Dienstag, 22. August 2017

Island - Ein Land von Eis und Feuer


Island, eine Vulkaninsel geprägt von dem Zusammenspiel der Elemente, deren Wind ein Lied von Eis und Feuer spielen.

Am 17.Juli 2017 ging es für zwei meiner besten Freunde, meine Freundin und mich auf eine Reise in dieses spannende Land

Über Schottlands Küste hinweg in Richtung Grönland manövrierte unser Kapitän das Flugzeug mit dem Ziel Keflavik Airport nahe der isländischen Hauptstadt Reykjavik.
In strömendem Regen und mit heftigen Meereswinden erreichten wir am frühen Nachmittag das nordwestlichste Land Europas und wurden direkt von schlechtem Wetter empfangen.

Eine der Weisheiten auf Island lautet, warte 5 Minuten, wenn dir das Wetter nicht gefällt.
Leider war uns damit nicht geholfen und es blieb fürs Erste bedeckt, regnerisch und windig.

Noch in der Ankunftshalle des Flughafens und mit einem genaueren Blick auf den Berg an Gepäck wurde mir schlagartig bewusst, dass unser Mietwagen bei weitem nicht für das mitgebrachte Hab und Gut ausreichen würde.
Ein Gespräch mit der Vermietungsfirma brachte die Lösung, die da hieß Upgrade!
Unser Gefährt für die Umrundung der Insel sollte ein Mitsubishi Pajero werden, welchen wir allerdings wenige Tage vor unserem Rückflug aus terminlichen Gründen gegen ein anderes Gefährt tauschen mussten.
Dies sollte sich jedoch als völlig unkompliziert herausstellen und im Nachhinein betrachtet war das Upgrade auf einen großen Jeep eine sehr gute Entscheidung.
Mit insgesamt fast 5000€ für 16 Tage Fahrzeugmiete handelte es sich jedoch um eine sehr kostspielige Entscheidung.
Ich bin noch nie zuvor mit einem Automatikgetriebe gefahren und auch ein so großer geländegängiger Jeep war für mich erst einmal Neuland.


Aufgrund des angekündigten Wechsels des Fahrzeuges am 31.07 entschieden wir uns dazu, zuerst die Insel im Uhrzeigersinn zu umrunden und im Anschluss Reykjavik und die Halbinsel, auf der sich der Flughafen befindet zu erkunden.

In nördlicher Richtung fuhren wir aus dem Ballungsgebiet Reykjavik heraus in Richtung Norden auf der Ringroad 1 zu unserem ersten Campingplatz in dem kleinen Fischerdorf Akranes.
Die Ringroad, welche in den folgenden 2 Wochen immer wieder Anlaufpunkt werden sollte, ist eine einspurige Landstraße, die zu sagen wir 95% asphaltiert ist. Hier gilt das Tempolimit 90, auf Straßen mit Kieseln bzw. anderen Hochlandstraßen, sogenannten F-Roads sind maximal 80 Km/h erlaubt.

Rund 42 Kilometer entfernt von Reykjavik stellt Akranes einen ersten kleinen Vorgeschmack für das was Island zu bieten hat dar.
Fischereiindustrie, Blechdachhäuser gezeichnet von Stürmen und wunderschöne Islandpferde hießen uns hier am ersten Abend willkommen.
Ohne viel vorweg nehmen zu wollen, übersättigt Island seine Besucher mit der spektakulären Natur, die es zu bieten hat.
Dies wurde direkt am ersten Morgen deutlich als vom Zeltplatz aus die erste Steilwand in Küstennähe zu sehen war.

