Island, eine Vulkaninsel geprägt von dem Zusammenspiel der Elemente, deren Wind ein Lied von Eis und Feuer spielen.
Am 17.Juli 2017
ging es für zwei meiner besten Freunde, meine Freundin und mich auf eine Reise in
dieses spannende Land
Über Schottlands
Küste hinweg in Richtung Grönland manövrierte unser Kapitän das Flugzeug mit
dem Ziel Keflavik Airport nahe der isländischen Hauptstadt Reykjavik.
In strömendem
Regen und mit heftigen Meereswinden erreichten wir am frühen Nachmittag das nordwestlichste
Land Europas und wurden direkt von schlechtem Wetter empfangen.
Eine der
Weisheiten auf Island lautet, warte 5 Minuten, wenn dir das Wetter nicht
gefällt.
Leider war uns
damit nicht geholfen und es blieb fürs Erste bedeckt, regnerisch und windig.
Noch in der
Ankunftshalle des Flughafens und mit einem genaueren Blick auf den Berg an
Gepäck wurde mir schlagartig bewusst, dass unser Mietwagen bei weitem nicht für
das mitgebrachte Hab und Gut ausreichen würde.
Ein Gespräch mit
der Vermietungsfirma brachte die Lösung, die da hieß Upgrade!
Unser Gefährt für
die Umrundung der Insel sollte ein Mitsubishi Pajero werden, welchen wir
allerdings wenige Tage vor unserem Rückflug aus terminlichen Gründen gegen ein
anderes Gefährt tauschen mussten.
Dies sollte sich
jedoch als völlig unkompliziert herausstellen und im Nachhinein betrachtet war
das Upgrade auf einen großen Jeep eine sehr gute Entscheidung.
Mit insgesamt fast
5000€ für 16 Tage Fahrzeugmiete handelte es sich jedoch um eine sehr
kostspielige Entscheidung.
Ich bin noch nie zuvor mit einem Automatikgetriebe gefahren und auch ein so großer geländegängiger Jeep war für mich erst einmal Neuland.
Aufgrund des
angekündigten Wechsels des Fahrzeuges am 31.07 entschieden wir uns dazu, zuerst
die Insel im Uhrzeigersinn zu umrunden und im Anschluss Reykjavik und die
Halbinsel, auf der sich der Flughafen befindet zu erkunden.
In nördlicher
Richtung fuhren wir aus dem Ballungsgebiet Reykjavik heraus in Richtung Norden
auf der Ringroad 1 zu unserem ersten Campingplatz in dem kleinen Fischerdorf
Akranes.
Die Ringroad,
welche in den folgenden 2 Wochen immer wieder Anlaufpunkt werden sollte, ist
eine einspurige Landstraße, die zu sagen wir 95% asphaltiert ist. Hier gilt das
Tempolimit 90, auf Straßen mit Kieseln bzw. anderen Hochlandstraßen,
sogenannten F-Roads sind maximal 80 Km/h erlaubt.
Rund 42 Kilometer
entfernt von Reykjavik stellt Akranes einen ersten kleinen Vorgeschmack für das
was Island zu bieten hat dar.
Fischereiindustrie,
Blechdachhäuser gezeichnet von Stürmen und wunderschöne Islandpferde hießen uns
hier am ersten Abend willkommen.
Ohne viel vorweg
nehmen zu wollen, übersättigt Island seine Besucher mit der spektakulären
Natur, die es zu bieten hat.
Dies wurde direkt
am ersten Morgen deutlich als vom Zeltplatz aus die erste Steilwand in
Küstennähe zu sehen war.
Durch
plattentektonische Bewegungen wurde Island aus dem Ozean gehoben und dabei
entstanden die Plateaus und Bergketten, welche jeden Fjörd und jede Bucht
säumen.
Sie sind teils stark bemoost und dadurch in sattem Grün gehalten.
Häufig sind die Steilwände jedoch so extrem ausgebildet, dass vor dem harten
Kern der Berge lediglich eine Geröllwiese bis zur Straße reicht.
Dieses Bild
von steilen schroffen Klippen direkt neben der Straße würde eines der bestimmenden
Themen dieser Reise werde.
