Montag, 15. Oktober 2012

kurzer Abstecher nach Amsterdam

Am 08.10.12 begannen zwei meiner besten Freunde ihre Weltreise und zu diesem Anlass begleiteten ein anderer sehr guter Freund und ich die Beiden zur ersten Station der Reise bzw. dem Abflugort, Amsterdam.

Bereits zwei Tage zuvor erreichten wir mit Hilfe der deutschen Bahn die niederländische Hauptstadt, während der vierte im Bunde mit dem Auto anreiste.
In den beiden Tagen konnte erste Hostelluft geschnuppert und ein Einblick in das Reisen als Backpacker gewonnen werden, auch wenn er nur klein und von kurzer Dauer war.

Amsterdam ist ja bekannt für sein Rotlichtviertel, die Grachten, Coffeeshops, Künstlerviertel und allgemein eine sehr liberale Einstellung.
Das merkte man auch von der ersten Sekunde an, sah man doch Läden deren Inhalt nur wirklich sehr speziellen Zielgruppen gefallen dürfte.
Gasmasken, wahlweise mit Dildo oder Bong angeschlossen waren nur die Spitze des Eisberges.

Die Stadt schafft es einen recht zentral zu halten, wenn man denn, wie wir auch direkt in der City eingecheckt hat.
Außer einer Grachtenfahrt war wenig Kulturelles geplant und viel mehr wurde auch nicht umgesetzt.

Da ich bereits zum zweiten Mal in dieser Stadt war, wenn auch nur für sehr kurze Zeit, muss ich ein negatives Fazit ziehen.

Die Stadt mag für Paradiesvögel der verschiedensten Gattungen das El Dorado sein, für mich ist Es das definitiv nicht!

Mein Geld investiere ich lieber in andere Dinge, aber das ist jedem selbst überlassen.

Dieser Post sollte natürlich wesentlich gefüllter mit den Erlebnissen, der beiden Tage sein, aber wo wenig passiert, gibt es wenig zu berichten.

Die Abschiedsträne konnte ich mir gerade noch verkneifen, als ich die Jungs am Busbahnhof verabschiedet habe und jeder seiner Wege ging.

Ich wünsche den Beiden alles erdenklich Gute auf ihrer Reise und hoffe sie erleben das, was sie sich erhofft haben.

Die Option eines Gästebeitrages besteht und ich würde mich sehr darüber freuen.

Schauen wir was die Zeit bringt, bis dahin bin ich bereits schon wieder in der Vorbereitung für die Wintersaison.
Statt in Tschechien Sylvester zu verbringen, werde ich vor Weihnachten bei einem Freund in Österreich Snowboard fahren.

Ich bin auf die Gletschergebiete gespannt und freue mich darauf endlich mal verletzungsfrei fahren zu können ;).

Adios Muchachos!



Montag, 10. September 2012

Wahl der Winterdestination und kurzer Abstecher

Hallo Leute,

In den letzten Tagen haben sich, bereits Monate vor der üblichen Planung, die Pläne für Sylvester 2012/2013 intensiviert.
Ich werde als Teil einer kleinen Gruppe guter Freunde nach Tschechien fahren, im Gepäck mein Snowboard, Feuerwerk und Geld für tschechisches Bier.

Am 29.12 starten wir von Magdeburg aus in Richtung Prag und verbringen erst einmal zwei Tage im größten Skigebiet Tschechiens, wobei ich mich frage, ob das wirklich so groß ist.

Wir hausen während dieser Zeit in einem 8 Mann Apartement und werden möglicherweise mit unseren Nachbarn in spè ein ums andere Mal etwas Feiern.

An Sylvester geht es direkt in die Prager Innenstadt, wo wir ein großes Luxus-Apartement für zwei Nächte gebucht haben.
Dort bezahlen wir zusammen 300 € für zwei Nächte, also den 31.12 und den 01.01, also ein unglaubliches Schnäppchen, wenn man die Lage berücksichtigt.
Nach ausgelassener Feier geht es dann bis zum 05.01 wieder ins Riesengebirge auf die Pisten.

Ich habe schon extrem Bock darauf, mich endlich wieder auf ein Board stellen zu können.
Bis dahin wird der Körper noch etwas gepeitscht, damit die Schulter auch ja hält.

Vorher geht es allerdings Anfang Oktober vom 06.10 - 08.10 nach Amsterdam.
Zwei meiner besten Freunden beginnen das, weswegen ich diese Seite ins Leben gerufen habe und wonach ich strebe bzw. was mein Traum ist. Sie beginnen eine einjährige Weltreise und sowas muss natürlich gebührend verabscheidet werden.
Dafür gibt es wenig geilere Plätze als Amsterdam.

Diesmal werde ich auch hoffentlich genug Material zusammen bekommen, um im Anschluss einen kleinen Bericht über das Wochenende verfassen zu können, was ja beim Splash! eher nicht der Fall war.

Die Planung für 2013 fängt langsam im Kopf an, aber das ist noch Zukunftsmusik.

stay tuned und bleibt knusprig!

Montag, 27. August 2012

Marsa Alam, Ägypten 10.07.12 - 24.07.12


Ägypten, wieder einmal hast du die Chance gehabt mich zu verzaubern. Doch nach einer Anreise, die von 3 Uhr morgens bis 17:30 Uhr dauerte, brauchte es schon Einiges mehr als Fischsuppe um mich milde zu stimmen.

Es sind 37 Grad, im Schatten etwas weniger und durch den Wind angenehm verträglich, aber, und so war es bisher jedes Jahr, sobald man aus dem Flieger steigt und auf die Rollbahn tritt, haut einen das Klima um und schreit: "Arschbacken zusammen, du bist jetzt in Afrika"

Gewohnt ruhig nahm ich alle Einschränkungen in Kauf und fand mich, auf einen zweiten Gast wartend, mitten unter Ägyptern wieder, die wohl kollektiv als Shuttlefahrer arbeiteten und von mir Geld getauscht haben wollten, natürlich kontrollierte ich die Münzen, da es genug Abzocken gibt, aber alles cool, das Misstrauen war unberechtigt und ich habe wieder mal einen Grund, die Skrupellosigkeit der Ägypter nur bestimmten Kreisen zuzuordnen. Die Wartezeit vertrieb ich mir mit einer kurzen Deutschstunde für einen der Fahrer. Als der zweite Passagier samt Flieger eintraf, ging es in das 30 Minuten entfernte Camp. Der Flughafen ist übrigens einer der Kleinsten, die ich je gesehen habe.

Wir fuhren in Richtung Diving Camp und ich philosophierte mit dem zweiten Gast und dem Fahrer darüber, was einen dazu bewegt hat sich für diese Behausung zu entscheiden und der allgemeine Konsens war das Fernbleiben von Touristenscharen und Rudeltauchen.

Der Jeep fuhr über einen Sandhügel und da stand es, als wäre man im Star Wars Universum auf Tatooine gelandet. Einige wenige Hütten und zwei Bambusbauten sind alles, was ich für die nächste Zeit sehen sollte. Außer mir und Michael( der zweite Fahrgast) waren lediglich 4 andere Gäste im Camp, zwei Wahlberliner und zwei Schweizer. Eine unglaubliche Ruhe umgibt das Camp und man merkte irgendwo angekommen zu sein, wo man schon lange hin wollte, obwohl man nie wusste wo dies ist.
Zum Tauchen kam ich an diesem Tag nicht mehr, zu erledigt und zu voll mit neuen Eindrücken war ich, um mich jetzt noch ins warme Nass zu werfen.

Nach dem Großteil des zweiten Tages und bisher zwei Tauchgängen konnte ich bereits mit Überzeugung sagen, dass ich genau das gewollt habe. Dieser Zustand stellte sich nach dem ersten Tauchgang ein, wir kamen aus dem Wasser heraus und nirgends war ein Mensch zu sehen. Drei Männer mit Tauchequipment und im Umkreis von mehreren Kilometern nichts. 
Als der Jeep uns aufsammelte und zum zweiten Platz brachte, saßen wir auf der Ladefläche, während das Auto über die Hügel fuhr. Ich schwärmte immer noch von einer Schildkröte, die ich beim Seegras futtern erwischt hatte, und natürlich meinem ersten Napoleon.

Im Anschluss an diese beiden Tauchgängen fuhren wir zurück ins Camp und aßen Falafel zum Mittag, die Hitze drückte wie immer mit knapp 40 Grad. Zum Glück sind die Bungalows so gebaut, dass es innen halbwegs angenehm ist.

Von den 6 Gästen, verließen uns am Donnerstag 3, sodass lediglich Micha, einer der Schweizer und ich hier blieben.

Am Ende des ersten Tauchtages, resümierte ich, dass ich hier richtig sei. 3 Tauchgänge von 10 - 17 Uhr sprechen für sich. Individualität pur und das doch stellenweise nervige Anfahren per Schiff entfällt komplett, dafür musste ich zwar ab und an ein Stück mit der Ausrüstung laufen, aber das war vollkommen in Ordnung.

Der dritte Tag in Ägypten neigte sich dem Ende und ich hatte bereits viel erlebt. Dieser Tag war bisher der kompletteste Urlaubstag, den ich wohl je hatte. Ich kann verstehen, wenn es nicht jeder nachvollziehen kann, aber für mich gab es an diesem Tag so viel Neues und Einzigartiges, das es einfach seinen Weg in mein Langzeitgedächtnis finden muss. Ich wurde um 8 zum Frühstück geweckt und musste leider nach einer leckeren Spiegeleibrottasche, wie bereits gesagt die Hälfte der Gäste hier verabschieden. Der Sohn der Schweizer Zweiergruppe blieb noch eine Woche ohne seinen Vater. Als das Shuttle sich auf den Highway begab, waren wir leicht allein, drei Gäste auf 20 Bungalows ist ein stiller Zeuge der Angst Vieler, in Ägypten Urlaub zu machen.