Durch plattentektonische Bewegungen wurde Island aus dem Ozean gehoben und dabei entstanden die Plateaus und Bergketten, welche jeden Fjörd und jede Bucht säumen. 
Sie sind teils stark bemoost und dadurch in sattem Grün gehalten. Häufig sind die Steilwände jedoch so extrem ausgebildet, dass vor dem harten Kern der Berge lediglich eine Geröllwiese bis zur Straße reicht. 
Dieses Bild von steilen schroffen Klippen direkt neben der Straße würde eines der bestimmenden Themen dieser Reise werde.
Island wirft einem nicht nur Steilwände entgegen, sondern auch Wasserfälle und heiße Quellen gibt es praktisch an jeder Ecke.
So packten wir also unsere Sachen zum ersten Mal zusammen, erkundeten noch einmal entspannt das kleine Fischerdorf und fuhren dann in Richtung Norden weiter, um uns mit Hraunafossar und Barnafoss die ersten Sehenswürdigkeiten der Reise anzusehen.

Hraunafossar ist eine Gruppe von Wasserfällen, welche über eine Gesteinswand in einen kleinen Fluss mündet und auf Fotos definitiv größer erscheint, als Sie es in Wahrheit ist.
Barnafoss, der gewaltige Nachbar des Hraunafossar glänzt dahingegen mit schroffen Kanten, tosender Brandung am Fuße der mehreren Stufen des Wasserverlaufes und Basaltsteinformationen, wie sie ganz typisch für Island sind.
Überall auf der Insel finden sich Gesteinsformationen mit den unverkennbaren Basaltsäulen, deren Ausrichtung zueinander wie ein Geschichtsbuch von den Kräften erzählt, die das Gestein in die heutige Form gedreht und geschoben haben.

Bereits hier im eigens für die beiden Wasserfälle angelegten Park ist deutlich zu spüren, dass Touristen einen großen Teil der anzutreffenden Menschen ausmachen. 
Generell hat Island jedes Jahr weitaus mehr Touristen als Einwohner zu beherbergen. Dies spiegelt sich auch zu recht in der Herangehensweise der Bevölkerung an uns Fremde wieder. 
Reserviertheit, Unverständnis bezüglich dummem Verhalten oder einfach nur Frust über die vielen Menschen sind hier definitiv spürbar.
Daher war von Anfang an, wie auf jeder meiner Reisen, klar, dass der Respekt vor den Bewohnern und ihrer Kultur , sowie Vorsicht im Umgang mit der Natur oberstes Gebot sein mussten.
Auch die Isländer selber bitten, fast schon verzweifelt um die Achtung der Natur, die doch sehr unter den Negativbeispielen von Touristen leiden muss.

Ganz in der Nähe der Wasserfälle befinden sich mit Deildartunguhver die heißesten Quellen Europas.
Island beheizt viele Gemeinden mit Erdwärme aus diesen heißen Quellen und leitet das heiße Quellwasser über Rohre in die Ortschaften. Ein weiteres Plus ist die Tatsache, dass Island zu 100% durch Wasserenergie Strom bezieht, einsame Spitze in der Welt.

Nach einer guten Stärkung aus der spartanischen Campingküche fuhren wir Richtung Westen zur Halbinsel Snæfellsnes, auf der sich neben dem namensgebenden Gletscher/Stratovulkan Snæfellsjökull auch ein Strand mit einer Robbenpopulation, sowie Paradise für Vogelenthusiasten befinden.
Bevor wir für die Nacht unser Lager in nächster Nähe zum Nationalpark Snæfellsjökull aufgeschlagen haben, fuhren wir zum Strand von Ytri Tunga, der berühmt dafür ist, dass man hier sehr nah an Robben herankommen kann.


Tatsächlich war es mir dann am Ende fast ein wenig zu nah. Bis auf geschätzt 20m konnte man an die Tiere herankommen, das ist ein Fünftel der erbetenen Abstände der Naturschützer.
Die Robben scheint es wenig zu stören, dass wir so nahe vor Ihnen über Steine klettern, nur um Ihnen nahe zu sein, jedoch hat es mit Sicherheit große langfristige Auswirkungen, wenn der Mensch so exzessiv in den Lebensraum dieser Tiere eindringt.
Im Gegensatz zu den Robben haben wir Menschen es bei manchen Tieren nicht so gerne, wenn Sie uns nahe kommen, besonders, wenn es sich dabei um Küstenseeschwalben handelt, die ihr Nistgebiet verteidigen wollen.
Als meine Freundin und ich nichtsahnend zu den Robben am Strand entlang liefen, mussten wir förmlich die Flucht ergreifen, um nicht weiter attackiert zu werden. Somit lernen wir, dass die Küstenseeschwalbe während der Brutzeit in gewisser Weise als Robben Bodyguard arbeitet.