Island wirft einem
nicht nur Steilwände entgegen, sondern auch Wasserfälle und heiße Quellen gibt
es praktisch an jeder Ecke.
So packten wir
also unsere Sachen zum ersten Mal zusammen, erkundeten noch einmal entspannt das
kleine Fischerdorf und fuhren dann in Richtung Norden weiter, um uns mit
Hraunafossar und Barnafoss die ersten Sehenswürdigkeiten der Reise anzusehen.
Hraunafossar ist
eine Gruppe von Wasserfällen, welche über eine Gesteinswand in einen kleinen
Fluss mündet und auf Fotos definitiv größer erscheint, als Sie es in Wahrheit
ist.
Barnafoss, der
gewaltige Nachbar des Hraunafossar glänzt dahingegen mit schroffen Kanten,
tosender Brandung am Fuße der mehreren Stufen des Wasserverlaufes und
Basaltsteinformationen, wie sie ganz typisch für Island sind.
Überall auf der
Insel finden sich Gesteinsformationen mit den unverkennbaren Basaltsäulen,
deren Ausrichtung zueinander wie ein Geschichtsbuch von den Kräften erzählt,
die das Gestein in die heutige Form gedreht und geschoben haben.
Bereits hier im
eigens für die beiden Wasserfälle angelegten Park ist deutlich zu spüren, dass
Touristen einen großen Teil der anzutreffenden Menschen ausmachen.
Generell hat
Island jedes Jahr weitaus mehr Touristen als Einwohner zu beherbergen. Dies
spiegelt sich auch zu recht in der Herangehensweise der Bevölkerung an uns
Fremde wieder.
Reserviertheit, Unverständnis bezüglich dummem Verhalten oder
einfach nur Frust über die vielen Menschen sind hier definitiv spürbar.
Daher war von
Anfang an, wie auf jeder meiner Reisen, klar, dass der Respekt vor den
Bewohnern und ihrer Kultur , sowie Vorsicht im Umgang mit der Natur oberstes
Gebot sein mussten.
Auch die Isländer
selber bitten, fast schon verzweifelt um die Achtung der Natur, die doch sehr
unter den Negativbeispielen von Touristen leiden muss.
Ganz in der Nähe
der Wasserfälle befinden sich mit Deildartunguhver die heißesten Quellen
Europas.
Island beheizt
viele Gemeinden mit Erdwärme aus diesen heißen Quellen und leitet das heiße Quellwasser
über Rohre in die Ortschaften. Ein weiteres Plus ist die Tatsache, dass Island
zu 100% durch Wasserenergie Strom bezieht, einsame Spitze in der Welt.
Nach einer guten
Stärkung aus der spartanischen Campingküche fuhren wir Richtung Westen zur Halbinsel
Snæfellsnes, auf der sich neben dem namensgebenden Gletscher/Stratovulkan Snæfellsjökull
auch ein Strand mit einer Robbenpopulation, sowie Paradise für
Vogelenthusiasten befinden.
Bevor wir für die
Nacht unser Lager in nächster Nähe zum Nationalpark Snæfellsjökull
aufgeschlagen haben, fuhren wir zum Strand von Ytri Tunga, der berühmt dafür
ist, dass man hier sehr nah an Robben herankommen kann.
Tatsächlich war es
mir dann am Ende fast ein wenig zu nah. Bis auf geschätzt 20m konnte man an die
Tiere herankommen, das ist ein Fünftel der erbetenen Abstände der
Naturschützer.
Die Robben scheint
es wenig zu stören, dass wir so nahe vor Ihnen über Steine klettern, nur um
Ihnen nahe zu sein, jedoch hat es mit Sicherheit große langfristige
Auswirkungen, wenn der Mensch so exzessiv in den Lebensraum dieser Tiere eindringt.
Im Gegensatz zu
den Robben haben wir Menschen es bei manchen Tieren nicht so gerne, wenn Sie
uns nahe kommen, besonders, wenn es sich dabei um Küstenseeschwalben handelt,
die ihr Nistgebiet verteidigen wollen.
Als meine Freundin
und ich nichtsahnend zu den Robben am Strand entlang liefen, mussten wir
förmlich die Flucht ergreifen, um nicht weiter attackiert zu werden. Somit
lernen wir, dass die Küstenseeschwalbe während der Brutzeit in gewisser Weise
als Robben Bodyguard arbeitet.
