Weiter geht es mit der Erkundung Islands.
Im letzten Beitrag
schloß ich damit ab, dass wir am Vulkansee Mývatn einige Geheimtipps verpasst
haben.
Das ganze Gebiet
um den See ist ein in sich geschlossenes Erholungsgebiet mit tollen
Wanderwegen, rustikalen Landschaften, frischer Luft und vielen kleinen Dingen,
die es zu entdecken gilt - typisch Island eben.
Wir entschieden uns dazu, anstatt direkt in Richtung Osten zu fahren
die alte Walfängerstadt Húsavík, die heutzutage
Heimat des Walmuseums und ökologischer Walbeobachtungen ist, zu besuchen.
Das
Museum ist, wie so ziemlich alle historischen Ausstellungen des Landes mit
knapp 15 € Eintritt sicher nicht billig, aber ungefähr im landesweiten
Durchschnitt einzuordnen.
Den
auf den ersten Blick hohen Preis macht die doch sehr kleine Ausstellung mit
sehr viel Anschauungsmaterial wieder weg.
Eine
genaue Beschreibung jeder Walart, sowie Bild-,Ton- und Videomaterial sind
genauso Bestandteil des Museums, wie Walskelette, die akribisch konserviert
wurden.
Das
Highlight bildet hier sicher ein 25 Meter langes Blauwalskelett eines
mittelgroßen Bullen, der vor einigen Jahren auf Island gestrandet ist.
Wer im Norden
Islands unterwegs ist, tut gut daran sich die Geschichte der Wale Islands in
dieser Ausstellung anzusehen.
Man merkt Húsavík
definitiv seinen Reichtum durch den Tourismus an, gibt es hier doch die größte
Chance auf Walsichtungen auf der ganzen Insel.
Fährt man die
Hauptstraße 85, welche durch den Ort führt, weiter entlang der Küste nach
Norden findet man sich, sobald man die Landzunge hinter sich gelassen hat, am
Rand des Nationalparks Jökulsárgljúfur
/ Vatnajökull wieder.
Hier gibt es die
Möglichkeit rechts- und linksseitig des großen Canyons entlang zu fahren,
wodurch man letztlich rechts oder links des wasserreichsten Wasserfalls Europas
landet.
Vorher sollte man
tanken, da die Fahrt an sich schon recht lange dauert und am Ende des
Nationalparks auch nicht gerade die Zivilisation in seiner Reinkultur auf dich wartet.
Daher unbedingt
vorher direkt neben dem Nationalpark tanken und sich für eine Route
entscheiden.
Dazu sei zu sagen,
dass man auch in den Canyon fahren kann.
Ásbyrgi, so der
Name des Canyons wird auch Sleipnir´s Hufabdruck genannt.
Sleipnir, für die, die es nicht wissen, ist das achtbeinige Pferd des Göttervaters Odyn und es soll
hier seinen Hufabdruck in der Erde hinterlassen haben.
Wir wählten die von Norden kommend rechte Seite des Nationalparks zu befahren,
also die westliche Route, da man hier die Möglichkeit hat mit Hljóðaklettar
eine der spektakulärsten Basaltsteinformationen zu sehen, die es auf unserem
Planeten gibt.
Hier scheinen sich
riesige Säulen aus Basaltstein an Steilwänden in alle Richtungen zu biegen und
zu winden.
Von den Kräften
der Erde gegeneinander verschoben ist dieser Ort definitiv einen Besuch wert.
Würde man mich im
Norden des Nationalparks absetzen, würde ich glauben, ich bin in einer
nordamerikanischen Steppe.
Verdorrte trockene
Pflanzen, Nadelgewächse und der Canyon bilden ein für Island einzigartiges
Gesamtbild.
Den Kontrast dazu
bildet das Gebiet um den bereits erwähnten Wasserfall.
Wie eine
Mondlandschaft besticht der Drehort des Films Prometheus durch dunkelgraue
Aschefelder durchzogen von kleinen Steinen.
Hier liegt mit dem
Dettifoss Europas leistungsstärkster Wasserfall am südlichen Ende des
Nationalparks.
Fast 200
Kubikmeter Wasser stürzen hier pro Sekunde in die 45m tiefe Schlucht hinab.
Den Wasserfall
kann man bereits aus einiger Entfernung hören und ich muss sagen, es ist
einfach gewaltig, was sich hier einem bietet.