Da der Nationalpark Snæfellsjökull an der Spitze der Halbinsel liegt, überquert man die Bergpassage am besten über die 54, welche einige Kilometer nach dem Ytri Tunga Strand einen Knick ins Landesinnere und auf mehrere hundert Höhenmeter macht.
Da zu diesem Zeitpunkt immer noch kein wirklich gutes Wetter war und Regengüsse ab und an unsere Route heimsuchten, konnten wir nicht erahnen, was da gerade links von uns im Nebel an uns vorbei zieht.

Angekommen im kleinen Örtchen Hellissandur schlugen wir die Zelte direkt neben großen Lavafeldern auf, die bis zum Berg reichten.
Auf diese Weise konnten wir am Folgetag direkt im Nationalpark starten und das Areal um den Gletscher, sowie die anderen Naturwunder dieser Zone erkunden.
Von hier aus konnte man dann auch zum ersten Mal durch die Wolkendecke einen Blick auf den Gipfel erhaschen.

Der 700.000 Jahre alte Stratovulkan und Gletscherberg ist mit 1,446 Metern sicher nicht der höchste Berg des Landes, jedoch aufgrund seiner Anziehungskraft für Schriftsteller und Abenteurer einer der Pflichtbesuche in Island.
Hier machten sich die Figuren aus Jules Verne´s „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ auf den Erdkern zu erreichen. Naturgeister beschützen den Berg und dessen lokale Elfen und Trollpopulation.

Am Morgen des nächsten Tages machten wir uns auf den Weg diesem magischen Ort noch ein ganzes Stück näher zu kommen.
Abseits der Hauptstraße führt eine F-Road mehr oder weniger direkt auf den Berg zu und einen weiteren Wasserfallbesuch später befanden wir uns auf der bis dato bei Weitem herausfordernsten Strecke der Reise.
Mit jedem Höhenmeter wurde es nebeliger und die Gipfel, welche die Hochlandstraße beidseitig säumen, waren nur noch anhand ihrer Steilwände zu erahnen.
Auf schätzungsweise 400 Höhenmetern wurde der Nebel so dicht, dass ich maximal noch 10 Meter Sichtweite hatte und über einen schmalen durchlöcherten Bergweg unsere Reisegruppe weiter und weiter in Richtung Gletscher fuhr.

Risikobereitschaft ist eine Sache, zu wissen wann es reicht eine Andere.

Als ich neben mir in einer Ausbuchtung des Bergweges ein Kettenfahrzeug eines der Unternehmen erblickte, welche Expeditionsfahrten auf den Gipfel anbieten, wurde mir bewusst, dass wir allmählich in Höhenlagen vordrangen, die nicht unbedingt für einen handelsüblichen Jeep geeignet sind.
Wir entschieden uns dazu genau hier eine Pause zu machen und ein kleines Eisfeld, womöglich einen Ausläufer des Gletschers zu betreten.
Nach ein paar Fotos ging es dann wieder den Berg hinab.

Der Nebel war mittlerweile so dicht, dass eine Brücke, die ich auf der Hinfahrt noch gut an der Seite ausmachen konnte, im bedrohlichen Weiß verschwunden war.
Nebel habe ich im Flachland nur einmal in der Nacht gesehen, ansonsten war es eher ein Phänomen, welches sich in höheren Lagen bildet. Ab und an ist es auch einfach eine Wolkendecke, die Hochstraßen bedeckt.