Da der
Nationalpark Snæfellsjökull an der Spitze der Halbinsel liegt, überquert man
die Bergpassage am besten über die 54, welche einige Kilometer nach dem Ytri
Tunga Strand einen Knick ins Landesinnere und auf mehrere hundert Höhenmeter
macht.
Da zu diesem
Zeitpunkt immer noch kein wirklich gutes Wetter war und Regengüsse ab und an
unsere Route heimsuchten, konnten wir nicht erahnen, was da gerade links von
uns im Nebel an uns vorbei zieht.
Angekommen im
kleinen Örtchen Hellissandur schlugen wir die Zelte direkt neben großen
Lavafeldern auf, die bis zum Berg reichten.
Auf diese Weise
konnten wir am Folgetag direkt im Nationalpark starten und das Areal um den
Gletscher, sowie die anderen Naturwunder dieser Zone erkunden.
Von hier aus
konnte man dann auch zum ersten Mal durch die Wolkendecke einen Blick auf den
Gipfel erhaschen.
Der 700.000 Jahre
alte Stratovulkan und Gletscherberg ist mit 1,446 Metern sicher nicht der
höchste Berg des Landes, jedoch aufgrund seiner Anziehungskraft für
Schriftsteller und Abenteurer einer der Pflichtbesuche in Island.
Hier machten sich
die Figuren aus Jules Verne´s „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ auf den Erdkern
zu erreichen. Naturgeister beschützen den Berg und dessen lokale Elfen und
Trollpopulation.
Am Morgen des
nächsten Tages machten wir uns auf den Weg diesem magischen Ort noch ein ganzes
Stück näher zu kommen.
Abseits der
Hauptstraße führt eine F-Road mehr oder weniger direkt auf den Berg zu und einen
weiteren Wasserfallbesuch später befanden wir uns auf der bis dato bei Weitem
herausfordernsten Strecke der Reise.
Mit jedem
Höhenmeter wurde es nebeliger und die Gipfel, welche die Hochlandstraße
beidseitig säumen, waren nur noch anhand ihrer Steilwände zu erahnen.
Auf
schätzungsweise 400 Höhenmetern wurde der Nebel so dicht, dass ich maximal noch
10 Meter Sichtweite hatte und über einen schmalen durchlöcherten Bergweg unsere
Reisegruppe weiter und weiter in Richtung Gletscher fuhr.
Risikobereitschaft
ist eine Sache, zu wissen wann es reicht eine Andere.
Als ich neben mir
in einer Ausbuchtung des Bergweges ein Kettenfahrzeug eines der Unternehmen
erblickte, welche Expeditionsfahrten auf den Gipfel anbieten, wurde mir
bewusst, dass wir allmählich in Höhenlagen vordrangen, die nicht unbedingt für
einen handelsüblichen Jeep geeignet sind.
Wir entschieden
uns dazu genau hier eine Pause zu machen und ein kleines Eisfeld, womöglich
einen Ausläufer des Gletschers zu betreten.
Nach ein paar
Fotos ging es dann wieder den Berg hinab.
Der Nebel war
mittlerweile so dicht, dass eine Brücke, die ich auf der Hinfahrt noch gut an
der Seite ausmachen konnte, im bedrohlichen Weiß verschwunden war.
Nebel habe ich im
Flachland nur einmal in der Nacht gesehen, ansonsten war es eher ein Phänomen,
welches sich in höheren Lagen bildet. Ab und an ist es auch einfach eine
Wolkendecke, die Hochstraßen bedeckt.
Zurück auf der
Hauptstraße durch den Nationalpark wurde aus der Lavalandschaft eine satte
grünbemooste Ebene mit Vulkanen. Während wir bereits auf dem Weg zu dieser
Halbinsel einen Vulkan erblickten, konnten wir nun auch zum ersten Mal Einen
besteigen.
Saxhóll ist ein
kleiner etwa 100 Meter hoher Vulkan und liegt recht unscheinbar am Wegesrand
zwischen Hauptstraße und Küste.