Man muss am Rand
des Wasserfalls stehend schreien um einander zu verstehen, als würde ein Güterzug
kontinuierlich an einem vorbeifahren.
Rückblickend
betrachtet, war dies für mich der Auslöser.
Ich habe keinen
der anderen Wasserfälle mehr so richtig wahrgenommen, alles verblasste im
Vergleich mit dieser Naturgewalt.
Ihr wollt
Schönheit und Wucht bestauen? Dann seht euch den Dynjandi und den Dettifoss an
und macht danach für alle Zeit einen Haken an das Thema Wasserfälle Europas.
Da wir an diesem
Tag aus der Bucht von Akureyri bis hierher gefahren waren, kamen wir sehr spät
am Wasserfall an und waren insgesamt 6 Personen auf beiden Seiten des Monsters.
Diese Entspanntheit
an einem der Touristenhotspots des Landes war wirklich sehr zu genießen.
In den
Abendstunden des nun bereits 7. Tages fuhren wir in Richtung des selbst für
isländische Verhältnisse entlegenen Zeltplatzes Möðrudalur.
Dieser ist für
mich der schönste Campingplatz auf dem ich jemals gewesen bin.
In Mitten einer
kargen Steinwüste liegt eine kleine Gruppe von Häusern, die am Ehesten an eine
Hippiekommune erinnert. Naturbaustoffe wie Moos und Holz runden den rustikalen
Look ab und Sammy die Hausziege verleiht dem Ort Charakter.
Von hier aus kann
man auch zu den unzähligen Helikopterrouten starten, die aber so sündhaft teuer
sind, dass wir nie an eine Buchung dachten.
Mit Blick auf den weit
entfernten Tafelvulkan und die Königin der Berge Islands, Herðubreið, kann man
hier komplett abschalten und die Seele baumeln lassen.
Wir hatten uns für
den nächsten Tag nicht allzu viel vorgenommen, allgemein empfinde ich den Osten
Islands als eher spärlich mit Pflichtprogrammpunkten gesät.
Tag 8 stand im
Zeichen des Ostens Islands und dessen Durchquerung.
Mit Egilsstaðir
liegt am großen Bergsee Lagarfljót eine kleine beschauliche Stadt, an die im
Osten einige der schönsten Fjorde des Landes grenzen.
Der Schauspieler
Ben Stiller beispielsweise fuhr in seiner Rolle des Walter Mitty die
malerischen Serpentinen des Seyðisfjörður auf einem Longboard hinab.
Wer nicht für
Filmkulissen, sondern schöne Orte das Land bereist, der sollte trotzdem in
diesen Fjord einbiegen, denn die gleichnahmige Stadt wirkt umgeben von riesigen
Klippen wie ein Alpendorf mit einer Menge Charme.
Leider haben wir
etwas Pech mit einer kleinen Wolkendecke gehabt und konnten den Fjord daher
nicht in seiner ganzen Pracht sehen.
Nachdem wir den
Fjord wieder verlassen hatten, ging es weiter die Ringstraße 1 entlang in
Richtung Süden.
Die Region um Egilsstaðir,
die den Namen Austurland trägt erinnert sehr an eine schöne alpine Bergregion
mit satten Wiesen.
Hier laden
Bergflüsse und Wanderpfade zum Erkunden ein.
Da wir am diesem
Tag noch bis in den Süden vordringen wollten, fuhren wir durch Abkürzung
über eine kleine Bergstraße recht zügig bis an die Südostspitze Islands.
Hier, am
Leuchtturm von Hvalnes gibt es den schönsten Vulkansteinstrand des Landes.
Am Leuchtturm
stehend, konnten wir das Ende des schmalen Strandes in der Ferne nur erahnen.
Hier blies uns zum
ersten Mal ein heftiger Wind entgegen, so stark, dass man bereits aufpassen
musste, dass einem die Autotür nicht weggerissen wird.
Ich habe es bisher
noch nie erlebt, dass mich eine Mietwagenfirma explizit darauf hingewiesen hat,
dass durch Winde zerstörte Türen nicht im Versicherungspaket enthalten sind.
An diesem Ort
wurde mir klar, warum das der Fall ist.
Eine Unachtsamkeit
bei starkem Wind und das Türgelenk reißt aus.
Scharen von
Eiderenten belagern den Strand und bieten abermals den Vogelenthusiasten eine
tolle Anlaufstelle.
Da wir uns nun im
Süden der Insel befanden, konnten die großen Gletscher nicht weit sein.
