur der Straße einordnen musste, aber spätestens nach einigen Stunden
gewöhnt man sich an den Linksverkehr und es fällt einem zunehmend leichter. Nach der ersten
Nacht, direkt in der Nähe des Flughafens brachen wir in Richtung Norden auf um
etwa 60 Kilometer nördlich von Dublin den Besuch dieses Landes mit einer
Besichtigung des jungsteinzeitlichen Hügelgrabes Newgrange zu beginnen.
Bereits an dieser
Stelle sei gesagt, dass der irische Heimatschutzbund, so tituliere ich Ihn
einmal, der OPW, wahrlich fantastische Arbeit leistet Fremden die Kulturen und
jeweiligen Geschichten des Landes näher zu bringen. Ich habe noch nie zuvor
erlebt, dass Geschichte so facettenreich und einnehmend aufgezeigt werden kann.
Daher definitiv von vorn herein Hut ab für die Arbeit, die die Mitarbeiter
dieser Organisation jeden Tag leisten um Kulturstätten aus allen Epochen von
Jungsteinzeit über Mittelalter bis hin zur vorletzten Jahrhundertwende zu
präservieren, restaurieren und näher zu bringen. Ich bin ganz fest der
Auffassung, dass noch viele Menschen nach mir in den Genuss kommen können diese
Orte zu besuchen und sie so vorzufinden, wie ich es getan habe.

Am Ende der Führung ging es in das Innere der uralten Kultstätte hinein. Durch einen niedrigen Gang gelangt man in das Grab selbst, in dem vor über 5000 Jahren Gebeine von wichtigen Persönlichkeiten der damaligen Zeit, auf drei Grabessteine verteilt, aufgebahrt wurden.
Wie so viele
Bauwerke auf der Welt ist auch dieses der Sonne auf eine ganz bestimmte Weise
zugewendet, sodass im Frühjahr jeden Jahres für etwa 17 Minuten das Sonnenlicht
seinen Weg ins Innere findet und die ansonsten stockfinstere Grabkammer in ein
wohlig goldenes Licht taucht. Wie bereits erwähnt ist der OPW sehr bemüht
Geschichte greifbar zu machen und so löschte die Dame, die die Führung leitete,
für einige Minuten das Licht und lies von Lampen mit organischem Licht, den
Sonnenaufgang simulieren. Wer wohl die Ehre hatte damals diesem Ereignis
beizuwohnen, kann nur spekuliert werden. Es ist auf jeden Fall eindrucksvoll
gewesen und hat mir gezeigt, dass man es nicht nur im alten Ägypten und
Ostasien verstand zu dieser Zeit großartige Bauwerke zu errichten, die noch
heute Bestand haben, auch wenn diese Gräber erst wiederentdeckt und aufs Neue
geöffnet werden mussten.
Übrigens sind die meisten der wiederentdeckten Hügelgräber entlang des Boyne weiterhin versiegelt, da man hier den Grabesfrieden waren will und die notwendigen Erkenntnisse bereits aus Newgrange und den anderen geöffneten Kultstätten ziehen konnte.


Da wir die gesamte
Woche sehr viel Glück mit dem Wetter hatten, war die Sicht auf die typisch
irische Landschaft an jedem höher gelegenen Punkt wirklich sehenswert. Meistens
ist die Landschaft durch satte grüne Wiesen geprägt, auf denen Rind- und
Schafherden weiden.
Diese Felder, häufig sehr rau und wild bewachsen, sind durch kleine Steinmauern aus Limestone, dem typisch irischen Kalkstein, getrennt. Das alles unterstützt den Eindruck eines fruchtbaren Landes mit vielen Ecken und Kanten, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Diese Felder, häufig sehr rau und wild bewachsen, sind durch kleine Steinmauern aus Limestone, dem typisch irischen Kalkstein, getrennt. Das alles unterstützt den Eindruck eines fruchtbaren Landes mit vielen Ecken und Kanten, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Nachdem wir Meath
und damit den nördlichen Teil des Ostküste Irlands besichtigt hatten und ich
meinen langersehnten Irish Stew mit Rindfleisch und Guinesssauce genießen
konnte, machten wir uns am Abend auf einen kurzen ersten Blick auf Dublin zu
erhaschen. Mit dem Zug fuhren wir von unserer Lodge am Flughafen in die
Innenstadt. Ich halte mich immer gerne mit negativen Dingen zurück, da der
Charme einer Stadt unterschiedlich empfunden werden kann, jedoch komme ich
nicht umher Dublin als reine Arbeiterstadt mit großer industrieller Ausrichtung
zu bezeichnen. Bis in den Hauptbahnhof hinein hatte ich das Gefühl durch
dreckige Arbeiterviertel zu fahren. Schornstein grenzt an Schornstein, grenzt
an Rugbyfeld und wieder an Schornstein. Attraktiv ist für mich anders, aber das
muss jeder für sich wissen. Die Innenstadt Dublins ist klein und verwinkelt und
nur wenige Ausnahmen weichen von diesem Trend ab. Pub reiht sich an Pub und die
piependen Fußgängerampeln werden vom Lärm hupender Autos und Sirenen
unterbrochen. Da macht leider nicht einmal die große Monumentstreet eine
Ausnahme. Das Standardprogramm bestehend aus Fish & Chips mit dazugehörigem
Pubbesuch inklusive Guiness beschloss den Abend und wir fuhren heim.