Mir schien dieser
Ort eher schlecht besucht zu sein, dabei kann ich ihn jedem empfehlen.
Vom Rand des
Kraters aus kann man die Ebenen am Fuße des Snæfellsjökull wunderbar
überblicken, das satte Grün und die umliegenden Krater verleihen diesem Ort
eine gewisse Einzigartigkeit. Es ist fast wie eine Mondlandschaft in einem
Gewächshaus.
Der Nationalpark ist
der einzige Islands, welcher Küstengebiete mit einbezieht, um die Nistplätze
der vielen Seevögel an den Klippen der Halbinsel ebenfalls unter die
Parkaufsicht zu stellen.
Südlich des
Gletschers befinden mit den beiden Orten Hellnar und Arnarstapi, sowie dem
Schutzgebiet um Djúpalónssandur schöne Plateaus am Klippenrand von denen aus
man die vielen Vogelkolonien beobachten kann.
Auch wenn meine
Freunde und ich keine Vogelkenner sind, war der Anblick solch vieler Vögel doch
sehr eindrucksvoll und weckt Erinnerungen an die Klippen von Moher im Westen
Irlands.
Eigentlich haben
wir auf Puffins, also Papageientaucher gehofft, diese Tiere sind bekannt für
ihre drollige Flugweise und den kleinen pinguinartigen Körperbau.
Leider haben wir
an dieser Stelle kein Glück gehabt, doch ich kann schon einmal vorwegnehmen,
dass uns etwas über eine Woche später die Westmanninseln tausendfach entlohnt
haben.
Nach einem Halt in
Arnarstapi, wo eine Statue des Schutzgeistes des Snæfellsjökull Bárðar Saga
Snæfellsáss steht und wie bereits erwähnt ein weiterer ausgezeichneter Ort für
Vogelbeobachtungen und Klippenspaziergänge zu finden ist, fuhren wir ein
zweites Mal über die Bergstraße 54 neben dem Gletscher in den Norden der
Halbinsel um sie in Richtung Landesinnere wieder zu verlassen.
Vorbei an weiteren
Wasserfällen erhielten wir einen ersten Vorgeschmack auf die von Fjorden
geprägte Landschaft der nordwestlichen und namentlich recht eindeutigen Region
Islands, den Westfjorden.
Einen kleinen
Geheimtipp hatte ich mir für den Weg von der Halbinsel Snæfellsnes allerdings
noch aufgespart.
Wenn man der
Straße 54 in nordöstlicher Richtung von der Halbinsel weg folgt, befindet sich
auf der rechten Seite nach einigen Fjorden eine weitere Ebene mit Vulkanen und
Lavafeldern.
Dieses Gebiet wird
von einer sehr spannenden F-Road durchzogen, Berserkjahraun. Wer einmal einen
kurzen Abstecher von der asphaltierten Straße machen möchte, den beglückt
Berserkjahraun mit tollen Ausblicken auf blutrote Vulkane, schroffe
Lavaformationen und Berg- und Talfahrten mit einem Mittelmaß an fahrtechnischer
Schwierigkeit. Nicht nur Offroadprofis kommen hier auf ihre Kosten, auch der
Familienvater mit Kindern kann hier das 30 minütige Abenteuer abseits der
sicheren Hauptstraße finden.
In der Hafenstadt Stykkishólmur
hätten wir die Möglichkeit gehabt eine große Fähre in die Westfjorde zu nehmen,
haben dies aber nicht genutzt, da die Zeitersparnis sehr gering ist und das
ganze 50 € pro Person kostet.
Somit ging es ein
ganzes Stück weiter Richtung Norden bis wir in Laugar einer kleinen Hotelanlage
mit heißer Quelle einen Platz für die Nacht fanden.
Heiße Quellen sind
auf Island weit verbreitet, aber irgendwie haben wir es nicht geschafft uns die
Zeit zu nehmen in Einer baden zu gehen.
Die nun 3. Nacht
sollte die Letzte sein in der es viel regnet, den Rest der Reise konnten wir
Island in seinem schönsten Sommergewand sehen, auch, wenn das trotzdem häufig
Kälte bedeutete.
Die nun fehlende
Nässe hatte keiner von uns vermisst.