Zurück auf der Hauptstraße durch den Nationalpark wurde aus der Lavalandschaft eine satte grünbemooste Ebene mit Vulkanen. Während wir bereits auf dem Weg zu dieser Halbinsel einen Vulkan erblickten, konnten wir nun auch zum ersten Mal Einen besteigen.

Saxhóll ist ein kleiner etwa 100 Meter hoher Vulkan und liegt recht unscheinbar am Wegesrand zwischen Hauptstraße und Küste.
Mir schien dieser Ort eher schlecht besucht zu sein, dabei kann ich ihn jedem empfehlen.
Vom Rand des Kraters aus kann man die Ebenen am Fuße des Snæfellsjökull wunderbar überblicken, das satte Grün und die umliegenden Krater verleihen diesem Ort eine gewisse Einzigartigkeit. Es ist fast wie eine Mondlandschaft in einem Gewächshaus.

Der Nationalpark ist der einzige Islands, welcher Küstengebiete mit einbezieht, um die Nistplätze der vielen Seevögel an den Klippen der Halbinsel ebenfalls unter die Parkaufsicht zu stellen.
Südlich des Gletschers befinden mit den beiden Orten Hellnar und Arnarstapi, sowie dem Schutzgebiet um Djúpalónssandur schöne Plateaus am Klippenrand von denen aus man die vielen Vogelkolonien beobachten kann.




Auch wenn meine Freunde und ich keine Vogelkenner sind, war der Anblick solch vieler Vögel doch sehr eindrucksvoll und weckt Erinnerungen an die Klippen von Moher im Westen Irlands.
Eigentlich haben wir auf Puffins, also Papageientaucher gehofft, diese Tiere sind bekannt für ihre drollige Flugweise und den kleinen pinguinartigen Körperbau.
Leider haben wir an dieser Stelle kein Glück gehabt, doch ich kann schon einmal vorwegnehmen, dass uns etwas über eine Woche später die Westmanninseln tausendfach entlohnt haben.

Nach einem Halt in Arnarstapi, wo eine Statue des Schutzgeistes des Snæfellsjökull Bárðar Saga Snæfellsáss steht und wie bereits erwähnt ein weiterer ausgezeichneter Ort für Vogelbeobachtungen und Klippenspaziergänge zu finden ist, fuhren wir ein zweites Mal über die Bergstraße 54 neben dem Gletscher in den Norden der Halbinsel um sie in Richtung Landesinnere wieder zu verlassen.

Vorbei an weiteren Wasserfällen erhielten wir einen ersten Vorgeschmack auf die von Fjorden geprägte Landschaft der nordwestlichen und namentlich recht eindeutigen Region Islands, den Westfjorden.

Einen kleinen Geheimtipp hatte ich mir für den Weg von der Halbinsel Snæfellsnes allerdings noch aufgespart.


Wenn man der Straße 54 in nordöstlicher Richtung von der Halbinsel weg folgt, befindet sich auf der rechten Seite nach einigen Fjorden eine weitere Ebene mit Vulkanen und Lavafeldern.
Dieses Gebiet wird von einer sehr spannenden F-Road durchzogen, Berserkjahraun. Wer einmal einen kurzen Abstecher von der asphaltierten Straße machen möchte, den beglückt Berserkjahraun mit tollen Ausblicken auf blutrote Vulkane, schroffe Lavaformationen und Berg- und Talfahrten mit einem Mittelmaß an fahrtechnischer Schwierigkeit. Nicht nur Offroadprofis kommen hier auf ihre Kosten, auch der Familienvater mit Kindern kann hier das 30 minütige Abenteuer abseits der sicheren Hauptstraße finden.

In der Hafenstadt Stykkishólmur hätten wir die Möglichkeit gehabt eine große Fähre in die Westfjorde zu nehmen, haben dies aber nicht genutzt, da die Zeitersparnis sehr gering ist und das ganze 50 € pro Person kostet.
Somit ging es ein ganzes Stück weiter Richtung Norden bis wir in Laugar einer kleinen Hotelanlage mit heißer Quelle einen Platz für die Nacht fanden.