Wir beschlossen am dritten Tag nur zwei Tauchgänge zu machen und danach am Hausriff schnorchelnd zu angeln. Tobi, der Schweizer setzte sich für die 10 minütige Fahrt auf die Ladefläche des Pick-ups, während wir über den Highway fuhren, was mir Lust darauf machte es ihm gleich zu tun. Angekommen am Riffabschnitt, machten wir uns bereit und tauchten ab. Es ging über eine Seegraswiese in knapp 5 Metern Tiefe, auf einmal klimperte der Metallsignalstab unseres Guides Hassan. Wir hatten Sie gefunden, nach nur drei Tauchgängen stand sie vor mir. 2,80 m lang und sicher über eine Tonne schwer. Eines der letzten Dugongs im roten Meer, die größte Gattung der Seekühe.
Mampfend schwebte sie über die Wiese und tauchte alle paar Minuten auf um Luft zu holen, da hatten wir ihr etwas voraus und warteten an der Wiese auf sie. Sie ließ uns gut 15 Minuten mit ihr verbringen bevor andere Taucher dazu kamen und wir aus Respekt dem Tier gegenüber weiterzogen, eines der letzten seiner Art muss man entsprechend respektieren. Ich hatte trotzdem das Glück bis auf eine halbe Armlänge heran zu dürfen ohne sie zu verschrecken. Ein wirklich wundervolles Tier und ich bin froh diese Begegnung erlebt haben zu dürfen. Ich werde allerdings sentimental, wenn ich daran denke, dass meine Kinder, dieses Tier wohl nicht mehr erleben werden, da es vom Aussterben bedroht ist. Es ist ein kurioses Gefühl etwas zu sehen, von dem man weiß, dass es bald von unserem Planeten verschwunden ist.


Kalmare, Seepferdchen, Gitarrenrochen und Kugelfische rundeten den bisher besten Tauchgang meines Lebens ab.

Nach einem tollen zweiten Tauchgang, schwingte ich mich ebenfalls auf die Ladefläche des Pick-ups und ließ bei 80 Sachen auf dem Highway die Beine raus baumeln, in Deutschland unmöglich, aber hier winkte uns die Armee sogar zu.  Übrigens, ohne jemanden verschrecken zu wollen. Wir sind gestern hundert Meter neben einem abgesteckten Bereich entlang gefahren, da kam bei mir die Frage auf, was wohl die Begrenzungsleine und das Autowrack in dem Bereich zu bedeuten haben.
Hier sind noch Minenfelder abgesteckt und ab und an läuft dort ein Kamel drüber, was danach Gulasch ist.
In der Basis angekommen, gab es zur Stärkung Cevapcici und Reis.
Nach einer ordentlichen Siesta, ging es mit Maske, Schnorchel, Flossen und Angelleine am Brett raus ans Riff um hinter der Brandung etwas zu angeln.
Von den Wellen immer um ein zwei Meter hoch und runter gewirbelt, ließ Tobi die Leine ab und ich und Micha schauten nach geeigneter Beute, leider wollte keiner so richtig und so schnorchelten wir noch eine halbe Stunde umher. Beim Ausstieg riss zwar mein linkes Flossenband, aber das verdarb mir trotzdem nicht einen der schönsten Urlaubstage, die ich bisher jemals hatte.

In einer Woche würden mich Tobi und Micha verlassen, es kommen allerdings keine anderen Gäste in den nächsten Tagen und daher sollte ich drei Tage lang der einzige Gast des Camps bleiben, Was mir etwas zu denken gegeben hat, machte ich abseits des Tauchens doch recht wenig mit den Mitarbeitern zusammen.
Es hätte sich wohl auch aus damaliger Sicht in Grenzen gehalten, da am 20.07 Ramadan beginnen sollte. Ich hätte ja mal versuchen können einen Tag ebenfalls zu fasten, aber die Sonne ging zu früh auf, als dass ich nach dem Aufstehen noch vorfuttern und -trinken gekonnt, daher wurde das Nichts.

Manchmal war es zu warm um im Bungalow zu schlafen, darum hat jeder von uns Dreien von Zeit zu Zeit seine Matratze auf die Veranda ins Freie geschleppt, um unterm Sternenzelt und bei leichtem Wind einzuschlafen. Wasser ist ja normalerweise dafür da um eine gewisse Abkühlung zu bieten, doch an einem Vormittag war das Meerwasser so heiß, wie eine zu heiße Dusche... Es fühlte sich wie ein Kochtopf an, dazu trug ich noch einiges an Ausrüstung vlt. 25 kg und die Sonne schien eben auch unermüdlich, ihr könnt euch vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man am Einstiegspunkt angelangt ist und völlig überhitzt ist... Nicht gut!

Die Abende wurden immer entspannt am Strand auf einem Teppich und Kissen verbracht und dabei wird arabischer Kaffee getrunken, Musik gehört, Shishas und auch schon mal Gras oder Haschisch geraucht. Hierbei ist es den Jüngeren wohl egal, dass die Polizei sie schon beim kleinsten Geruch jahrelang wegsperren könnte.

Wir fuhren an manchen Tagen etwas weiter weg zum Tauchen, man möchte ja schließlich auch mal andere Spots sehen.
Dabei fiel mir immer wieder auf, wie verschwenderisch die Hotels vorgehen, satte Grünflächen und Palmenhaine sind hier nur ein Aspekt. Wie Teil einer fremden Art kam ich mir zwischen den Pauschaltouristen vor. Bezahlte Sonnenliege mit Massage kontra im Sand liegen, doch werde ich mich immer wieder für diese spartanische Seite entscheiden, weil sie mir einfach mehr gibt.

Da ich euch nicht mit Details jedes einzelnen Tauchganges langweilen möchte, lasse ich einen Großteil dessen natürlich weg.

Einige Details müssen es jedoch trotzdem in den Blog schaffen.
Am 6. Tauchtag sind wir über einen Kanal zu dem Riff eines Hotels getaucht und hierbei musste man schon fast von Höhlentauchen sprechen. Tobi und Micha verschwanden an einer Stelle vor mir im schwarzen Nichts einer Höhle und ich musste in 8 Metern Wassertiefe natürlich hinterher, also hieß es Kopf einziehen und ab ins Dunkel, erst schräg nach unten dann gerade runter dann um die Ecke, mittlerweile wieder mit etwas Licht von oben. Der Nervenkitzelfaktor ist hier schon nicht ohne, auch wenn ich es vom Guide her noch nicht als verantwortungslos bezeichnen würde. Übrigens an dieser Stelle, die Richtlinien meines Tauchverbandes wurden in diesem Urlaub sehr häufig mehr als nur gedehnt. Guideloses Tauchen, Höhlentauchen, Tiefengrenze um nur Drei zu nennen.

Meine maximal erreichte Tiefe betrug jetzt 21,5 Meter, bei 18 Erlaubten, aber keine Sorge hier wollte ich vorsichtig sein, das war zumindest meine Einstellung zu Beginn des Urlaubes.

Wir haben  einmal Nachttauchen gemacht und in 10 Metern Tiefe unsere Lampen ausgeschaltet und das Plankton aufgewirbelt, welches grün leuchtet, wenn es sich bewegt. Das ist wie ein LSD Trip unter Wasser, wirklich faszinierend. Leider ist es nicht auf Bildern festhaltbar.

Mit der Zeit traut einem der Guide mehr zu und so musste ich mich heute durch einen Spalt zwängen, der so eng war, dass ich mit ausgeklappten Ellenbogen nicht durch gekommen wäre. Am Ende des Spalts hing mein Atemschlauch sogar kurz fest. Für Viele sicher ein Höllentrip, aber mit Ruhe lässt sich auch so etwas lösen.

Es war soweit und ich musste alleine mit Shasli, einem der Guides, tauchen, da die Anderen ihren Flug erreichen mussten und daher nicht mehr tauchen durften.
Ich hatte ausgemacht einen Block zu erkunden, der auf 30+ Metern mündet, ich war gespannt, was diese Tiefe für mich bereit halten würde und auch, wenn ich offiziell nur bis 18 Meter ausgebildet bin, so ist es doch etwas, was ich mir nicht entgehen ließ. Soviel zu meiner sehr konservativen Einstellung zur Tiefe. Ich habe ja bezüglich der Richtlinien schon ein Wort verloren und doch wurde es mir angeboten tiefer zu gehen. Auf 43.3 Metern steht am Hausriff eine große Gorgonienkoralle, welche für einen Taucher meiner Ausbildungsstufe, von den Bestimmungen her, lächerliche 25 Meter entfernt ist. Ich sagte mir, sollte ich beim 30m+ Block ohne Probleme tauchen können, wäre dies das nächste Ziel. Wenn ich jedoch jetzt so daran denke, würde ich es als meinen persönlichen Mount Everest bezeichnen, mit den dort vorherrschenden Gefahren eingeschlossen.

Ich bemerkte beim Schreiben meiner Notizen für den Blog, wie meine Einstellung zur Tiefe kontinuierlich an Konservativität verlor. Ein Open Water Diver auf 43 Metern ist undenkbar und genau das reizte mich auch etwas. Es waren zu der Zeit allerdings nur Luftschlösser oder besser gesagt Höllenkasernen.

Die Akklimatisierung war mit der Zeit deutlich zu spüren, bei leichtem Wind, waren es an manchen Tagen mehr als 40 Grad. Das war ziemlich angenehm. In unserem Soleheilbad zuhause gibt es ein 35 Grad warmes Erholungsbecken, hier ist das Meer teilweise so warm.
Ich dachte mir,wenn ich zurück nach Deutschland komme, friere ich mir ganz sicher den Arsch ab.