Von Laugar aus
begaben wir uns weiter auf der Hauptstraße in die Westfjorde.
Die Nordwestliche
Region von Island ist geprägt durch einige der größten und mit Sicherheiten die
meisten Fjorde des Landes.
Einige der Fjorde
befährt man, indem man einfach an der Küstenlinie entlang fährt und somit sehr
lange für eine eigentliche recht kurze Luftlinie braucht.
Manche der Fjorde
werden übersprungen, weil Bergstraßen als einziger Weg über die Steilwände an
den Fjordrändern führen.
Jede dieser
Meeresengen hat seinen eigenen Flair und auch, wenn man mitunter übersättigt
wird und sich die Strecke hinzuziehen scheint, ist das Panorama nach jeder
Kurve in einen neuen Fjord wieder sehr eindrucksvoll.
Hierbei möchte ich
im Besonderen den Fjord von Bíldudalur hervorheben. Bei der Fahrt in diesen
Fjord kommt man von einer der Bergstraße in eine sehr schmale und lange Bucht
und kann diese von ganz oben bestaunen, bevor man sich langsam die Serpentinen
hinab arbeitet.
Allgemein gibt es
hier teils große Höhenunterschiede, die allesamt mit dem Auto überwunden werden
wollen. Mehrfach haben wir 300 Höhenmeter auf 10 Kilometer langen Strecken bei
über 12% Steigung vorgefunden.
Man muss dabei
immer bedenken, dass diese Straßen für manche Menschen zum Alltag dazugehören
und die für uns beschwerlichen Straßen eben auch ganz normale Arbeitswege sind.
Bevor es
allerdings in diese traumhafte Bucht ging fuhren wir an die Nordwestspitze
Islands, welche ein Stück weiter im Süden der Westfjorde zu finden ist.
Hier gibt es mit
dem gestrandeten Stahlschiff Garðar BA
64 eine tolle Kulisse für Fotografen und einen super Platz um einfach mal eine
Pause einzulegen.
Weiter in Richtung
Westen gibt es die Möglichkeit über einen doch sehr holprigen Pass, den man
aber auch mit weniger geländegängigen Allradfahrzeugen befahren darf, in
Richtung einer weiteren Attraktion der Natur Islands zu gelangen.
Wir haben in den
16 Tagen viele Touristen und Einheimische gesehen, die die Vorschriften
ignoriert haben, welche besagen, dass nur Allradfahrzeuge Bergstraßen passieren
dürfen.
Auch auf der F614,
welche die Bucht des Schiffes Garðar mit unserem nächsten Ziel verbindet,
trafen wir abermals auf kleinste PKW, die absolut nichts in diesen Gebieten zu
suchen haben.
Ich nehme das
einmal zum Anlass euch zu bitten, solltet ihr jemals nach Island fahren, holt
euch ein geländegängiges Auto. Kleinstwagen oder Wohnmobile mögen teils
günstiger oder komfortabler sein, sie bringen euch aber nicht an Orte wie den rotgoldenen
Strand Rauðisandur.
Dieser Strand
erstreckt sich über mehr als 10 Kilometer Länge an der Südküste der Westspitze
Islands bis zu den Klippen von Látrabjarg, die den westlichsten Punkt Islands
markieren.
Dabei erreicht er
stellenweise eine beachtliche Breite, die locker mit den großen Exemplaren in
Australien oder unserem landeseigenen Riesen bei Warnemünde mithalten kann.
Nicht umsonst
wurde Rauðisandur mehrfach zu einem der 10 schönsten Strände der Welt gewählt.
Über sehr steile
und felsige Serpentinen fährt man langsam und vorsichtig bis in die Bucht
hinein, nur um dann einigen der größten Klippen Islands und abgesehen von
kleinen Inseln, dem westlichsten Punkt Europas überwältigt zu werden.
Wahnsinn, wenn man
darüber nachdenkt, dass Reykjavik´s Stadtzentrum weniger als 190 Kilometer
entfernt ist, man aber einen guten halben Tag für die Strecke braucht und dabei
unzählige Fjorde und Bergstraßen überqueren muss.
Das Ende der Welt,
wenn auch zivilisiert und voller Leben muss so aussehen.