Da uns wenig in Dublin hielt ging es am selben Tag in Richtung des ersten Nationalparks auf unserer Route. Unweit von Dublin entfernt, erstrecken sich die Highlands im Südosten des Landes über den Wicklow Nationalpark mit dem keltischen Klosterort im Tal Glendalough. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit erreicht man, aus der Innenstadt von Dublin kommend, die brüchigen Klosterruinen am Rande zweier Bergseen. Hier war man selbst gefragt, die Örtlichkeiten zu erforschen, auch wenn abermals ein Besucherzentrum zu einer Ausstellung einlud. Wandern wird hier großgeschrieben und ein 14 Kilometer langer Wanderweg um beide Bergseen herum erschien mir passend. Zum Glück ist meine hübsche Begleitung belastbar und macht auch so einen Spaß gerne mit.
Wir verließen zu Fuß die Klostersiedlung und gingen entlang des kleineren Bergsees bis hin zum Fuße eines Wasserfalls.


Auch hier bot sich wieder das Bild des rauen Landes, das doch
trotzdem so fruchtbar und voller Leben ist. Als wir den Berg hinab stiegen,
verschwand hinter uns die Sonne und die Dämmerung machte sich im Tal breit.
Beim Parkplatz angekommen, war es bereits dunkel und es hieß noch ein wenig Strecke gut zu machen um am nächsten Morgen in Waterford weiterzumachen, schließlich hatten wir noch viel vor uns.
Beim Parkplatz angekommen, war es bereits dunkel und es hieß noch ein wenig Strecke gut zu machen um am nächsten Morgen in Waterford weiterzumachen, schließlich hatten wir noch viel vor uns.

Es gibt, wie in jeder Folklore unzählige Legenden
und Mythen, so natürlich auch hier.

Im Turm der Burg, eingemauert in die obersten Befestigungsmauern, befindet sich der Blarney Stone, welcher jedem der Ihn küsst ewige Eloquenz verspricht. Ich beschloss mich den „Millionen von Küssern“ anzuschließen und ewige Eloquenz zu erlangen, dumm nur, dass ich an leichter Höhenangst leide und der Stein der Unterste an der Mauer ist, welche freischwebend in vor einem Loch im Boden thront. Für Menschen ohne diese Probleme vielleicht keine große Sache, aber man muss sich einmal vorstellen, dass jemand der schweißige Hände und ein komisches Gefühl im Magen bekommt, wenn er auf hohen Gebäuden steht, sich auf dem Rücken liegend in ein Loch vorschiebt und dabei kopfüber 26 Meter in die Tiefe schaut nur um so einen blöden Stein zu knutschen…Schrecklich.
Da wir am nächsten Tag den berühmten Ring of Kerry, eine 180 Kilometer lange Küstenstraße im Südwesten der Insel befahren wollten, machten wir uns noch in die Richtung der Kleinstadt Killarney auf, um direkt am nächsten Tag auf der Route starten zu können. Es befahren recht viele Reisebusse mit Scharen von Touristen diese Küstengebiete und die engen Straßen an den Steilküsten mit teilweise starken Steigungen machen es schwer im Gegenverkehr der Busse zu fahren. Aus diesem Grund ist es den Bussen nur erlaubt gegen den Uhrzeigersinn, das heißt von Killarney aus gen Westen und nicht gen Süden zu fahren. Uns wurde im Hostel in Killarney und in einschlägigen Travelguides dazu geraten mit den Bussen zu fahren und somit von Killarney aus Richtung Westen aufzubrechen, um zu vermeiden, dass wir bei jedem Zusammentreffen mit einem Bus die nächste, hinter uns befindliche Parktasche im Rückwärtsgang ansteuern müssen. Man bedenke im Linksverkehr bedeutet das auf der äußeren Spur, also direkt an den Abhängen zu manövieren.
Die Ratschläge im
Hinterkopf behaltend, fuhren wir über eine Stunde vor den Reisebussen los und
trafen glücklicherweise auch keinen Einzigen davon während unserer Rundreise
an.
Rund um die große
Halbinsel Iveragh führt die Route um die großen Berge nahe dem Killarney
Nationalpark. Hier liegt auch der höchste Berg von Irland der Carrantuohill mit
etwas über 1040m Höhe, was trotz der relativen Größe sehr eindrucksvoll ist, da
man direkt den Anstieg ab dem Meeresspiegel beinah lückenlos erkennen kann.
Vorbei an kleinen verschlafenen Fischerdörfern mit farbenfroh bemalten Wohnhausfassaden ging es immer weiter in Richtung der ausgeschilderten Route. Burgruinen und die raue See bieten einen Bonus zur fast durchgängigen Aussicht auf eine der weit entfernten Nachbarhalbinseln, Beara im Süden und Dingle im Norden.