Nun war der Zeitpunkt gekommen und das Unternehmen 30 Meter tief zu tauchen sollte in die Tat umgesetzt werden. Ich hatte um 7 Uhr morgens nur wenige Probleme mit dem Druckausgleich, wobei mich sonst mein rechtes Ohr etwas behindert. Binnen 2 Minuten sank ich bereits auf rekordartige 24 Meter und hatte bereits den besagten big block vor Augen, welcher am Sockelfuss knapp 31 Meter tief ist. Wir schauten uns kurze Zeit um und leider ernüchterte mich der Anblick, da der Block doch sehr karg war. Auf dem Sandboden des Sockels kniend blickte ich, meinen Atemblasen folgend, nach oben und konnte sie nicht mal ansatzweise bis zur Oberfläche verfolgen, da sie sich weit vorher verloren. Dieser Anblick flößte mir eine gewisse Ehrfurcht ein. Kurioserweise konnte ich immer noch Rottöne erkennen, was in dieser Tiefe mitunter schwer ist, da das Wasser die Farbtöne mit zunehmender Tiefe aus dem Sonnenlicht filtert.
Der von mir als locker eingeschätzte Tauchguide Shasli verhielt sich hier unten sehr aufmerksam und erkundigte sich immer wieder nach meinem Befinden. Mir ging es sehr gut und auch mein befürchtet hoher Luftverbrauch und der frühe Tiefenrausch blieben völlig aus. So war ich lediglich an die geringe Grundzeit gebunden, in diesen Tiefen beträgt sie knapp 10 Minuten, nach denen ich in einen Deko-Tauchgang verfalle, also so viel Stickstoff im Blut habe, dass ich nicht mit normaler Geschwindigkeit aufsteigen kann, sondern zusätzliche Sicherheitsstopps einlegen muss. Man stelle sich vor, man verbraucht sehr viel mehr Luft und es wird dann knapp mit dem Vorrat, ist das Etwas was definitiv zu vermeiden sein sollte und auch weltweit auf Tauchbasen als Ausnahme behandelt wird. Shasli prüfte den Tauchcomputer entsprechend oft und nach 6 Minuten stiegen wir wieder auf 22 Meter auf. Wenn man bedenkt, dass bis vor einigen Tagen dies meine maximal erreichte Tiefe war, ist das schon was und es sind immer noch 4 Meter mehr als ich eigentlich an Tiefe erreichen darf. Den angesprochenen Mount Everest Gorgonie in 43 Metern ließ ich lieber unangetastet, denn ich hatte bereits jetzt dieses ehrfürchtige Gefühl erreicht, welches ich mir von der Tiefe versprochen hatte.
Das einzig Schöne in dieser Tiefe war übrigens eine kleine Familie von Clownfischen mit einem Babynemo.

Nach 51 Minuten stieg ich glücklich aus dem Wasser und antworte auf Shaslis grinsend gestellte Frage: "How deep?" Mit "30.9". Es ist definitiv nicht selbstverständlich für einen Guide einen OWD dies ausprobieren zu lassen und ich muss ihm dafür danken, das Risiko auf sich genommen zu haben. Wäre mir etwas passiert, würden hier für mehrere Monate komplett die Lichter ausgehen und seine Lizenz wäre sicher auch weg, aber ich kann ja halbwegs tauchen.

Gegen Mittag unterstützte ich ihn bei einem Introduction Dive. Das bedeutet im Klartext, dass er drei Polinnen mal Pressluft schnuppern lässt. 2/3 gefiel dies und sie werden mit Sicherheit einen Kurs machen. Es ist schön zu sehen, wie Menschen die ersten Atemzüge unter Wasser machen, auch wenn es sehr unbeholfen aussieht. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass ich unter Wasser gedrückt werden musste. Naja manche haben eben ein gewisses Potential.


Der Wellengang in Zusammenarbeit mit den Strömungen unter Wasser macht es einem manchmal schwer einen geeigneten Tauchplatz zu finden und so musste ich mit dem aus dem Urlaub zurückgekommenen Guide Osama mit einem Zodiac, also einem motorisierten Schlauchboot, aus einer Bucht herausfahren um dann wieder in diese hinein zu tauchen. Von einem Zodiac musst du rückwärts herausfallen und dabei deine Maske und den Atemregler im Mund festhalten und in diesem speziellen Fall bei 2,5 Meter hohen Wellen schnell abtauchen. Ich habe über diesen Tauchgang in meinem Logbuch folgendes geschrieben:" Osama is a maniac!" Raus aus dem Zodiac, bei diesem krassen Wellengang, runter in die starken Strömungen, von links nach rechts gepeitscht, folgte ich Osama, dem ich vorher noch sagte, dass ich mit Shasli auf 30.9 Metern war. Ich denke es war sein Ehrgeiz, das zu übertreffen. Nach 3 Minuten Schnellabstieg funkelte eine 34.1 auf meinem Computer und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Alles verlief ohne Probleme, nur war der Weg zu weit und Osama musste eine Rettungsboje nach oben schießen um uns kurz vorm Strand vom Zodiac einsacken zu lassen, was sich aber gefährlicher anhört als es ist. Ich würde es eher als Routinemaßnahme bezeichnen. Ich bin somit noch 4 Meter tiefer getaucht und habe immer noch keinen Tiefenrausch erfahren. Vielleicht ist mein Kopf auch schon zu sehr breiartig, als dass ich eine Bewusstseinserweiterung spüren könnte.

Nachdem ich nun kurze Zeit der einzige Gast im Camp war kamen während der letzten beiden Tage 8 neue Gäste davon 5 Taucher hinzu. Auch wenn ich mich über deutschsprachige Gesellschaft freute, merkte ich doch sehr stark, dass mir die Zeit mit den beiden Jungs hier am meisten gegeben hat und es jetzt in einen normalen Tauchurlaub verfiel, mit allem was dazu gehört. Aber da ich 24 Stunden später nach Deutschland flog, musste ich diesen Zirkus nur einen Tauchtag aushalten. Es war nett, aber bereits zu 8. + Guide zu tauchen ist mir zu viel. Der Anspruch der Anderen und deren Einstellung gegenüber der Organisation der Basis entsprachen mir einfach in keinster Weise.
Aber ich schätze Nörgler gibt es überall.
Am nächsten Tag packte ich meine Sachen zusammen und wurde pünktlich um 14 Uhr von Shasli zum Flughafen gefahren. Wir redeten noch ein wenig über die Erlebnisse der letzten beiden Wochen und abermals wurde mir bewusst, dass dieser Sport, diese Leidenschaft auch ihn gepackt hat, wenn auch schon vor vielen Jahren.

Damit schließe ich diesen Beitrag nach 14 Tagen und unzähligen Zeilen ab. Ich habe in 11 Tauchtagen 31 Tauchgänge gemacht. Ich war 1830 Minuten oder 30.5 Stunden unter Wasser, das sind fast 3 Stunden pro Tauchtag!

Ich habe Ägypten die Chance gegeben, mich aufs Neue zu begeistern und das hat dieses Camp hier absolut geschafft. Ich habe mir taucherisch sozusagen die Hörner abgestoßen. Es liegt in dieser Hinsicht noch so viel vor mir und ich bin froh, dass ich die Herausforderungen, vor denen ich bisher in diesem Sport stand, erfolgreich und ohne zu zögern gemeistert habe. Ich bin gespannt, was dieses Hobby noch für mich bereithält. Jetzt ist es aber wirklich erst einmal genug mit Urlaub in Ägypten. Einerseits freue ich mich nach zwei Wochen wieder in meine Heimat zu kommen und andererseits eben auch, dass ich mir nun definitiv eine Destination aussuchen werde, die nicht in Ägypten liegt. Ich jongliere im Kopf bereits mit Zielen in Indonesien, Bali und Belize.

Ich bedanke mich dafür, dass ihr euch durch diesen doch sehr langen Beitrag gekämpft habt und kann euch versichern, dass der nächste richtige Reisebericht im Winter folgt. Es geht wieder Snowboarden und ich bin schon gespannt, wohin es geht und versuche diesmal ohne Verletzung davon zu kommen.

Das Schlusswort kommt ein weiteres Mal von den Chili Peppers, in deren Texten ich lustigerweise immer wieder etwas finde, was genau zu dem passt was ich tue.
In diesem Sinne Adios und Bon Velo.


Where i go, i just don't know, i just got to take it slow. When i found my piece of mind, i'll gonna give you some of my good time. 


Freitag, 22. Juni 2012

Vorbereitung auf den Sommer

Es ist soweit, nachdem die lange Durststrecke von über 6 Monaten ohne Urlaub überstanden ist, geht es ab dem 05.07 wieder los.
Ich werde das erste lange Wochenende bei Gräfenhainichen auf dem Splash! Festival verbringen und nachdem ich Montag aus Sachsen zurückkomme, am Dienstag Morgen direkt nach Düsseldorf fahren um dort meinen Flug nach Marsa Alam zu erwischen.

Marsa Alam ist eine im südlichen Ägypten gelegene Stadt, die dafür bekannt ist vom Tourismus noch nicht so sehr vereinnahmt worden zu sein, wie es die anderen Orte im Wüstenstaat sind.
Dies wirkt sich zum einen sehr positiven auf den Umgang mit Einheimischen aus, die einen einfach mehr als Mensch denn als Geldbeutel sehen und zum Anderen ist der Tauchbetrieb dadurch persönlicher und auch ein Stück weit abenteuerlicher.

Fleißigen Lesern dürfte spätestens jetzt aufgefallen sein, dass dies bereits mein dritter Besuch in Ägypten innerhalb 1,5 Jahren ist. (Januar 11/November 11/Juli 12)

Nun ich möchte nicht sagen, dieses Land hat es mir angetan, viel mehr schätze ich die Möglichkeit die Schönheit der Natur unter Wasser in vollen Zügen genießen zu können, ohne dafür 15 Stunden Flugdauer auf mich nehmen zu müssen. 
An den südlichen Küstengebieten Ägyptens sind noch Delfinschulen, Riffhaie oder Seekühe beheimatet, wenn auch nicht in sehr großer Stückzahl.
Diese Tiere sind es mir mehr als wert zwei Wochen meines Urlaubes in der Wüste zu verbringen.

Ich werde im Beachsafaricamp Marsa Alam gastieren, hierbei handelt es sich um ein von der Stadt 50 Kilometer entferntes Wüstencamp an der Küste zum Roten Meer.
Strom gibt es nur wenige Stunden am Tag und Zivilisation beschränkt sich auf die Basis selbst.
Tauchen steht also mehr als nur im Vordergrund, es ist quasi Lebensinhalt an diesem Ort.

Ich habe mich bewusst dafür entschieden, da ich mich nach dieser Reise anderen Ländern zuwenden werde und mich etwas, sagen wir, abhärten möchte.
Dinge wie Moskitonetz oder Stirnlampe waren bisher Fremdworte für mich, nun sollen Sie Alltag beim Reisen werden, wobei ich gerne auf das Netz verzichten würde.

Da es nur wenige Stunden Strom gibt und ich natürlich kein Telefon mitnehmen werde, kann ich entweder im Anschluss aus dem Gedächnis heraus schreiben oder ich führe Buch.
Ich habe mich für Letzteres entschieden um nach der langen Zeit auch einen entsprechend detaillierten Bericht abliefern zu können.

Ich bin schon gespannt, was der Sommer für mich bereit hält und freue mich auf Party und anschließend ein kleines Abenteuer.
Erkundet die Welt und haltet die Ohren steif, in diesem Sinne

Bis zum nächsten Mal.