Der Vatnajökull
ist gleichzeitig der größte Gletscher des Landes, sowie der mit Abstand größte
Nationalpark.
Der Park erstreckt
sich über 14% der Landmasse Islands und beherbergt neben Vulkanen und mehreren
Gletschern auch den berühmten Jökulsárlón, die Gletscherlagune, dessen
Eismassen Scharen von Touristen an seine Ufer ziehen.
Bei leider sehr
diesigem Wetter fuhren wir diesen Ort an und konnten lediglich einen
eingeschränkten Blick auf den See werfen, der unweit von der Nordatlantikküste
entfernt ist.
Nach einigen
Minuten verließen wir den See wieder, um uns einen Campingplatz zu suchen und
es am nächsten Tag bei besserem Wetter erneut zu versuchen.
Auf dem Weg zu
unserem Campingplatz zeigten sich uns massive Gletscherzungen, die aus dem
Nationalpark in Richtung Meer zu ziehen schienen.
In dieser Nacht
sollten wir die erste halbwegs reale Nacht erleben, da wir im Schatten des
größten Berges Islands campierten, dem Hvannadalshnúkur.
Sein Schatten
erlaubte zum ersten Mal in diesem Urlaub eine Abendstimmung und so genossen wir
die unbekannte Dunkelheit der Nacht.
Für mich
persönlich war es viel imposanter die großen Gletscherzungen zu sehen, die in
die Lagunen ragen, wirklich gewaltig, was hier einem die Natur bietet.
Durch Wanderwege
ist es möglich die beiden Lagunen und die Gletscher ohne viel Gedrängel zu
betrachten und den definitiv vorhandenen Massen an Touristen zu entgehen.
An diesem Tag
hatten wir noch viel vor und ich möchte meinen, dass es der anstrengendste Tag
der Reise war.
In Richtung Westen
fahrend, kamen wir bald an einer Weggabelung vorbei, an der man ins
Landesinnere auf der F208 bis ins Hochland von Landmannalaugar gelangen kann.
Zuerst wollten wir
uns allerdings im Süden noch einige Punkte ansehen.
Reynisfjara, der
Strand von Vík wird allgemein als tollster Vulkansteinstrand verkauft, doch ich
muss ganz ehrlich sagen, dass mir der Strand bei Hvalnes um einiges besser
gefallen hat.
Hier im Süden des
Landes merkt man die erhöhten Besucherzahlen doch deutlich. Wer eine Umrundung
der Insel als zu beschwerlich oder lange erachtet, der macht eine 2-3 tägige
Reise im Süden des Landes.
Weitere
Basaltformationen am Strand von Vik lockten daher hunderte Besucher an, von
denen wir uns aber fernzuhalten wussten.
Dyrhólaey ist ein
alleinstehendes Felsenplateau direkt am Meer auf dessen großer Plattform ein
unglaublich starker Wind weht und man einen tollen Blick über die Küstenlinie
neben sich, das Meer vor sich und die Gletscher hinter sich genießen kann.
Der trockene
Sandstrand im Westen lockt zahlreiche Fotografen und deren Begleiter mit einer
sonderbaren Attraktion. In Mitten von staubigem Sand aus Vulkangestein liegt
eine US-amerikanische C-117, ein Flugzeug, das einem alten Bomber ähnelt.
4 Kilometer
Fußmarsch von der Straße entfernt, pilgern hier viele Menschen zum Wrack der in
den 70ern abgestürzten Maschine, um das beste Foto zu schießen.
Wieder am
Parkplatz angekommen machten wir uns auf den Weg zur vorher passierten
Weggabelung zur F208.
Hier möchte ich
gerne noch einmal einhaken.
Urlaub machen,
neue Kulturen und Natur kennenlernen, das bedeutet für viele Menschen
Entspannung, die Seele baumeln lassen, den Alltag vergessen und sich einfach
treiben zu lassen.
Nun gibt es aber
auch die Abenteuerurlauber, wie mich, die neben diesen Dingen auch den
Nervenkitzel suchen, das Gefühl am Leben zu sein intensiver wahrzunehmen als es
sonst der Fall ist.
Hürden sind dazu
da, um überwunden zu werden und im Nachgang sagen zu können: „Ich war hier, ich
bin dadurch und kam heil wieder raus.“ .
Die F208 bietet
genau das.