Heiße Quellen sind auf Island weit verbreitet, aber irgendwie haben wir es nicht geschafft uns die Zeit zu nehmen in Einer baden zu gehen.
Die nun 3. Nacht sollte die Letzte sein in der es viel regnet, den Rest der Reise konnten wir Island in seinem schönsten Sommergewand sehen, auch, wenn das trotzdem häufig Kälte bedeutete.
Die nun fehlende Nässe hatte keiner von uns vermisst.

Von Laugar aus begaben wir uns weiter auf der Hauptstraße in die Westfjorde.
Die Nordwestliche Region von Island ist geprägt durch einige der größten und mit Sicherheiten die meisten Fjorde des Landes.
Einige der Fjorde befährt man, indem man einfach an der Küstenlinie entlang fährt und somit sehr lange für eine eigentliche recht kurze Luftlinie braucht.
Manche der Fjorde werden übersprungen, weil Bergstraßen als einziger Weg über die Steilwände an den Fjordrändern führen.

Jede dieser Meeresengen hat seinen eigenen Flair und auch, wenn man mitunter übersättigt wird und sich die Strecke hinzuziehen scheint, ist das Panorama nach jeder Kurve in einen neuen Fjord wieder sehr eindrucksvoll.
Hierbei möchte ich im Besonderen den Fjord von Bíldudalur hervorheben. Bei der Fahrt in diesen Fjord kommt man von einer der Bergstraße in eine sehr schmale und lange Bucht und kann diese von ganz oben bestaunen, bevor man sich langsam die Serpentinen hinab arbeitet.
Allgemein gibt es hier teils große Höhenunterschiede, die allesamt mit dem Auto überwunden werden wollen. Mehrfach haben wir 300 Höhenmeter auf 10 Kilometer langen Strecken bei über 12% Steigung vorgefunden.
Man muss dabei immer bedenken, dass diese Straßen für manche Menschen zum Alltag dazugehören und die für uns beschwerlichen Straßen eben auch ganz normale Arbeitswege sind.

Bevor es allerdings in diese traumhafte Bucht ging fuhren wir an die Nordwestspitze Islands, welche ein Stück weiter im Süden der Westfjorde zu finden ist.
Hier gibt es mit dem gestrandeten Stahlschiff  Garðar BA 64 eine tolle Kulisse für Fotografen und einen super Platz um einfach mal eine Pause einzulegen.



Weiter in Richtung Westen gibt es die Möglichkeit über einen doch sehr holprigen Pass, den man aber auch mit weniger geländegängigen Allradfahrzeugen befahren darf, in Richtung einer weiteren Attraktion der Natur Islands zu gelangen.
Wir haben in den 16 Tagen viele Touristen und Einheimische gesehen, die die Vorschriften ignoriert haben, welche besagen, dass nur Allradfahrzeuge Bergstraßen passieren dürfen.
Auch auf der F614, welche die Bucht des Schiffes Garðar mit unserem nächsten Ziel verbindet, trafen wir abermals auf kleinste PKW, die absolut nichts in diesen Gebieten zu suchen haben.
Ich nehme das einmal zum Anlass euch zu bitten, solltet ihr jemals nach Island fahren, holt euch ein geländegängiges Auto. Kleinstwagen oder Wohnmobile mögen teils günstiger oder komfortabler sein, sie bringen euch aber nicht an Orte wie den rotgoldenen Strand Rauðisandur.

Dieser Strand erstreckt sich über mehr als 10 Kilometer Länge an der Südküste der Westspitze Islands bis zu den Klippen von Látrabjarg, die den westlichsten Punkt Islands markieren.
Dabei erreicht er stellenweise eine beachtliche Breite, die locker mit den großen Exemplaren in Australien oder unserem landeseigenen Riesen bei Warnemünde mithalten kann.
Nicht umsonst wurde Rauðisandur mehrfach zu einem der 10 schönsten Strände der Welt gewählt.