Montag, 13. Februar 2012

Snowboarden, Klappe die Zweite ( Braunlage, Germany 11.02.12 )

Hallo mein Freund,

und danke, dass du mal wieder vorbeischaust. Da nun meine rechte Schulter langsam aber sicher zu ihrer Normalform zurückkehrt und ich allen sportlichen Aktivitäten beginne zu fröhnen, denen ich vorher schon verfallen war, war es Zeit dem Verursachersport für meine Verletzung auf den Zahn zu fühlen.

Ich hatte mir den Termin des ersten Tages auf dem Board eigentlich für das letzte Februarwochenende aufheben wollen, doch mein Ligaspielplan einer anderen Leidenschaft die Leiden schafft, Basketball, machte mir einen Strich durch die Rechnung. So war ich gezwungen auszuweichen, doch den Termin in den März zu verschieben, kam für mich garnicht in Frage.
Wer sichert mir denn zu, dann noch genug Schnee am Berg liegen zu haben um mein Brett darauf lang rutschen zu lassen? Niemand! Und genau deshalb schob ich dieses heikle Datum zwei Wochen voraus.

Am Samstag den 11.02 wurde ich von einem einzigen Mitstreiter mit dem Auto abgeholt um ins 90 Minuten Fahrzeit entfernte Braunlage zu fahren. 6:40 stand ich mit Sack und Pack vor der Haustür, warm gehalten von diversen Kleidungsschichten und meinem treuen Partner Funktionshalstuchschlauch!
Als wir dann gegen 8:15 Uhr in Braunlage ankamen, stand schon eine kleine Schlange am Ticketverkauf der Wurmbergseilbahn an und dabei öffnete diese erst 30 Minuten später.
Wir nutzten die Zeit um uns entsprechend auf die Temperaturen und den anstehenden Sport einzukleiden.
Ich verdeutliche euch am besten anhand meiner Wenigkeit, wieviel Stoff nötig ist um so einen Wintertag ohne Erfrierungen zu überstehen.

Baselayer: Funktionsshirt + Shorts + 2 Paar lange Skisocken
Midlayer: Rollkragenoberteil + Pullover
Toplayer: Skijacke + Snowboardhose + Handschuhe + Brille + Snowboardschuhe

Das Problem ist, man darf es nicht mit Klamotten übertreiben, denn Schweiss ist definitiv auch ein Thema und niemand möchte in der Kälte verschwitzt rumlaufen.
Ich für meinen Teil habe für diesen Tag sehr gut gehaushaltet.
Fertig angezogen und die Bindungen auf die Snowboards montiert, ging es für mich und meinen Kumpel in Richtung Seilbahn.
Da wir relativ früh am Tag angekommen waren, konnten wir uns einen recht naheliegenden Parkplatz sichern, für viele ein großes Problem an diesem Tag, wie wir später mitkriegen sollten.
Als das Schlangestehen überstanden war, wechselten je 26 € den Besitzer und zwei Tageskarten für alle Lifte wurden ausgestellt.

Gegen 9:00 Uhr bestiegen wir die Gondel und fuhren in Richtung Gipfel auf.
Oben angekommen war es schon ein komisches Gefühl wieder die Bindungen an meinen Boots fest zu ziehen.
Wurde mir doch nach dem letzten Mal die rechte Schulter unsanft nach hinten gerissen.
Da an den letzten Tagen auf dem Wurmberg relativ wenig Schnee gefallen war, es dafür aber saukalt war, konnte die Konsequenz nur eine sein ... Altschnee!
Für euch nicht Wintersportbegeisterten da draussen, Altschnee bedeutet soviel wie gefrorener rutschiger Beton.
Ich versicherte meinem Mitstreiter lediglich zweimal gefahren zu sein und bat ihn nicht zuviel zu erwarten. Nun war der Moment der Wahrheit gekommen.
Ich richtete mich an der oberen Kante der Piste auf, das Brett quer zum Hang stehend, schaute mich noch einmal um, nickte meinem Kumpel zu und setzte mit einer lockeren 90 Grad Wende mein Brett parallel zum Berg und flitzte an beeindruckten Rookiesnowboardern vorbei Richtung erste Kurve. Schwups! Noch vor erreichen der erste Gabelung entschärfte der rutschige Altschnee meine Fahrlinie und ließ mich unsanft aufsetzen.
Über den Rücken abrollen, dabei das Board parallel zum Hang drehen und weiterfahren, wenigstens diese Bewegung funktionierte tadellos.

Den moderat steilen Hang hinunter durch einen kleinen Wald fahrend, kamen wir nach kurzer Zeit am sogenannten Snowboardhang, einem sehr breiten und nicht sehr steilen 400 Meter langen Hang, an.
Hier wollte ich ein wenig üben, wusste ich doch genau was mir diesen Sport momentan erschwerte. Das Abbremsen mit dem Gesicht zum Hang und die Drehung in die Fahrt mit Gesicht zum Hang, das waren meine Steckenpferde.
Doch ich war nicht gewillt gleich beim ersten Anlauf den gesamten Hang als Teststrecke zu verwenden, fiel er doch anfangs noch recht steil ab und lief erst zum Ende hin flacher aus.
Die ersten Drehungen funktionierten den Umständen entsprechend, ich war auf jedenfall froh nicht jedes Mal aufs Maul zu fliegen.
Am Ende des Hangs, war ein Schlepplift installiert, durch den es in Windeseile wieder an den oberen Teil des Hangs ging.
Diese Dinger zu nutzen bedarf ein wenig Übung und mindestens einem Sturz am Einstieg.
Mein Sturz kam recht schnell, wo nach ich jedoch nicht wieder das Gleichgewicht verlor und unfallfrei transportiert werden konnte.
Auf halber Strecke der Talabfahrt, machte ich halt um eines von vielen Fotos zu schießen.
Ich hätte nie gedachte, dass der Akku meines Blackberry durch Kälte so in Mitleidenschaft gezogen werden konnte.
Ende vom Lied ausser diesem Foto habe ich keine Aufnahmen machen können, da genau danach der Akku seinen Geist aufgab. Zum Glück erholte sich der Akku zuhause wieder.




Auf dem Weg ins Tal kreuzten wir mehrere Male andere Pisten, auf denen es teils wie auf Schnellstraßen zu ging, man musste um den letzten Baum linsen um die Chaoten entgegenpreschen zu sehen.
Kurz Schwung geholt und ohne Kollision ging es hinnüber.
Herr Althaus wäre stolz auf mich gewesen!
Im Tal bemerkten wir die Schlange vor dem Ticketschalter, es war mittlerweile ungefähr 12 Uhr und die hintersten Leute der Schlange standen an unserem Auto.
Geschätzte Wartezeit bis zur ersten Abfahrt... 1,5 Stunden?

Wir setzten uns in den Kofferraum des feschen Wintermobils und futterten unseren Proviant.
Unterbrochen von diversen anfragenden Blicken von Autofahrern die hofften wir würden gleich abfahren, machten wir uns bereit wieder genn Gipfel zu stürmen.
Leider war die Schlange derer, die ebenfalls wieder hoch wollten, fast genau so lang wie die der Ersttäter.
Nach einer guten halben Stunden saßen wir in der Gondel und schwankten in Richtung 1000 Höhenmeter.
Ich hätte euch zu gerne den sagenhaften Ausblick auf den Brocken und die harzer Umgebung präsentiert, aber wie gesagt der Akku wollte nicht.

Im weiteren Verlauf des Tages lief es immer besser mit den benannten Steckenpferden und auch anfängliches Carving war mir möglich.
Ich begann bereits am Scheitelpunkt des Snowbordhanges mit dem Gesicht zum Hang zu fahren und wurde immer sicherer in meiner Fahrweise.
Als gegen 16 Uhr die Lifte schlossen, machten wir uns langsam aber sicher in Richtung Parkplatz auf.
Müde aber glücklich sank ich in den Beifahrersitz und ließ mich durch die weiße Pracht nach Hause kutschieren.
Als ich um 18:30 zuhause ankam, war keine Zeit für Müdigkeit zu verschwenden, denn die Magdeburger Febro Eagles, unsere 3.Liga Basketballmannschaft, stand um 19 Uhr 20 Kilometer entfernt auf dem Parkett.
Schnell den Basketballkameraden eingesackt, ballerte ich mit 170 km/h auf der Autobahn Richtung Magdeburg, parkte rechtzeitig vor der Halle ein und nahm meinen Platz auf der beliebten Tribüne hinter der heimischen Bank ein.
Naja bei den Wurfquoten konnte Charlottenburg auch nur verlieren und es wurde ein fulminanter Sportabend mit viel Emotionen.

Am nächsten Morgen erinnerten mich nur noch zwei Sachen an den Snowboardausflug vom gestrigen Tag, der Muskelkater in meinen Beinen und das Grinsen auf meinen Lippen...

Freitag, 3. Februar 2012

La Plagne, Frankreich 26.12.11-02.01.12

Salut mon ami,

Nachdem ich mich in ein afrikanisches Tauchabenteuer gestürzt hatte, musste ich erstaunt feststellen, dass mein Bestreben alleine in den Urlaub zu fahren komplett nach hinten losgegangen war.
In den 10 Tagen in Safaga war ich am ersten Tag bis 16 Uhr und am letzten Tag für 30 Minuten alleine, nachdem meine Buddies sich am Flughafen Richtung Düsseldorf verabschiedet hatten.
Somit komme ich eindeutig zu dem Schluss, dass man nur alleine reisen kann, wenn man sich wirklich abkapselt.
Jedes Hobby hat eine eingeschworene Gemeinde, die ihm fröhnt und jeder Ort auf der Welt wurde bereits betreten. Es war vielleicht vermessen zu erwarten, ich könnte der deutschen Kultur und ihren Gewohnheiten entfliehen, wenn ich mein Exil so orientalisch wähle. Ich habe sogar darauf bestanden mit meinem Tauchlehrer englisch zu sprechen, da mich das ständige deutsch Gerede angeödet hat.
Da möchte man der Heimat entfliehen und landet doch nur in einem Außenposten.
Aber ich habe wohl nichts Anderes verdient, wer sich eine deutsche Tauchbasis aussucht, der ist selber Schuld.
Wobei ich so oft es geht dazu raten würde. Tauchen kann gefährlich sein und ich möchte nicht aufgrund eines Missverständnisses oder einer Sprachbarriere mein Leben lassen, da ist es doch gut zu wissen, dass mein Gegenüber in mehreren Sprachen mit mir kommunizieren kann. Das ist übrigens eine Tugend der Ägypter, so ziemlich jeder Ägypter, den ich getroffen, habe konnte sich trilingual ausdrücken. Dies ist aber auch sicherlich der Abhängigkeit vom Tourismus geschuldet.
Als ich wieder deutschen Boden betreten hatte und übermüdet in mein Taxi, Danke Mom!, eingestiegen bin, kamen mir bereits Gedanken an die nächste Reise.
Es sollte das genaue Gegenteil zu dem werden, was ich in Ägypten erlebt hatte.
Statt Einzelgänger war ich nun Teil einer 18-köpfigen Gruppe von Wintersportlern, aber auch das hat seine Vorteile, wie ich bald herausfinden durfte.