Während Sie zu
Beginn eine eher gewöhnliche Kieselstraße ist, erreicht man nach einigen
Kilometern ein Warnschild, welches einem mehrere Dinge aufzeigt und
ausdrücklich verbietet das nun folgende Gebiet mit einem handelsüblichen PKW zu
befahren.
Luftlinie gerade
einmal 20 Kilometer von hier entfernt, liegt in Mitten des Hochlandes die Ebene
Landmannalaugar und der gleichnamige Zeltplatz.
64 Kilometer
Hochlandstraße lagen vor uns und wir wussten bereits, was uns an diesem Abend
noch bevor stehen sollte.
Wenige Kilometer
nach der Einfahrt auf die Hochlandstraße und mit teils horrenden Straßenverhältnissen,
bei denen viele Autos nicht weiter gekommen wären, liegt ein kleiner
Campingplatz neben der Straße.
Dies konnte doch
nicht Landmannalaugar sein, dachten wir uns. Der Weg war viel zu kurz und, ohne
überheblich klingen zu wollen, viel zu einfach zu überwinden.
Wir fragten die
ansässige Parkrangerin nach dem Zeltplatz von Landmannalaugar, den Sie uns
weitere 55 Kilometer entfernt zwischen den Bergen versprach.
Nun ist ein
Mitsubishi Pajero wahrlich kein kleines Auto, selten war unser Gefährt auf
Parkplätzen nicht das Größte.
Doch die Rangerin
blickte unbeeindruckt den Jeep an, auf den wir ja so stolz waren und meinte
nur, dass er vielleicht etwas zu klein sein könnte. Die Bodenfreiheit lässt
wohl zu wünschen übrig.
Sie wollte uns
sicher keine Angst machen, ich konnte ihren Kommentar gut einordnen.
Immer wieder
müssen auf dieser Straße Fahrzeuge aus den Flüssen geborgen werden, was nicht
nur den Totalschaden des Fahrzeugs bedeuten kann, sondern auch einen saftigen
5-stelligen Rechnungsbetrag für die Bergung mit sich bringt.
Bevor Sie uns
gehen ließ, erklärte Sie eindringlich, wie eine Flussdurchquerung am besten
durchzuführen ist.
Man solle sich am
Rand des Weges aufhalten, um nicht in die Fahrrinnen der größeren Fahrzeuge
einzutauchen und unbedingt schräg auf das Gewässer zu fahren, damit die
Strömung das Fahrzeug weniger stark erwischt.
Die Tipps waren
Gold wert, sollten wir doch die nächsten 2,5 Stunden damit verbringen 55
Kilometer Hochlandstrecke und über 10 Flüsse zu durchfahren.
Gletscherflüsse
sind besonders tückisch, da ihre Fließgeschwindigkeit sehr viel höher ist, als
die von Flachlandbächen, wie man sie z.B. in Australien vorfindet.
Zusätzlich dazu
sind die Flussbetten meist aus Kies und daher nicht sehr beständig.
Einige Kurven nach
dem Campingplatz fuhren wir auf das erste Flussbett zu und ich bereitete mich
auf das, was die erste von vielen Barfußbegehungen der Flüsse sein sollte, vor.
Eiskaltes
Gletscherwasser und eine leichte Strömung umgaben meine Beine bis zum unteren
Ende meiner Knie, während ich den besten Weg durch das Flussbett zu finden
versuchte.
Konzentriert
setzte ich mich wieder hinter das Steuer und fuhr mit ein wenig Anlauf durch
den vorher ausgewählten Weg im Fluss.
Es funktionierte
einwandfrei, auch wenn es doch sehr befremdlich für eine 4er Gruppe von
behüteten Stadtkindern ist durch Gletscherflüsse mit einem Jeep zu fahren.
Die Strecke zog
sich sehr lange hin und die restlichen 50 Kilometer bis zum Zeltlager waren von
den schlimmsten Schlaglöchern gepflastert, die ich je gesehen habe. Man merkt
wirklich, dass hier einfach keine normalen Straßenregeln mehr gelten.
Steigungen und
Gefälle jenseits der 15%, knietiefe Flusspassagen und hohe Steinkanten, die den
Tod für jeden Unterboden bedeuten können.
Manchmal kamen
auch einige dieser Faktoren zusammen, wie z.B. bei extremer Steigung
Schlaglöchern auszuweichen.
Da konnten wir
froh sein, dass Wasser die nette Angewohnheit hat nicht über Steigungen zu
fließen.