Über sehr steile und felsige Serpentinen fährt man langsam und vorsichtig bis in die Bucht hinein, nur um dann einigen der größten Klippen Islands und abgesehen von kleinen Inseln, dem westlichsten Punkt Europas überwältigt zu werden.

Wahnsinn, wenn man darüber nachdenkt, dass Reykjavik´s Stadtzentrum weniger als 190 Kilometer entfernt ist, man aber einen guten halben Tag für die Strecke braucht und dabei unzählige Fjorde und Bergstraßen überqueren muss.

Das Ende der Welt, wenn auch zivilisiert und voller Leben muss so aussehen.

An den Steilhängen hinter dem Strand befinden sich typisch isländisch lediglich 3-4 Häuser und ein kleines Kaffeehaus neben einer kleinen Kapelle.
 Als ich meinem isländischen Freund erzählte wo genau ich war, konnte er nur lachen und teilte mir mit, dass ich wohl gerade am Sommerhaus seiner Familie sei.
Nach einem kurzen Fotoabgleich hatte ich Gewissheit wirklich gerade da zu sein, wo er mich Monate zuvor hinlotsen wollte.

Da die Flut den Zugang zum Strand sehr erschwerte, gaben wir uns mit Streicheleinheiten der Kühe und Vogelbeobachtungen zufrieden, stiegen wieder in das Auto und fuhren den langen Weg zurück in Richtung Zivilisation.

Weiter nördlich in den Westfjorden befindet sich der Wasserfall Dynjandi, diesen würde ich persönlich als schönsten und idyllischsten Wasserfall bezeichnen, den ich je gesehen habe.
Von einem kleinen Bach gespeist, verteilt sich das Quellwasser wie ein breiter Vorhang über die Bergwand und rieselt über mehrere Stufen insgesamt 100m vom Bergplateau bis in den  Borgarfjörður am Fuße des Wasserfalls.



Über Lavasteine kann man bis direkt unter den Wasserfall gelangen und sich diese Naturschönheit aus nächster Nähe ansehen. Dabei sollte man wetterfestes Schuhwerk und keine Scheu vor Wasser mitbringen.
Die Gicht des Wasserfalls macht die Steine rutschig und die Umgebung feucht, aber die Aussicht entlohnt den Aufstieg.


Die kleine Hafenstadt Þingeyri in einem der nächsten Fjorde sollte unsere nächste Anlaufstelle für eine Übernachtung werden, konnten wir hier doch direkt neben einem der landestypischen kleinen Schwimmbäder campieren und am nächsten Morgen die müden Knochen im heißen Pool entspannen.

Mit frischer Energie ging es am nächsten Tag über die gleiche Route wieder aus den Westfjorden heraus.
Ich hatte mich dazu entschieden nicht weiter in den Norden zu fahren, da hier außer der größeren Stadt Ísafjörður und weiterer malerischer Landschaft nur ein für mich erkennbarer Umweg zu finden war.
Hier ganz im Norden liegt der Nationalpark Hornstrandir und bietet eine ganze Halbinsel voller Wanderwege, Fjorde und Hochland, die es nur zu Fuß zu erkunden gilt.
Sicher ein schönes Ziel, mussten wir diesen Ort jedoch früh von unserer Liste streichen, da er den zeitlichen Rahmen sehr gesprengt hätte und es hier mehrtägiger Wandertouren bedarf, um das Gebiet zu bereisen.

Nachdem wir die Westfjorde abermals durchquert hatten, fuhren wir in Richtung Osten weiter und wurden von sommerlichen Temperaturen begrüßt.
Zum ersten Mal konnte ich die Regenjacke ausziehen und die Sonnenbrille aufsetzen. Ab diesem Zeitpunkt musste ich nur noch gelegentlich zurück wechseln.