Am späten Abend des 1. Weihnachtsfeiertages ging es, durch Ente und Knödel gut gesättigt, mit dem Auto, einem guten Freund von mir und einem Dachgepäckträger nebst zwei Snowboards in Richtung Leipzig.
Als wir dort gegen 1 Uhr nachts ankamen, waren außer uns beiden noch 16 weitere Bekloppte am Treffpunkt.
Nach einer guten Stunde Gepäcktetris konnten wir endlich losfahren.
In einer Kolonne von 4 Autos ging es los in Richtung Schweiz.
Über Nürnberg und Heilbronn fuhren wir im ZickZack durch Deutschland.
Da ich nicht gewillt war 11 Stunden alleine durchzufahren, musste mein Freund leider als Fahrer herhalten, sodass ich mich von Leipzig bis etwa Baden-Baden zurücklehnen und etwas Schlaf nachholen konnte.
Mein Ersatzfahrer wollte allerdings nicht so wie ich wollte und so störte er meine Einschlafphase in dem er das Tempolimit etwas ausreizte und den Blitz des Radarsystems auf meine zufallenden Augen lenkte.
Wir wechselten an einer Tankstelle rund 50 Kilometer vor der deutsch-schweizerischen Grenze die Seiten und kauften bei der Gelegenheit gleich noch Benzin und die Schweizer Vignette.
35 € für ein ganzes Jahr Autobahnnutzung ist wirklich nicht die Welt.
Da finde ich es schon extremer, Kilometerpauschalen auf französischen Autobahnen zu erheben. Die Mautgebühren in Frankreich sind relativ hoch, so zahlt man um von Heidelberg bis nach La Plagne zu kommen für ungefähr 700 Kilometer fast 50 € Maut.
Folglich war es nur logisch, dass wir uns dafür entschieden über den Alpenstaat zu fahren.

Am Vormittag des zweiten Weihnachtsfeiertages fuhren wir durch das neblige schweizer Alpenvorland und ärgerten uns ständig, dass die Nebelschwaden uns den Ausblick auf die Bergwelt verwehrten.
Als wir dann in flachere Gebiete kamen, lichtete sich ganz allmählich die Nebelwand und gab die Sicht auf den Lac Léman frei. Dies ist ein recht großer See, eingeschlossen in die schweizer Bergketten, welcher die Schweiz von Frankreich trennt.
Die Landesgrenze verläuft quer durch den See, davon bekommt man aber rein garnichts mit, da sich der fränzösische Teil der Schweiz schon so französisch präsentiert, dass man ohne Grenzposten den Länderübergang garnicht wahrnehmen würde.

Von Lausanne aus hieß es das letzte Stück der Reise über französischen Boden zu fahren.
Mich verwunderte zuerst der Mautpreis, welcher mit lediglich 80 Cent sehr günstig zu sein schien.
Über unzählige Bergstraßen, gebaut im Wendeltreppenprinzip, ging es immer tiefer in das Zentralmassiv hinnein, vorbei am Lac d´Annecy, einem wunderschönen flachen Bergsee, der mich sehr an die Schweizer Seen erinnerte. Hier war jedes Auto ein Range Rover und ich meine sogar eine Tauchschule am See erspäht zu haben. Aber wir waren ja schließlich nicht zum Tauchen hier, sondern zum Snowboarden, also weiter in Richtung Bestimmtungsort. Nach einigen weiteren Bergstraßenkilometern kamen wir sichtlich erschöpft im kleinen Nest Villette an.
Dieses zierliche Dörfchen liegt am Eingang eines Tals, in dessen Verlauf man nach Aime, einem La Plagne vorgelagerten Ort, gelangt.
Da wir aber erst einmal in Ruhe ankommen wollten, entschieden wir uns dafür in Richtung unseres gemieteten Hauses zu fahren um dort auf die anderen Mitreisenden, die wir bereits kurz nach Leipzig abgehängt hatten, ihr erinnert euch hoffentlich an die Radarfallensituation, zu warten.
In diesem Ort einen Parkplatz zu finden war nicht das Problem, ich war heilfroh eine Lücke rund 50 Meter vor unserem Haus gefunden zu haben.
Mich trennten lediglich 30 Höhenmeter von dem erlösenden Ende dieser 12-stündigen Irrfahrt.
Dummerweise hatte ich die Rechnung ohne das Eis gemacht und so kam ich schätzungsweise 29,9 Höhenmeter weit, bis sich ein Zustand ständigen Rutschen an meinen Reifen einstellte. Als ich die Bremse betätigte um dann doch einmal zum Stehen zu kommen, trennten mich einige wenige Zentimeter von einem Blechschaden, verursacht durch wahlweise Hausfassaden oder Autotüren.
Ich überließ meinem, durch Fahrsicherheitstraining ach so erfahrenen, Freund das Steuer und siehe da, die fehlenden 0,1 Höhenmeter wurden überwunden und der silberne Tschechenferrari schmiegte sich in die Parklücke ein.
Es war ungefähr 14 Uhr am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertages und wir standen zu viert in der Eiseskälte, als ein Franzose mittleren Alters auf uns aufmerksam wurde.
Als er zu uns kam um uns zu begrüßen,begriff wohl auch der Letzte, dass hier Englisch nicht weiterhilft.
Was für ein Glück, dass ich mein Abitur in Französisch abgelegt habe und was für ein Glück, dass dies kein Anderer getan hat.
Nachdem Eric, so der Name des netten Hausbesitzers, uns seine Besitztümer gezeigt hatte, trudelten ganz allmählich die fehlenden Mitreisenden ein.
Am frühen Abend waren wir dann vollzählig und konnten uns den Vorbereitungen für den ersten Tag auf der Piste widmen einschließlich Bindungen befestigen, Klamotten bereitlegen und den Weg zum "bureau du ski" mental abfahren.
Nun sollte mir offenbart werden, wieso es manchmal doch Sinn macht in einer Gruppe zu reisen.
Das Stichwort lautet Küchendienst!
Jeder musste genau einmal den Kochlöffel schwingen und alle konnten essen. Ein super System, nur bezweifele ich ernsthaft in Zukunft darauf zurückgreifen zu können, da Hostelbewohner nicht so leicht von einem Küchenplan zu überzeugen sind, mich eingeschlossen.
Sichtlich gerädert und mit vollem Magen endete der Abend für die Meisten recht früh.

Am nächsten Morgen mussten wir schnell machen, öffnete der Verkaufsstand für die Skipässe doch schon um 8 Uhr und die Pisten um 9 Uhr.
Mit Aushändigung der Hausschlüssel übergab uns Eric Gutscheine mit denen wir einen ermäßigten Preis für den Skipass bekamen. Es waren zwar immernoch knapp 190 € für einen 6 Tage-Pass, aber in einem der größten Skigebiete der Welt ist man das schonmal bereit zu zahlen.
Als alle ihren Pass bezahlt hatten, ging es in einer Karawane den Berg hinauf. Der Versuch zusammen zu bleiben scheiterte jedoch hinter dem ersten Kreisverkehr, wovon die Franzosen übrigens mindestens doppelt so viele haben wie die Niederländer und die haben acht Mal so viele wie wir.
Einem Einheimischen schien der Aussenspiegel unseres VW-Busses zu gut gefallen zu haben, er konnte jedenfalls nicht mehr bremsen bevor er ihn mit dem eigenen Auto abriss.
Wir entschieden uns dazu uns zu trennen und später auf dem Berg wieder zu treffen.
La Plagne liegt auf rund 1,900m Höhe, Aime auf 900m. Folglich war rund ein Kilometer an Höhenunterschied im allseits beliebten ZickZack Kurs zu bewältigen.
Oben angekommen, gingen wir zuerst im Einkaufszentrum des kleinen Ortes auf Shoppingtour.
La Plagne besteht im Grunde aus 5 Hotels, einem Shopping Center, einer Krankenstation, einer Feuerwehr und einer Tankstelle. Alles ist am Hang gebaut und scheint für den Laien jeden Moment an Halt zu verlieren und abzusacken.
Vor dem Betreten des Snowboardshops fiel mir auf, dass jeder in meiner Gruppe einen Helm besaß und ich der einzige Dumme war, der mit Pudelmütze rumlief.
Mein erster Gang führte mich daher zum Helmregal, funktionell und günstig sollte er sein. Nach 5 Minuten war die Vorstellung, er könne günstig sein, dahin und ich kaufte für rund 90 € einen schneeweißen Quiksilverhelm, den ich übrigens wärmstens empfehlen kann!
Einige mussten sich noch mit Skiern und Boards aus dem Verleih ausrüsten, da sie keine eigene Ausrüstung besaßen.

Gegen 10:30 Uhr ging es dann endlich auf die Piste und zum ersten Mal nahm man seine Umgebung in ihrer Gesamtheit wahr.
Man befand sich im Zentralmassiv, der größten und höchsten Bergkette Europas zählt man es zu den Alpen dazu.
Überwältigt von den Dimensionen, die auf einen einprasselten, realisierte ich erst garnicht, wie ich gerade den Berg erklomm.
Ich sagte ja bereits in meinem Ägyptenbericht, dass ich einen gewissen Höhenrespekt besitze.
Nunja der Sessellift von La Plagne führt stellenweise 30-40 Meter über der Piste entlang.
Das war schon ein komisches Gefühl in solcher Höhe hin und her zu schaukeln, aber die Kulisse ließ einem keine Gelegenheit einen klaren Gedanken daran zu fassen.
Oben angekommen mussten wir feststellen, dass in Frankreich der Begriff Skigebiet maßgeblich ist.
Ungefähr 95% der Leute auf dem Berg waren Skifahrer, die anderen 5% teilten sich Snowboarder, Wandertouristen und Paraglider.
Nach nur wenigen Minuten ging es das erste Mal bergab.