Es wurde langsam
dunkler, als wir gegen 23 Uhr das Zeltlager in Mitten von Landmannalaugar
erreichten.
Der Parkplatz vor
dem Lager erschien mir unerwartet voll zu sein, jedoch beantwortete mir die
große überflutete Furt vor dem Zeltplatz diese Frage. Nach über 2 Stunden extremem
Gelände wollte ich es nicht noch ein letztes Mal riskieren steckenzubleiben. Ab
hier sollte es in den Norden keine weiteren Flusspassagen geben und die paar
hundert Meter in das Lager konnten wir auch über eine kleine Brücke zu Fuß
bewerkstelligen.
Das Camp von
Landmannalaugar hat einen Basiscamp Charakter.
Schroffer
Steinboden mit Expeditionszelten bietet Wandergruppen einen Ausgangspunkt zu
Ausflügen in den Nationalpark.
Hier standen mit
Abstand die größten Fahrzeuge, die ich auf der Reise gesehen haben.
Umgebaute THW
Fahrzeuge, Unimogs und eine Armada an Land Rover Defender lies mich
hinterfragen, wieso ich so lange überzeugt war, dass der Pajero hier mitmischen
könne.
Eigentlich hatte
ich geplant hier einen Wandertag einzulegen, aber die Strapazen des vorherigen
Abends gepaart mit dem unangenehmen Schlafplatz haben uns alle dann doch lieber
den Weg in die Zivilisation zurück suchen lassen.
Es war mir eine
große Freude schwierigste Passage meiner bisherigen Fahrerkarriere, wenn ich
das nächste Mal zu dir komme, dann auf doppelt so großen Reifen und mit
Nebelhörnern.
Die Nordstrecke in
den Nationalpark, in dessen Mitte das Basislager liegt, ist mit weiteren 50
Kilometer nicht viel kürzer als der südliche Teil, jedoch dank fehlender
Flüsse und anderweitig extremen Bedingungen sehr viel leichter zu befahren.
Sollte also Jemand
hier her wollen, nehmt die Nordroute über die F26, die andere Richtung ist nur
was für die ganz Harten…und für mich.
Nein im Ernst, ich
würde nicht empfehlen mit Kleinstjeeps, wie einem Suzuki Jimny die südliche
Straße zu nehmen.
Weitere 85
Kilometer weiter südlich stießen wir wieder auf die Ringstraße 1, nachdem wir
insgesamt mehr als doppelt so viel Strecke aus dem Nationalpark heraus
bewältigen mussten, als der Hinweg in Anspruch nahm.
In Sichtweite der
beiden Vulkane Hekla und dem, aktuell sicher bekanntesten Vulkan Islands, dem Eyjafjallajökull
stellten wir unsere Zelte auf und besuchten einige sehr schöne Wasserfälle des
Umlandes inkl. dem wundervoll versteckten Gljúfrabúi. Hier könnt ihr durch
einen Spalt über einige Trittsteine im Flussbett in eine Höhle gelangen, in die
von oben der Wasserfall herein stürzt.
Das ist sehr nass,
aber auch sehr sehr schön. Der Seljalandsfoss und der Skógafoss sind dann eher
die typischen, wenn auch wunderschönen Touristenspots, die es trotzdem lohnt
sich anzusehen.
Wahrscheinlich
sind es für jemanden der Dynjandi und Dettifoss nicht gesehen hat mit die
tollsten Wasserfälle des Landes, doch wie bereits erwähnt, wurde meine
Wenigkeit etwas übersättigt.
Ungefähr 30
Kilometer südlich des Festlandes liegt in Sichtweite des Gipfels des Eyjafjallajökull
die Inselgruppe der Vestmannaeyjar oder wie wir sie nennen, die Westmann
Inseln.
Wir hatten bereits
2 Tage zuvor, so will es die Fährengesellschafft, Fahrkarten für eine Überfahrt
auf die Hauptinsel der Vestmannaeyjar Heimaey gebucht.
Diese sind mit
knapp 10 € wirklich nicht zu teuer und abgesehen von dem tollen Zielort ist es
auch einmal schön das Land vom Meer aus zu sehen.
Vielleicht kennen
einige der lesenden internetbegeisterten Menschen Fotos von schroffen Inseln,
deren grüne Landmasse lediglich von einer einzigen kleinen Hütte besetzt ist.