Vorbei an kleinen verschlafenen Fischerdörfern mit farbenfroh bemalten Wohnhausfassaden ging es immer weiter in Richtung der ausgeschilderten Route. Burgruinen und die raue See bieten einen Bonus zur fast durchgängigen Aussicht auf eine der weit entfernten Nachbarhalbinseln, Beara im Süden und Dingle im Norden.

Auf der größeren dieser beiden Inseln haben Mönche im 6. Jh n. Chr. ein Kloster errichtet, welches mit seiner Abgeschiedenheit stark an das sagenumwobene Avalon erinnert. Zusehen ist diese Insel übrigens auf dem Bild mit den zwei Schafen, ganz rechts, abgeschiedener geht es beinah nicht. Ein Bootstrip auf die Klosterinsel, die mittlerweile schon lange nicht mehr bewohnt ist, kann vom nahegelegenen Hafen von Portmagee aus unternommen werden, verschlingt jedoch einen halben Tag. Ich kann mir dennoch vorstellen, dass es sich lohnt den Weg auf die einsamen Inseln anzutreten, auch wenn wir es nicht getan haben.

Wer sich für den
Trip auf die Skellig Islands interessiert wird auf der Halbinsel mehr als einen
Tag verbringen oder muss damit rechnen sehr früh aufzustehen und sehr spät
zurück zu sein. Man muss also einplanen ggf. in einer der größeren Ortschaften,
Portmagee oder Sneem zum Beispiel, einzukehren und die lokalen Bed&Breakfast
Gästehäuser zu nutzen.
Da wir bei
Sonnenuntergang gerade die Rundfahrt beendet hatten, bin ich noch ein Stück
weiter nach Norden gefahren, bis in die Rugbyhauptstadt Limerick, die für mich
schönste „Großstadt“ dieses Landes. Im Stadtkern treffen Moderne in Form des
Rugbymekkas Thomond Park und Historie in Form des King John´s Castle
aufeinander und werden von super Einkaufsmöglichkeiten, Blumenbeeten und einem
halbwegs sauberen Fluss, dem Shannon ergänzt.
Ich muss ganz
ehrlich sagen, dass ich nicht erwartet hätte so weit in nicht einmal einer
Woche zu kommen, das Land lädt wirklich zum schnellen bereisen ein und gibt
einem dafür sehr viel sehr schnell zurück. Am vorletzten kompletten Tag unserer
Reise besuchten wir nebst der erwähnten Stadt Limerick noch die Klippen von
Moher, die auf einer Länge von 8 km bis
zu 214m am höchsten Punkt erreichen und eine der größten Klippenformation Europas darstellen. Von
oben sicher sehr eindrucksvoll, haben wir uns hier jedoch dafür entschieden die
Klippen von Nahem zu sehen und eine maximal einstündige Bootstour vom Hafen von
Doolin aus zu unternehmen. Über die halbwegs ruhige See erreichten wir nach 20
Minuten den Fuß der Klippen, wobei ich mich direkt an Game of Thrones oder
andere nordische Szenarien aus Film und Fernsehen zurück erinnerte fühlte.
Imposant stehen Sie da und trotzen den nicht enden wollenden Wellen aus kalten
Atlantikwasser sowie dem Guano von über 30.000 Seevögeln.

Um den Flug am Sonntag zu erwischen, fuhren wir nach Dublin, wo leider kein einziger Schlafplatz mehr frei war. Daher mussten wir bis nach Glendalough fahren, also wieder knapp eine Stunde in den Wicklow Nationalpark, um überhaupt ein Bett zu erhaschen. Aber es lief alles super und wir kamen leicht geschafft Sonntagabend in Berlin an, wo kurioserweise schlechteres Wetter vorherrschte, als es in Irland der Fall war.
Abschließend kann ich jedem der nordisches Flair und raue Landschaften mag nur ans Herz legen sich Irland anzusehen. Es belohnt einen in kurzer Zeit mit tollen Eindrücken und macht seine wilde Natur jedem zugänglich der gewillt ist auch einmal nass zu werden um etwas Schönes zu sehen. Bei euch mache ich mir dabei aber keine Sorgen, denn genauso wie ich tanzt ihr sicherlich auch alle im Regen, anstatt davor zu fliehen. Besten Dank dafür, dass ihr nach so langer Zeit wieder rein gelesen habt.
Ich werde
versuchen den nächsten Eintrag noch dieses Jahr, vielleicht nach dem Sommer, zu
veröffentlichen. Es ist schwierig, wenn man nicht gerade Weltreisender über
Monate hinweg ist, Stoff für solche Berichte zu finden. Es wäre vielleicht auch
nicht mehr so besonders, wenn es der Alltag wäre. Ich für meinen Teil freue
mich schon auf die nächste Runde, die hoffentlich einmal mehr auf und in die
Ozeane dieser Welt führt. Meine Haut dürstet nach Salzwasser und meine Lunge
nach Druckluftbetankung.
Alles Gute für
euch und frohe Ostern!
Euer Chris