Noch etwas wackelig auf den Beinen, es war schließlich erst mein zweiter Winterurlaub und der Letzte war lange her, fuhr ich gemütlich die Piste hinab.
Ich übte logischerweise erst einmal alle Bewegungen um mich möglichst gut auf die schwereren Pisten vorzubereiten.
Wenig später bekam ich schon die erste Rechnung für meine Unfähigkeit.
Die Diagnose lautete zu weit nach hinten gelehnt beim Bremsen. Die Folge war ein ordentlich schmerzendes Steißbein, aber damit musste ich leben.

Wir hatten uns ausgemacht gegen 12:30 Uhr zusammen Mittag in einer der Berghütten zu essen.
Die Touristenpreise hatten sich gewaschen, kostete ein Omelett mit Schinken und Champignons doch stolze 12 €. Als kleines Trostpflaster stand das Essen 3 Minuten später kochend heiß vor mir und der Kassiererin.
Nach diesem ausgiebigen Mittagessen mit Panoramablick über das nördliche Zentralmassiv ging es wieder den Berg hinunter.
Die Erfahreneren unter uns suchten den Thrill an einigen kleinen Sprungmöglichkeiten, doch das war noch lange nichts für mich. Erst einmal musste ich mich völlig sicher auf dem Brett fühlen und alles beherrschen um mich im Notfall in die richtige Richtung bewegen zu können.
Das schien immer besser zu funktionieren und ab und an gelang mir bereits ein mehrfacher 360-Turn, also eine einfache Drehung mit dem Brett, was sich leichter anhört als es in Wirklichkeit ist.

Da wir nicht wussten, wann die Geschäfte in Aime schließen würden, beschlossen wir früher als nötig die Piste zu verlassen um noch rechtzeitig für den Abend Essen und Getränke zu besorgen.
Also suchten wir uns eine Piste, welche direkt bis zu unserem Parkplatz führte, sprachen uns ab unten zu warten und fuhren los.
Das Folgende werde ich bestimmt nicht vergessen.
Vom Lift führte die Piste in einer langen Rechtskurve den Hang hinunter und nach rund 600m über eine Kuppe.
Bis dort hin kam ich nicht mehr.
Nach rund 400m wollte ich, da ich langsam schneller wurde, abbremsen und mich umdrehen da ich in diesem Moment Fakie fuhr.
Zur Erklärung, ich fahre Regular, das bedeutet mein linker Fuß ist in der Ausgangsstellung vorne und meine Füße zeigen dementsprechend nach rechts. Beim Fakiefahren steht mein rechter Fuß vorne, also schaue ich nach links.
Da die Strecke rechter Hand in den Tiefschnee mündete und ich nicht Gefahr laufen wollte einen Abhang runterzufallen, schob ich den linken Fuß nach vorne um auf der hinteren Kante abzubremsen.
Eine Folge davon ist aber leider, dass ich für kurze Zeit schneller nach rechts fahre, da ich das Brett ja praktisch nach rechts lenke.
Diese Zeitspanne war nicht kurz genug und so traf ich recht unerwartet auf den Tiefschnee und verkantete mit der vorderen Kante im Schnee.
Folglich wurde ich nach vorne übergeworfen und machte dabei einen folgenschweren Fehler.
Ich breitete die Arme aus, um mich abzufangen, kurz bevor ich mit dem Kopf im Tiefschnee landete.
Ich nahm ein unnatürliches Geräusch wahr und stellte im Schnee liegend fest, dass es wohl Etwas in meinem Oberarm sein müsse.
Beim Versuch mich aufzurichten, merkte ich dass mein rechter Arm nicht so ganz wollte.
Ein kurzes Abtasten brachte mir Gewissheit. Die Diagnose lautete rechtsseitige Schulterluxation, zu erkennen an der Tatsache, dass meine Schulterpfanne abstand, bzw. der Oberarmkopf nicht dort war wo er zu sein hatte.

Im ersten Moment einer Verletzung greift bei mir ein instinktiver Selbsterhaltungstrieb, meine Beine funktionieren, also muss ich micht nicht heulend an den Pistenrand stellen und wie in Todesangst die Leute anbrüllen, sie sollen mir doch bitte helfen.
Ein kurzes "Hey!Warte mal." entwich mir, als ich meinen Fahrer an mir vorbeirauschen sah.
Mit der Gewissheit, dass der Rest der Leute mit Sicherheit weder ein Wort deutsch noch englisch konnte und dem Wissen, dass ich mal gar keinen Bock hatte jetzt stammelnd meine Situation zu erklären, schnappte ich meinen Rucksack und mein Brett. Die rechte Schulter kann keinen Rucksack tragen, scheiß drauf, ich hab noch eine Linke!
Die rechte Hand kann kein Snowboard tragen, scheiß drauf, ich hab noch eine Linke!
Mit dem Lift vor Augen, stapfte ich die Piste hinauf, den rechten Arm leicht vorgelehnt, ein wenig Schonhaltung wird ja wohl erlaubt sein.
Oben angekommen, konnte der Liftwart nicht so wirklich glauben, dass ihm gerade ein deutscher Tourist auf französisch sagen kann, dass seine rechte Schulter ausgekugelt ist.
Kurze Zeit später befand ich mich auf einem Snowmobil in Richtung Krankenstation fahrend.
Unten angekommen wurde mein Arm wieder eingerenkt, dies passiert im Gegensatz zu deutschen Methoden mit einer Drehbewegung, die absolut unschädlich ist und keine Schmerzen verursacht. Man kommt sich dabei allerdings wie eine Playmobilfigur vor, der ein Arm wieder angeklickt werden muss.
Ich muss dazu vielleicht sagen, dass ich mich mit Verletzungen sehr schnell abfinde, versuche etwas Positives darin zu finden und keinen Moment für Weinerlichkeiten verschwende.
Die Schulter ist ausgekugelt gewesen, also heißt es im Winterurlaub kein Snowboard mehr fahren.
Ich hatte vom behandelnden Arzt ein 31-tägiges Wintersportverbot erteilt bekommen und habe mich rückblickend auch vorbildlich daran gehalten.

Danach durfte ich mir noch einen Verband holen und dazu Ibuprofen, für die Weicheier unter den Sportlern.
Zum Schluss wurde ich natürlich noch zur Kasse gebeten. Zur Debatte standen 190€ Transportkosten, ok die Fahrt war echt fett!. Außerdem 140 € Arztrechnung, leider konnte ich für 60 € mehr die hübsche Schwester nicht mitnehmen, sie hat auch leider weder englisch noch deutsch gesprochen, dafür schien sie angetan zu sein, dass ich mich bemühte französisch zu sprechen. Wie dem auch sei, Sie blieb dort und ich schnappte mir meinen Rucksack, der jetzt wieder über die rechte Schulter passte, und mein Brett, welches ich links trug, und ging leicht verspätet in Richtung Parkplatz, wo ich mit staunenden Blicken empfangen wurde, wurde doch vermutet, ich sei lediglich eine andere Piste hinuntergefahren. Dies war der ideale Zeitpunkt meinem Mitfahrer Schuldgefühle zu machen, leider ohne Erfolg.

Zurück in unserer großen Hütte wurde auf den tollen Tag angestoßen, ich musste mein Glas in der linken Hand halten.
Da mein guter Freund Mediengestalter von Beruf ist, hat er die Ambitionen gehabt einen kleinen Film über den Urlaub zu drehen.
Zu diesem Zweck sind er und ich am Folgetag ohne Brett unter den Füßen mit dem Kabinenlift auf gut 2600m Höhe gefahren und haben rund 4 Stunden dort mit filmen und chillen verbracht.
Es war einfach herrlich, wir konnten den Paraglidern aus nächster Nähe bei ihren teils waghalsigen Starts zusehen. Zum Beispiel sind die Glider am Rücken des Berges einfach von einem Vorsprung gesprungen.
Man bedenke, der Schirm liegt ausgebreitet hinter Ihnen und wird dann hinterher gezogen.
Erst wenn der Schirmführer das erste Mal wieder hochzieht sieht man, dass er mit dem Touristen im Schlepptau nicht die Klippe runter gestürzt ist, sondern behutsam durch die Bergluft gleitet.
Muss ein unglaubliches Gefühl sein, wenn der Schirm sich öffnet und du nur noch dahin gleitest. Leider, hab ich mir sagen lassen,  man muss die Seile mit beiden Händen festhalten, Fehlanzeige für Chris.

Auf diesem Gipfel gab es auch eine Art Aussichtsplattform, in Form der Bergspitze.
Dort oben stand eine kreisrunde Tafel mit allen Bergen, die man sehen konnte, ihren Namen und Höhenangaben.
Zum ersten Mal konnte ich den Mont Blanc eindeutig identifizieren, er ist einfach gewaltig und
leider auch über 100 Kilometer weit weg von dem Punkt an dem ich stand.
Wir machten, nachdem wir wieder im Tal angekommen waren, in Aime halt um noch einige Lebensmittel zu kaufen und den Sonnenuntergang zu filmen, wobei ein paar wirklich gute Aufnahmen herum kamen.

Zurück im Haus, wurde ich beim Auspacken der Sachen überrascht.
Ich dachte mein Spiegelbild stand vor mir.
Ein Gilchrist-Verband am linken Arm, zu unwahrscheinlich um wahr zu sein und doch hatte sich bei der letzten Abfahrt des zweiten Tages jemand die linke Schulter ausgekugelt.
Eigentlich absolut nicht witzig, machten wir doch einige Späße und versuchten im Team zu essen, was erstaunlich gut funktionierte.
Meine linke Hand war Herr über die Gabel und seine Rechte schnitt mit dem Messer alles klein, Not macht eben erfinderisch.
Eine weitere Person musste aufgrund von Kniebeschwerden den Wintersport einstellen und so waren wir die drei von der Intensivstation oder wie die heißen.