Diese
Rückzugspunkte im Falle einer Zombieapokalypse befinden sich hier.
Die Hütten sind
alte Jagdhäuser, die die Isländer für die mehrtägige Jagd auf Puffins,
Papageitaucher genutzt haben.
Heimaey hat gleich
zwei größere Nistplätze dieser Vögel, die zusammen mit den Gruppen der umliegenden
Inseln, die größte Puffinkolonie Islands und eine der größten der Welt bilden.
Die Hauptinsel der
Vestmanneyjar wurde vor 24 Jahren Schauplatz eines Vulkanausbruchs, der die
Insel und seine Bewohner langfristig verändern sollte.
Die Küstenlinie an
der der Vulkan ausbrach verschob sich um einen Kilometer ins offene Meer, so
sind heutzutage mehrere Quadratkilometer neue Landmasse, sowie ein neuer
Vulkanschlot auf der Insel zu finden.
Glücklicherweise
gab es damals keine Katastrophe, die Menschenleben kostete und so bauten die
Bewohner ihre Stadt wieder auf. Das wirklich gute Vulkanmuseum erinnert an die
Ereignisse von 1973 und stellt auch die Insel Surtsey vor.
Surtsey ist der
einzige Ort auf der Welt, an dem der Mensch die Entstehung von Leben und die
Besiedlung neuer Gebiete erforschen kann.
Eine Sperrzone um
die Insel lässt keine menschliche Besiedlung zu und lediglich Expeditionen zur
Kartographie und Artenbestimmung sind erlaubt, wirklich spannend.
Nachdem wir im
Museum waren, bestiegen wir den neu entstandenen Vulkan Eldfell, der 200 Meter
über dem Meeresspiegel thront.
An dessen Spitze,
an der wir uns kurz ausruhten und den Ausblick genossen, befindet sich ein
kleines Loch im Boden.
Hier geht es
höchstens einen halben Meter tief in die erkaltete Vulkanschlacke hinein, bis
man den Boden mit der Hand erreicht.
Der Vulkan strahlt
an dieser Stelle eine unglaubliche Wärme aus, hier könnte man sogar Käse
schmelzen.
Nicht, dass ich
das ausprobiert hätte oder so, das wäre ja albern.
Bis jetzt hatten
wir noch nicht einen Puffin gesehen und da schon Rentiere im Landmannalaugar,
Polarfüchse und Wale uns nicht begegnet sind, wollten wir unbedingt diese Tiere
aus nächster Nähe sehen.
Genau gegenüber
vom Vulkan liegt die Schlucht Herjólfsdalur an deren Ende eine fast 280m hohe
Klippe aus dem Boden ragt.
Ich kann euch
sagen, ich bin noch nie einen so steilen Wanderweg empor geklettert.
Ungefähr 230
Höhenmeter im Zickzack an einer Steilwand empor ging es bis zum Bergkamm an
dessen Überhang der Meereswind uns fast die Beine wegriss.
Nach einigem Hin
und Her entschloss sich meine wunderschöne Reisepartnerin dazu, dass wir für
Puffinsichtungen wohl noch weiter mussten.
Von hier aus können
Mutige ein Stück weit zur Nordwestspitze der Insel auf dem Kamm entlang laufen
und auf der Meeresseite der Steilklippe auf Vogelschau gehen.
Hier sahen wir sie
dann in weiter Ferne arttypisch trolldoof mit den Flügeln schlagen.
Immer wieder
flogen die kleinen Mischungen aus Papagei und Pinguin über uns hinweg, jedoch
in einer Entfernung, die es unmöglich machte als Hobbyfotograf gute Aufnahmen
der Tiere zu erhaschen.
Leicht enttäuscht
aber dennoch glücklich machten wir uns auf den Rückweg.
Die Fähre zum
Festland legte gegen 21 Uhr zum letzten Mal ab und wir hatten nur noch in etwa
2 Stunden auf der Insel, mussten aber noch ins Tal zurück und in die Stadt.
Es war also Zeit
für den Rückweg, da bemerkten wir, dass wir wohl den Aufstieg über blind
gewesen sein mussten.
Auf der Landseite
der Klippe, kurz unter dem Bergkamm führten die Puffins einen Tanz auf und
flogen teils wenige Meter über unseren Köpfen hinweg.
Ich bin kein
Tierfotograf und werde es wohl auch eher nicht werden, aber der Durst die Tiere
aus nächster Nähe zu sehen und das auf Film zu bannen, war deutlich spürbar.