An den Steilhängen
hinter dem Strand befinden sich typisch isländisch lediglich 3-4 Häuser und ein
kleines Kaffeehaus neben einer kleinen Kapelle.
Als ich meinem isländischen Freund erzählte wo
genau ich war, konnte er nur lachen und teilte mir mit, dass ich wohl gerade am
Sommerhaus seiner Familie sei.
Nach einem kurzen
Fotoabgleich hatte ich Gewissheit wirklich gerade da zu sein, wo er mich Monate
zuvor hinlotsen wollte.
Da die Flut den
Zugang zum Strand sehr erschwerte, gaben wir uns mit Streicheleinheiten der
Kühe und Vogelbeobachtungen zufrieden, stiegen wieder in das Auto und fuhren
den langen Weg zurück in Richtung Zivilisation.
Weiter nördlich in
den Westfjorden befindet sich der Wasserfall Dynjandi, diesen würde ich
persönlich als schönsten und idyllischsten Wasserfall bezeichnen, den ich je
gesehen habe.
Von einem kleinen
Bach gespeist, verteilt sich das Quellwasser wie ein breiter Vorhang über die
Bergwand und rieselt über mehrere Stufen insgesamt 100m vom Bergplateau bis in
den Borgarfjörður am Fuße des
Wasserfalls.
Die Gicht des
Wasserfalls macht die Steine rutschig und die Umgebung feucht, aber die
Aussicht entlohnt den Aufstieg.
Die kleine
Hafenstadt Þingeyri in einem der nächsten Fjorde sollte unsere nächste
Anlaufstelle für eine Übernachtung werden, konnten wir hier doch direkt neben
einem der landestypischen kleinen Schwimmbäder campieren und am nächsten Morgen
die müden Knochen im heißen Pool entspannen.
Mit frischer
Energie ging es am nächsten Tag über die gleiche Route wieder aus den
Westfjorden heraus.
Ich hatte mich
dazu entschieden nicht weiter in den Norden zu fahren, da hier außer der
größeren Stadt Ísafjörður und weiterer malerischer Landschaft nur ein für mich
erkennbarer Umweg zu finden war.
Hier ganz im
Norden liegt der Nationalpark Hornstrandir und bietet eine ganze Halbinsel
voller Wanderwege, Fjorde und Hochland, die es nur zu Fuß zu erkunden gilt.
Sicher ein schönes
Ziel, mussten wir diesen Ort jedoch früh von unserer Liste streichen, da er den
zeitlichen Rahmen sehr gesprengt hätte und es hier mehrtägiger Wandertouren
bedarf, um das Gebiet zu bereisen.
Nachdem wir die
Westfjorde abermals durchquert hatten, fuhren wir in Richtung Osten weiter und
wurden von sommerlichen Temperaturen begrüßt.
Zum ersten Mal
konnte ich die Regenjacke ausziehen und die Sonnenbrille aufsetzen. Ab diesem
Zeitpunkt musste ich nur noch gelegentlich zurück wechseln.
Die riesige Bucht
östlich der Westfjorde ist bekannt für ihre vielen Pferdezüchter und auch Wale
sind hier oft anzutreffen.
Auf dem Weg nach Hvammstangi
einem Zentrum der Robbenenthusiasten fuhren wir gut 250 Kilometer ohne jede
Möglichkeit zu tanken oder einzukaufen.
Für uns nicht weiter schlimm, mag dies für manch unvorbereiteten nichtsahnenden Touristen schnell
zum Problem werden. Nahe der Stadt hält dann jedoch wieder der Konsum das
Zepter in der Hand und Dinge des täglichen Bedarfs sind einkaufbar.
In Hvammstangi
nutzten meine Freundin und ich den ausklingenden Polartag, um uns den Ort bei
tagheller Nacht anzusehen.
Neben dem
Hafenbecken fassten wir einen kleinen Shop ins Auge, welcher Souvenirs unter
die Touristen bringen wollte.
Der Besitzer kam
mit uns ins Gespräch und gab uns zusammen mit dem benachbarten Touristenguide
des Robbencenters einige Geheimtipps für das naheliegende Umland.