Bis Sylvester gingen die Tage recht schnell rum, außerdem machte der Schneefall das Fahren an zwei Tagen unmöglich, weshalb die gesamte Gruppe daheim bleiben musste.
Am 31.12 fingen wir recht früh an uns mit Trinkspielen und allerlei anderen Sachen warm zu machen.
Ich danke meinen Lehrern zur erfolgreichen Vermittlung von Kings und Durag. Bei Fragen zu diesen Spielen bitte E-Mail an den Betreiber dieser Seite.
Als es Zeit wurde vor die Tür zu gehen und das Feuerwerk zu bewundern, müssten wir ernüchtert feststellen, dass wir uns 1. in einem Nationalpark befanden und 2. in Frankreich Raketen sowieso nicht so gerne gesehen sind.
Auf der Suche nach einer Alternativbeschäftigung bemerkten wir 6-7 Franzosen auf einem nahegelegenen Balkon, wenig später fand ein Kulturaustausch der besonderen Art statt.
Lied um Lied wurde sich entgegengebrüllt, wobei auf das Verständnis des Anderen kein Wert gelegt wurde.

Wir luden zwei zufällig auf der Straße laufende Franzosen zu uns ein und einer von Ihnen brachte seine Gitarre mit um ein Wenig seines musikalischen Talentes zum Besten zu geben.
Hier spürte man schon eher, dass man auf einer Wellenlänge war und endlich konnte auch mal jemand englisch, 17 Deutsche waren erleichtert.
Mir war das relativ egal, hatte ich doch am Nachmittag aufgrund der Kälte und des fehlenden Stroms bei der Haushälterin 20 Minuten das Wort "bougies", also Kerzen, versucht zu erklären.
Zum Glück war der Strom abends wieder vorhanden, sodass wir normal heizen konnten.

Für die Meisten endete der Abend zu einer moderaten Zeit, schliesslich mussten ja am nächsten Tag noch einige Pistenkilometer gesammelt und Filmaufnahmen gedreht werden.
Auch an Neujahr blieb ich im Haus und bereitete mich auf die Abfahrt am nächsten Morgen vor. Ich gab der Hausbesitzerin die restlichen Kerzen und die Gaslampe zurück und vereinbarte einen Termin zur Abnahme des Hauses durch Eric.
Der letzte Abend in Frankreich war ganz entspannt, waren doch alle von den letzten Tagen ausgelaugt und so ging es relativ früh ins Bett, denn am nächsten Tag hiess es immerhin 1200 Kilometer zurückzulegen.

Morgens gegen 8 verabschiedeten wir uns von Eric und begannen die restlichen Sachen in die Fahrzeuge zu laden.
Auf dem Rückweg regnete es unentwegt und auch die Sicht auf die Berglandschaft in Frankreich und der Schweiz war unmoeglich. Auf Höhe Baden-Baden wechselte ich meinen Fahrer ab und versuchte erstmals nach meinem Unfall wieder ein Auto zu fahren. 6 Stunden Autobahnfahrt später erreichten wir Leipzig, luden die sächischen Passagiere und den Gepäckträger, den ich von einem freundlichen Leipziger ausgeliehen hatte, ab und fuhren in Richtung Heimat.
Im Gepäck viele neue Eindrücke, neue Freunde und die Gewissheit, dass Wintersport nicht ganz ungefährlich ist.
Wieder ein weisser Fleck weniger auf der Karte.
Auf dem Weg durch die Nacht warf ich eine CD in das Autoradio, Red Hot Chili Peppers.

Road trippin with my two favorite allies...

Und hier gibt´s noch den Film zum Urlaub, Copyright by WatchIn Media. Viel Spaß dabei!




Route du Four - Winterurlaub 2011/2012 from Marcus Hübner on Vimeo.
















Dienstag, 31. Januar 2012

Safaga, Ägypten 11.11.11-21.11.11

Salam Habibi,

Es fällt mir immer wieder auf wie penetrant die Gesellschaft bestrebt ist dem Jahresurlaub mit einem schönen Landesnamen  Ausdruck zu verleihen und Ihn so möglicherweise einige Tage länger im Gespräch zu halten, als den Urlaub vom Kollegen aus dem Raum schräg gegenüber. Ein wahres Konkurrenzdenken entbrennt, geht es um die Wahl des Erholungsortes. Reiseveranstalter boulen um die Gunst der Möchtegern-Globetrotter und damit verbunden die Scheine in ihren Brieftaschen.
Doch wenn man sich einmal besinnt und aus dem Trott ausbricht, stellt man fest, dass es nicht die Länder, nicht die Orte sind an die man sich erinnert, sondern die Erfahrungen und die Menschen mit denen man diese teilt.
Ich muss nicht für zwei Wochen auf die Antillen fliegen und dort im Luxus Resort in meinem Kingsizebett den Tag zu verschlafen. Eine Reise ist für mich erst dann lohnenswert und sinnvoll, wenn ich außer Souvenirs und Fotos noch Einiges mehr mitnehmen kann. Dieses Gefühl möchte ich euch gerne in diesem und den unzähligen noch folgenden Beiträgen vermitteln. Und wer weiß, vielleicht infiziere ich ja den ein oder Anderen mit den "travelbugs".

Im Sommer 2011 entstand bei mir der Wunsch dem ständigen Kreislauf von Arbeit und Durchschnittsurlaub zu entfliehen und so suchte und suchte ich nach einer geeigneten Möglichkeit mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Da ich im Januar kurz vor den Anfängen des arabischen Frühlings bereits in Ägypten war und dort das Kulturprogramm somit abgearbeitet hatte, erschien mir dies ein geeignetes Fleckchen Erde um mich ein erstes Mal nicht dem üblichen Urlaubstrott hinzugeben.
Safaga, ein Name bei dessen Recherchen mir Bilder von Schildkröten, Delphinen, Kamelen und Quadsafaris angeboten wurden.
Nicht schlecht für den Anfang, fand ich. Doch wer einmal in Ägypten gewesen ist, weiß, dass jegliche "guided tour" eine abenteuerliche Kaffeefahrt ist und die vermeintlichen Beduinen am Abend nach der Vorstellung in die Jeeps hinter den Dünen steigen um zu ihren Familien in die Stadt zu fahren.
Ich möchte ein Abenteuer und keinen Bären aufgebunden haben.
Aber es gibt andere Facetten Ägyptens, die ich wohl mit der Zeit verdrängt hatte.
Am letzten Tag meines ersten Aufenthalts nutzte ich die Gunst der Stunde und nahm an einem "discover scuba diving" Kurs teil. Mit der Erinnerung, dass ich anfangs leicht panisch reagiert hatte und etwas brauchte um mich unter Wasser wohl zu fühlen, begann ich, noch leicht skeptisch, nach Tauchbasen in Safaga Ausschau zu halten.
Eine deutschsprachige Basis sollte es sein. Ich wollte ein Abenteuer, aber für den Anfang genügte mir die Light-Variante mit der Möglichkeit in meiner Muttersprache zu kommunizieren.
Orca Diving Center Safaga, "auf den Preis darf man nicht achten" wurde mir gesagt. "Tauchen sei ein überteuertes Hobby" durfte ich mir anhören. "Du  legst den Atemregler nach zwei Tauchgängen doch sowieso in die Ecke und lässt es bleiben";"Alleine reisen ist doch viel zu gefährlich".
Wenn man nicht mehr drauf hat, bestärkt man mich damit nur in meinem Vorhaben und macht mir meine Entscheidung wesentlich einfacher.
Hätte man mich vor 2 Jahren gefragt welche Hobbies ich später einmal haben würde, ich hätte im Traum nicht ans Tauchen gehabt. Aber es kommt eben oft anders und vorallem als man denkt.

Mit einem kleinen Körnchen Zweifel stieg ich am 11.11, es war ein verregneter eiskalter Freitagmorgen im Spätherbst, in Berlin in den Flieger.
Nach 4 Stunden, Ägypten liegt eine Zeitzone hinter Deutschland, kam ich in Hurghada, dem Mallorca/Ibiza-Klon des schwarzen Kontinents, an.
Mir bliess ein milder Wind entgegen. Es war nicht so drückend heiß, wie beim letzten Besuch, ein Vorteil? Im Moment schon.
Nach wenigen Minuten sass ich auch schon im Shuttle Richtung Safaga, bloß weg aus diesem westlichen Touristen-El Dorado mit Ballermannambitionen.
Als die Hotelmeilen der Wüste wichen, konnte ich zum ersten Mal durchatmen und führte eine Unterhaltung mit dem Fahrer über Vor- und Nachteile der Revolution. Ich musste feststellen, dass sich nur wenige direkt mit den Leitlinien der Aufstände identifizierten. Eine Diktatur ist sicherlich sehr einschüchternd und schwächt die eigene Meinungsbildung ungemein, was immernoch zu spüren war. "At least we´re not hungry anymore.".
Bei solchen Aussagen fällt es einem schwer eine passende Antwort zu finden, daher beschränkte ich mich auf ein zustimmendes Kopfnicken mit leichtem Lächeln. Es schien nicht überheblich rüberzukommen.
Am Hotel angekommen, fand ich das vor, was ich erwartet hatte...wenig.
Nun endlich durfte ich mich Individualtourist nennen, denn für niemanden sonst konnte diese Unterbringung sein. Ich störe mich keineswegs an Dreck, Getier oder Gerüchen, wohlaber an offensichtlicher Geldmacherei. Die Straße runter hätte ich für 29 € die Nacht besser geschlafen, aber nungut, dafür war die Tauchbasis nur 10 Schritte weit weg.
Genau diese 10 Schritte unternahm ich wenig später und erhielt nach einem netten Gespräch mit der Basisleitung meine Lektüre, ja fürs Tauchen muss man wieder die Schulbank drücken, meine restliche Ausrüstung und den Namen meines Tauchlehrers, für die Zeit des Kurses.
Für den Rest des Tages hieß es "(fl)explore the unknown" und so erkundete ich die Umgebung, bis ich auf ein nettes kleines Restaurant aufmerksam wurde. Da ich im Nachhinnein den angebotenen Fisch als unter Riffschutz stehend bezeichnen muss, war es ganz sinnvoll dort nur dieses eine Mal diniert zu haben.