Da ich mit meiner
Handykamera hoffnungslos ausgerüstet war, musste ich mich auf meine Begleiter
verlassen, die hier wohl stundenlang den schönen kleinen Tieren hätten zusehen
können.
Hier oben stehend,
genossen wir die Aussicht auf diese kleine Insel und ihre wundervolle Tierwelt
in vollen Zügen.
Auch wenn es nicht
ungefährlich ist und Bootstouren für die Tiere sicher besseren Abstand halten,
so kriegt man in Mitten der Flugrouten, unweit der Nester der Tiere doch viel
mehr das Gefühl Teil der Natur zu sein.
Nach dem Abstieg,
der ebenfalls sehr mühsam war, begaben wir uns zur Fähre und fuhren zurück zum
Festland.
Wie bestellt
verabschiedeten uns die Puffins mit Jagdeinlagen auf dem Meer und Taucheinlagen
in der Abendsonne.
Vertu blessaður
Heimaey, auf Wiedersehen Heimaey, du bist eine Perle.
Zurück an Land
fuhren wir in Richtung Reykjavik, da wir den spontan umgebuchten Wagen nicht
die volle Zeit über behalten konnten, weil er im August vermietet war, mussten
wir das Fahrzeug tauschen und so campierten wir südlich der Stadt Selfoss,
bevor wir am nächsten Tag den Golden Circle, die Touristenmeile Islands
besuchen wollten.
Hier im Hinterland
Reykjaviks befinden sich die großen Geysire, von denen der Größte diesem
Naturphänomen den Namen gegeben hat.
Geysir schießt nur
während eines Erdbebens heißes Wasser 70 Meter in die Höhe, sein kleinerer
Bruder hingegen schießt alle 10 Minuten 1-2 Mal eine 15 Meter hohe Säule.
Ich muss ganz
ehrlich gestehen, ich habe mir hiervon irgendwie mehr erhofft.
Das Areal um die
Geysire ist sehr interessant mit teils Azurblauen Teichen aus kochendem Wasser,
aber die unglaublichen Touristenströme und eher moderate Höhe des Geysirs
machen dies nicht zu einem Highlight für mich.
Ein Stück nördlich
der Geysire befindet sich mit dem Gullfoss der wohl meist frequentierte
Wasserfall Islands.
Tausende Menschen
drängten sich zum Rand des Wasserfalls und machten den Ort ebenfalls nicht zu
einem Highlight.
Versteht mich
nicht falsch der Wasserfall sieht toll aus und ist gewaltig groß, aber nun ja
Dettifoss ist ihm zuvor gekommen.
Das letzte Ziel
des Golden Circle ist der Nationalpark Þingvellir, das wird in etwa thingvellir
ausgesprochen.
Hier sieht man die
Kontinentalspalte, die Island auf zwei tektonischen Platten sitzen lässt am
aller deutlichsten.
Man kann zwischen
den Rändern der Platte entlang laufen und von Amerika zur eurasischen Seite
blicken.
Ein toller Ort
nicht nur für Geologen, sondern auch für Sporttaucher, denn der See Þingvallavatn
beinhaltet die Silfraspalte, welche dafür bekannt ist, das klarste Wasser der
Welt zu enthalten.
Da ich keine
Ambitionen hatte einen Trockentauchschein zu machen und dann 300 € für einen
Tauchgang auszugeben, habe ich mir das Spektakel lieber mit meinen nicht
Tauchfreunden und meinem Tauchbuddy fürs Leben von oben angesehen.
Es ist
unglaublich, wie klar das Wasser hier ist, die Treppe, welche in die Spalte
führt lässt nicht erkennen an welcher Stelle das Wasser beginnt.
Somit ist klar,
dass ich hier irgendwann einmal mit einer Flasche auf dem Rücken in das 2-4
Grad kalte Wasser eintauchen und mir das Ganze von unten ansehen muss.
Für die restlichen
Tage auf Island nisteten wir uns auf der Halbinsel von Keflavík unweit von
Reykjavik ein.
Wir brachten am
nächsten Tag das Auto zur Vermietungsfirma und erhielten einen sehr neuen
Hyundai Tucson als Leihwagen für die restlichen Tage.
Reykjavik selbst
ist wirklich nicht sehr groß und auch die Attraktionen und Sehenswürdigkeiten
halten sich leider in Grenzen.