Am anderen Ende
der Halbinsel, auf der Hvammstangi liegt, befindet sich einer der
Touristenhotspots im Norden Islands, der Trollfelsen Hvítserkur.
Diese schöne
Felsenformation steht allein auf schwarzem Sand vor der kleinen Landzunge.
Viele Touristen
klettern jeden Tag die Böschung hinab um das beste Fotomotiv zu erhaschen und
verjagen dabei leider dauerhaft die ansässigen Möwen von ihrem Nistplatz.
Die malerische
Kulisse faszinierte mich um Einiges mehr als dieser dennoch schön anzusehende
Fels.
Ein Ort den man
besuchen, aber nicht belagern sollte.
Auch auf dem Weg
dorthin bot sich uns dank lokalem Geheimtipp der Blick auf eine kleine
Robbenkolonie.
Hier wurde der
artgerechte Abstand zum Menschen besser erreicht, da es zu den Felsen der Tiere
doch ein ganzes Stück weit nur Wasser gibt.
Von einem kleinen
Beobachtungshäuschen aus kann man mit dort stehenden Ferngläsern die Tiere zu
sich holen und trotz des gebührenden Abstands genauestens betrachten.
Wenn ihr mich
fragt eine sehr viel bessere Lösung als am Ytri Tunga Beach.
Dieser Teil der
Insel, das merkt man sehr schnell, ist nicht so karg und zum Zeitpunkt unserer
Reise kühl, wie der Rest der Insel.
Starke
Meeresstürme, wie wir sie später im Süden des Landes erleben sollten, gab es nicht
einmal im Ansatz.
Dies trug dazu
bei, das unser nächstes Ziel, abermals ein Geheimtipp, sehr viel angenehmer zu
erklimmen war, als das z.B. im Winter der Fall sein dürfte.
Im Süden des
touristisch belagerten Hvítserkur befindet sich mit Borgarvegur ein alter
Wikingeraussichtsposten im Krater eines Vulkans.
Ich kann jedem der
hier lang fährt nur empfehlen sich diese Aussicht zu gönnen.
Auch, wenn von dem
ehemaligen strategischen Außenposten nicht mehr viel übrig ist, als höchster
Punkt in der näheren Umgebung ist der Kraterrand perfekt für den Weitblick
geeignet.
Allgemein erfasst
man Island häufig besser aus der Luft, sind doch Gletscher und Lavafelder sehr
viel besser zu erleben, wenn man sie von oben in ihrer kompletten Größe
wahrnimmt.
Von hier aus ging
es weiter in Richtung Akureyri, die nördliche Perle Islands und die viertgrößte
Stadt des Landes.
Wer
Wildwasserrafting liebt, der findet in den Bergen zwischen Blönduós und
Akureyri schier endlose Flachwasserstrecken mit guter Fließgeschwindigkeit.
Man
hat fast den Eindruck, dass die Flüsse wie ein Radweg neben der Straße entlang
führen.
Akureyri
befindet sich im sehr langen und schmalen Eyjafjörður dessen Ufer Naturschutzgebiete
für Tier- und Pflanzenwelt sind.
Neben
atemberaubenden Panoramen schlugen wir erneut unser Zelt auf, diesmal im
kleinen Ort Dalvík, 30 Kilometer nördlich von Akureyri.
Hier
mussten wir zum ersten Mal nach einer Schlafgelegenheit auf die Suche gehen, da
in Akureyri alle Plätze ausgebucht waren, ein Zeichen dafür, dass wir uns wohl
aus der Einsamkeit der Westfjorde verabschieden mussten.
Wir
nahmen uns vor am nächsten Tag Akureyri, sowie die sehr touristische Region
dahinter zu besuchen.
Hier
liegen die Kreuzfahrtschiffe der großen nördlichen Redereien vor Anker und
lassen tausende Touristen einige Stunden lang isländische Luft schnuppern.
Die
Stadt selbst wirkt nicht sehr überladen, wohnen doch auch hier nur rund 18000
Menschen, jedoch ist der Hafenbereich ungemein überlaufen.
Sonnenschein,
Touristen, kristallklares Wasser und Jetskis erinnerten mich auch nicht
unbedingt an eine der größten Städte, die es unweit vom Polarkreis gibt.