Ein Tipp für zwischendurch: Wenn ihr in Ägypten essen gehen wollt und dabei bestrebt seit Kultur und Menschen kennenzulernen, dann geht niemals in ein Restaurant, welches sich mit Reklame, Preisen und Angebot zu sehr westlich orientiert. Mir hat es zwei Hinterhöfe weiter in das Wohnviertel hinnein wesentlich besser geschmeckt und ich habe für das gesamte Essen weniger bezahlt als für das Wasser bei dem Halsabschneider an der Straße. Außerdem konnte ich so den Abend mit einigen Shisha paffenden Ägyptern verbringen, die anscheinend doch nicht so wenig von Politik verstehen, von dem Thema allerdings genug Lügen gehört haben, das kann man Ihnen denke ich auch nicht verübeln.

Am nächsten Morgen traf ich Ayman, meinen Tauchlehrer und Guide für die nächsten Tage.
Als Taucher musst du aufgeschlossen sein für Neues, du musst eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen und in heiklen Situationen Ruhe bewahren.
Das und viel viel mehr brachte mir Ayman binnen der nächsten 3 Tage bei und am Nachmittag jeden Kurstages ging es für 40 Minuten in die Unterwasserwelt am örtlichen Hausriff.
Wieder unter Wasser atmen zu können ist fantastisch, es bietet einem die Möglichkeit ganz in Ruhe einen Blick auf den kleinen Flötenfisch zu werfen ohne danach in panischer Angst, man könne ja ertrinken, wieder aufzutauchen und nach Luft zu ringen.

Ruhe ist überhaupt das Stichwort, denn davon bekommt man im tiefen Blau mehr als genug mit und mit Ruhe ging es dann auch am 4. Tag das erste Mal ins Freiwasser.
18 Meter ging es nach unten, schon ein ganz schönes Stück und auch das Maximum, was ich als Open Water Diver tauchen darf.
Ich hatte mich bewusst für eine Ausbildung am roten Meer entschieden, denn irgendwie kann ich mich nicht so recht damit anfreunden in kalten heimischen Gewässern, bei 5 Meter Sichtweite und meinem Buddy an der Hand, zu tauchen.
Mir wurde sogar berichtet, dass es teilweise zu Abbrüchen von Tauchgängen gekommen ist, weil die Teilnehmer die gut 30 Meter Sichtweite nicht gewohnt waren und in den teils doch sehr schroffen Canyons schlicht Höhenangst bekommen haben. Als Person mit einem gewissen Höhenrespekt kann ich da allerdings nur drüber lachen und das beruhigt verneinen. Wenn jemand zu schwer beladen ist und seine Weste nicht vollpumpt und in Folge 150 Meter in die Tiefe rauscht, ist er selbst Schuld.

Der Vorteil einer Ausbildung hier ist einfach die Tatsache, dass der Guide sowieso mit dabei ist, dir entgeht also sogut wie nichts.
Als dann beim 3. Tauchgang gut 15 Meter neben mir die erste Schildkröte auftauchte, bekam ich schon ein wenig Gänsehaut. Diese behäbig wirkenden Tiere schweben scheinbar mühelos durch das tiefe Blau und lassen sich von Nichts und Niemandem von ihrem Weg abbringen, einfach faszinierend dieses Schauspiel.
Mit steigender Tauchgangsanzahl wurde die Spezies Schildkröte langsam zum treuen Begleiter und setzte sich mit immer größer werdenden Exemplaren bestens in Szene. Während des 13. Tauchganges sollte ich dann die Krönung zu Gesicht bekommen, eine Lederschildkröte, die wohl von der Panzergröße her gut als Wakeboard durchgegangen wäre.

Man möchte meinen die Orientierung sollte einem unter Wasser schwer fallen, weil die 3-Dimensionalität zum tragen kommt. Das ganze Spektakel nachts durchzuführen, ist aber noch eine ganz andere Liga.
Ich hatte die Möglichkeit am Hausriff der Tauchbasis einen Nachttauchgang mit Ayman zu unternehmen.
Im Licht der Taschenlampe, die Alles, im Gegensatz zum Sonnenlicht, in seinen natürlichen Farben erstrahlen lässt, kann man schon mal vergessen, dass man sich unter Wasser befindet.
Es kommt eher einer Höhlenexpedition gleich, nur mit dem Unterschied, dass man eben fliegt und nicht geht.
Einfach genial, wie die Tiere das Licht nachts wahrnehmen. Es schien fast so als würden Sie es als Spot für ihre Tanzeinlagen verwenden.
Eine ausgewachsene Sepia-Dame führte dann auch extra für mich eine Mitternachtsvorstellung ihres Lichterspiels vor. Taschenlampe aus! Erst jetzt wird einem bewusst wie gut man es hat, schwebt man doch in 7-8 Metern Tiefe in absoluter Dunkelheit, einzig illuminiert durch den bläulich blinkenden Bakterienstreifen des Sepia. Am liebsten hätte ich mir noch drei bis zehn Flaschen Nitrox geholt und die Nacht neben der Lady verbracht, doch leider macht die Stickstoffsättigung da einem einen Strich durch die Rechnung.

Mir wurde von Anfang gepredigt, dass irgendwann Tauchgänge auf mich zu kämen, in denen ich das Erlernte umzusetzen und auf Gefahrensituationen zu reagieren habe.
Bei mir war das gleich zweimal der Fall.
Bei einem Tauchgang am berühmten Panoramariff, dass ihr das nicht kennt war ja klar, riss einem Tauchkollegen das Maskenband. Dies hat zur Folge, dass die Maske nicht mehr abdichtet, Wasser dringt ein und macht scharfes Sehen unmöglich.
Mein Buddy, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Ayman sondern Ulli, eine sehr nette weitgereiste Deutsche, gab selbstlos ihre Maske ab und schwamm mit mir noch weitere 20 Minuten Richtung Tauchboot.
Man bedenke in 12-15 Metern Tiefe ohne Maske zu tauchen, bedeutet beim kleinsten Atemreflex durch die Nase Wasser zu schlucken und den Fisch einen halben Meter weiter nicht mehr als Fisch, sondern als schwarzen Fleck wahrzunehmen, weil einem dauerhaft Salzwasser in den Augen brennt.
Ich habe dann, als es ihr zu viel war, die Rettungsboje gesetzt, sodass ein Zodiac, also ein 1-motoriges Schlauchboot uns abholen kam. Dabei war es ganz schön herausfordernd für zwei Leute die Anzeigen im Blick zu behalten, denn die Anzeige des Tauchcomputer ohne Maske abzulesen war ebenfalls unmöglich für Ulli.
Der zweite Fall von Gefahrensituation war der allerletzte Tauchgang. Es war mittlerweile relativ kalt, die See hatte sich im Verlauf der letzten Tage kontinuierlich auf 19 Grad herunter gekühlt, immernoch relativ warm, aber in Kombination mit dem Wind an der Oberfläche und der Tauchtiefe während des Tauchgangs war es einfach nur kalt.

Während dieses Tauchgangs hatte ich auch eine spontane Begegnung mit einer Nachtschwarzen Muräne, die aus ihrem Versteck in einer großen Koralle hervorgeschossen kam, als ich gerade über diese abtauchte, sodass ich kopfüber, Richtung Grund tauchend, plötzlich dieses Tier vor mir aus einem Spalt schnellen sah.
Nach kurzem Augenkontakt und einem leichtem Schock meinerseits verkroch sich die Muräne wieder.
Diese Tiere mögen gefährlich aussehen, jedoch ist der Kopf eines Tauchers grundsätzlich größer als der einer Muräne, weshalb man sich nicht wirklich fürchten braucht.

Dies war aber noch nicht die Situation, die diesen Tauchgang so speziell machen sollte.
Als es hieß, dass wir langsam zurück zum Schiff schwimmen sollten, bewegte sich die 5-köpfige Tauchergruppe vom Riff weg in Richtung Schiffsanlegeplatz. Nach einigen hundert Meter war dummerweise immer noch kein Schiff in Sicht und der Füllstand meiner Flasche und der eines Buddies war auf 0 gesunken.
Zum Glück wollte ein Buddy mit mir teilen und Tom, ein anderer Tauchlehrer, lieh dem Anderen etwas Luft.
So schwammen wir also zu 5. an 3 Flaschen hängend weiter in Richtung Schiff.
Leider weiterhin ohne Schiff in Sicht.
Tom bat uns in 5 Meter Tiefe zu warten, um selbst kurz aufzutauchen und das Schiff zu suchen.
An der Oberfläche angekommen winkte er uns zu sich nach oben und nach einem umfassenden 360 Grad Schwenker sah auch ich unsere Mitfahrgelegenheit, gut einen halben Kilometer weiter westlich.
Das Problem war wohl eine falsche Route vom Riff weg.
Als der Fahrer des Zodiac uns abholen kam, musste er leider feststellen, dass wir einer zuviel für das Boot waren. Aber was wäre ein Abenteuerurlaub ohne Improvisation. Also hieß es sich an einem Seil festzuhalten, während das Schlauchboot über die Wellen Richtung Schiff bretterte. Ein toller Abschluss für einen Tauchurlaub, wie ich fand.


Insgesamt durfte ich nach gut 8 Tauchtagen 14 bescheinigte Freiwassertauchgänge in meinem Logbuch verzeichnen und erinnere mich jederzeit an jeden Einzelnen gerne zurück.
Die Fauna des Roten Meeres ist einfach überwältigend.
Man findet so ziemliche jede Schwarmfischart, Schildkröten, Oktopusse, Sepien, Kugelfische und auch mit etwas Glück Delfine vor. Dieses Erlebnis blieb mir leider verwehrt, dachte sich die 30 Tiere fassende Delfinschule doch, dass Sie abhauen müsste bevor ich ins Wasser springen konnte.

Außerdem muss ich festhalten, dass Kamele ganz wunderbare Tiere sind und mit ihren großen Kulleraugen selbst mich kleinkriegen. Oh und Sie schmecken verdammt lecker!

Nach 10 spannenden Tagen hieß es für mich wieder Richtung Europa zu fliegen.
Ich verbrachte die letzten Stunden mit chillen am Strand und traf am Flughafen kurz vor dem Abflug eine Truppe Taucher von meiner Basis wieder mit denen ich die Zeit vor dem Flug totschlagen konnte.
Als diese Gruppe dann um 17:15 Richtung Düsseldorf abhob, blieb mir nur noch meine Kopfhörer aufzusetzen und am Gate sitzend Red Hot Chili Peppers zu hören.

take me to the place i love, take me all the way...