Nebst einem Besuch
in der Hallgrimskirkja, von deren Kirchenturm aus man die ganze Stadt sehen
kann, empfehle ich einen Besuch in den beiden Szenestraßen Austurstræti und Bankastræti.
Hier ist Reykjavik
wirklich cool und jung, so wie ich es mir vorgestellt habe.
Darüber hinaus waren
wir lediglich etwas Landestypisches essen.
Hier habe ich
neben dem unglaublich leckeren plokkfiskur, was grob gesagt Kartoffelbrei mit
Fischstückchen ist, auch hákarl gegessen, den berüchtigten fermentierten Hai.
Ich will über die
Essbarkeit nicht urteilen, mir hat es gar nicht geschmeckt und eine sich
entwickelnde Fäulnis im Mund ist nicht mein Fall, aber ein Bekannter von mir,
den wir einige Tage später in einem Vorort getroffen haben, schwört auf das
Zeug.
Isländisches
Roggenbrot ist der Wahnsinn und auch Lammfleisch ist nie verkehrt.
Nun bleibt mir nur
noch übrig unser letztes Highlight dieser Reise näher zu beschreiben.
Am Vortag unserer
Abreise hatten wir eine Tour in den Thrihnukagigur Vulkan gebucht und fuhren
hierzu einige Kilometer von Reykjavik entfernt in ein im Sommer stillgelegtes
Skigebiet.
Während der
Wanderung zum Vulkan konnte man auch hier die Plattentektonik deutlich sehen,
so mussten wir beispielweise über eine kleine Metallbrücke laufen, die
praktisch Euroasien mit Amerika verbunden hat.
Nach einem kurzen
Briefing im Basecamp der Firma, die den Abstieg in den Vulkan anbietet, legten
wir schon die Sicherungsgurte an und setzten die Höhlenforscherhelme auf.
120 Meter tief
fährt man hier vom Gipfel des Vulkans mit einem umgebauten Fensterputzerlift
bis auf den Boden der kollabierten Magmakammer hinab.
Hier unten kann
man in einer kleinen Gruppe von 8 Leuten die Kräfte der Natur mit eigenen Augen
sehen.
In Mitten der Erde
fühle ich mich zurück erinnert an den Beginn unserer Reise und die Abenteuer
der Figuren aus Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, die am Snæfellsjökull
ihren Anfang nahmen.
Wo wir gerade beim
Thema „Zurück“ sind, am nächsten Tag stiegen wir nachts in den Flieger und
konnten sicher in Frankfurt landen.
Frankfurt hat
übrigens mehr als zweimal so viele Einwohner, wie das schöne Land, das ich euch
auf den letzten Seiten vorstellen durfte.
Am Ende dieser
Reise bleibt mir nur übrig mich bei meiner Reisegruppe und meiner Freundin zu
bedanken, die mich durch die nächtliche Kälte hinweg begleitet hat.
Island ist
wahrlich kein Land für einen entspannten Erholungsurlaub.
Es ist ein Ort der
einem seine Schönheit nur zeigt, wenn man es sich verdient und ich denke, dass
wir 4 das allesamt geschafft haben.
Wir haben über
3,500 Kilometer in 16 Tagen zurück gelegt und dabei eine raue Umgebung
kennengelernt, vor deren Bewohnern ich meinen Hut ziehen muss.
Man lässt viel
Schweiß durch beschwerliche Wege und Tränen durch Wind und Kälte zurück, aber
man nimmt sich doch ein Stück Island mit.
Nämlich das
Wissen, dass der Mensch nicht immer Herr seiner Umgebung sein kann oder sollte.
Der Einklang mit
der Natur ist es doch, der einen am meisten erfüllt.
Neue Wege findet man nicht indem man das Straßenschild auf der planierten Straße liest, sondern durch die Besteigung von Bergen, die Entdeckung von Tieren, deren Sichtung man fast aufgegeben hat.
Schaut euch Island
an, wenn ihr denkt dafür gemacht zu sein, aber bitte reiht euch ein, denn
nichts wäre schlimmer, als dieses Land, wo der Mensch geduldet wird, unserer
alleszerstörenden Modernisierung zum Opfer fallen zu lassen.
Danke für euer
Durchhaltevermögen bei diesem ewig langen Beitrag.
Ich hatte noch nie
so viele Dinge über die ich schreiben und so Wenige, die ich außer Acht lassen
wollte.
Bis zum nächsten
Mal Freunde.
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