Statt
100 Kilometer südlich des Polarkreises habe ich mich eher in einer mediterrane
Bucht gesehen, die von hohen Gipfeln umgeben ist.
Gut, die Schneekuppen lassen dann doch den Hauch von Kälte erahnen, aber der Rest
passte stimmig in das von mir immer weiter entstehende Bild von Island.
Eine
Insel deren Natur man nicht in 2 Sätze fassen kann, die immer wieder mit neuen
einzigartigen Orten aufwartet, welche man so nicht unbedingt in diesem Land
erwartet.
Ich
bin froh darüber, dass meinen Freunden und mir viele sonnige Tage beschert
wurden. Die Schönheit des Landes wird doch erst mit vielen Sonnenstrahlen
sichtbar oder sie hüllt sich in eine Decke aus Schnee und Eis, was natürlich
auch seinen Reiz hat.
Die
Touristenströme von den Kreuzfahrtschiffen pilgern förmlich zum nächstgelegenen
Wasserfall, dem Goðafoss.
Unweit
der Stadt ist hier sehr viel Trubel um einen wirklichen schönen und eigentlich
idyllischen Ort.
Leider
wurde mir auch hier wieder bewusst, dass die Isländer zu Recht eine gewisse
Abneigung gegenüber Touristen haben.
Ich
beobachtete 2 Minuten lang einen Hobbyfotografen, der versuchte von einem
Brückensockel herunter zu klettern, den er zuvor für das perfekte Bild vom
Wasserfall erklommen hatte.
Dass
er dabei über einem mehr oder weniger reißenden Strom stand und seine Landezone
zwei Fuß breit war, merkte er wohl erst, als er wieder herunter wollte.
Ich
hatte mein Telefon schon griffbereit, um dem Herren einen Notarzt zu rufen,
aber mit mehr Glück als Verstand konnte er dann doch sicher von dem Sockel
herunter kommen.
Es
hat wenig von Natürlichkeit, wenn Person um Person gestellte Fotos auf
demselben Fleck Erde macht. Unsere ungestellten Fotos waren da auch nur minimal
besser.
Letztlich
denke ich, täten die Isländer sehr gut daran eine Obergrenze für die
Tourismuszahlen festzulegen.
Im
Beispiel Bhutan funktioniert dies sehr gut, Land und Kultur profitieren
ungemein von den wenigen Besuchern, die es dann auch ernst meinen und die Natur
und ihre Bewohner kennenlernen, aber auch schützen wollen.
Das
täte Island auch sehr gut, aber bisher ist das leider noch kein Thema.
Gleich
in der Nähe des Wasserfalls Goðafoss befindet sich mit Mývatn ein sehr großer
Kratersee mit schroffer Lavalandschaft bis an den Rand des Ufers.
Dieser
See hatte zum Zeitpunkt unseres Besuches ungefähr 10 Grad Wassertemperatur. Das
konnte ich mir nicht entgehen lassen. Mühsam kletterte ich über die Lavasteine
ins kalte Wasser nur um festzustellen, dass die Steine unter Wasser sehr viel
rutschiger waren, als ihre trockenen Nachbarn. Aus der langsamen Eingewöhnung
wurde leider nichts, ich rutsche unspektakulär weg und planschte ins kalte
Wasser.
Es
ist Wahnsinn wie klar das Wasser hier ist, hätte ich einen entsprechenden
Neoprenanzug dabei gehabt, wäre ich hier stundenlang umher geschnorchelt.
Da
das nicht der Fall war, bin ich nach wenigen Schwimmschlägen wieder aus dem
kühlen Nass geklettert.
Wenige
Meter hinter meinem abenteuerlichen Einstieg befand sich übrigens eine Art
Badestrand, dieses Naherholungsgebiet enthält auch mehrere sehr versteckte
Badehöhlen mit heißen Quellen, das habe ich jedoch erst nach unserem Urlaub
feststellen dürfen.
Daher
abermals der Hinweis, eine Islandreise ist nur so gut, wie die Vorbereitung und
Recherche von tollen Orten und sehenswerten Dingen.
Davon gibt es mehr in Teil 2 zu lesen, den ich hier in Kürze veröffentliche.
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