Die riesige Bucht östlich der Westfjorde ist bekannt für ihre vielen Pferdezüchter und auch Wale sind hier oft anzutreffen.
Auf dem Weg nach Hvammstangi einem Zentrum der Robbenenthusiasten fuhren wir gut 250 Kilometer ohne jede Möglichkeit zu tanken oder einzukaufen.
Für uns nicht weiter schlimm, mag dies für manch unvorbereiteten nichtsahnenden Touristen schnell zum Problem werden. Nahe der Stadt hält dann jedoch wieder der Konsum das Zepter in der Hand und Dinge des täglichen Bedarfs sind einkaufbar.

In Hvammstangi nutzten meine Freundin und ich den ausklingenden Polartag, um uns den Ort bei tagheller Nacht anzusehen.



Neben dem Hafenbecken fassten wir einen kleinen Shop ins Auge, welcher Souvenirs unter die Touristen bringen wollte.
Der Besitzer kam mit uns ins Gespräch und gab uns zusammen mit dem benachbarten Touristenguide des Robbencenters einige Geheimtipps für das naheliegende Umland.

Am anderen Ende der Halbinsel, auf der Hvammstangi liegt, befindet sich einer der Touristenhotspots im Norden Islands, der Trollfelsen Hvítserkur.
Diese schöne Felsenformation steht allein auf schwarzem Sand vor der kleinen Landzunge.
Viele Touristen klettern jeden Tag die Böschung hinab um das beste Fotomotiv zu erhaschen und verjagen dabei leider dauerhaft die ansässigen Möwen von ihrem Nistplatz.
Die malerische Kulisse faszinierte mich um Einiges mehr als dieser dennoch schön anzusehende Fels.
Ein Ort den man besuchen, aber nicht belagern sollte.


Auch auf dem Weg dorthin bot sich uns dank lokalem Geheimtipp der Blick auf eine kleine Robbenkolonie.
Hier wurde der artgerechte Abstand zum Menschen besser erreicht, da es zu den Felsen der Tiere doch ein ganzes Stück weit nur Wasser gibt.
Von einem kleinen Beobachtungshäuschen aus kann man mit dort stehenden Ferngläsern die Tiere zu sich holen und trotz des gebührenden Abstands genauestens betrachten.
Wenn ihr mich fragt eine sehr viel bessere Lösung als am Ytri Tunga Beach.

Dieser Teil der Insel, das merkt man sehr schnell, ist nicht so karg und zum Zeitpunkt unserer Reise kühl, wie der Rest der Insel.
Starke Meeresstürme, wie wir sie später im Süden des Landes erleben sollten, gab es nicht einmal im Ansatz.
Dies trug dazu bei, das unser nächstes Ziel, abermals ein Geheimtipp, sehr viel angenehmer zu erklimmen war, als das z.B. im Winter der Fall sein dürfte.

Im Süden des touristisch belagerten Hvítserkur befindet sich mit Borgarvegur ein alter Wikingeraussichtsposten im Krater eines Vulkans.
Ich kann jedem der hier lang fährt nur empfehlen sich diese Aussicht zu gönnen.
Auch, wenn von dem ehemaligen strategischen Außenposten nicht mehr viel übrig ist, als höchster Punkt in der näheren Umgebung ist der Kraterrand perfekt für den Weitblick geeignet.
Allgemein erfasst man Island häufig besser aus der Luft, sind doch Gletscher und Lavafelder sehr viel besser zu erleben, wenn man sie von oben in ihrer kompletten Größe wahrnimmt.

Von hier aus ging es weiter in Richtung Akureyri, die nördliche Perle Islands und die viertgrößte Stadt des Landes.
Wer Wildwasserrafting liebt, der findet in den Bergen zwischen Blönduós und Akureyri schier endlose Flachwasserstrecken mit guter Fließgeschwindigkeit.
Man hat fast den Eindruck, dass die Flüsse wie ein Radweg neben der Straße entlang führen.

Akureyri befindet sich im sehr langen und schmalen Eyjafjörður dessen Ufer Naturschutzgebiete für Tier- und Pflanzenwelt sind.
Neben atemberaubenden Panoramen schlugen wir erneut unser Zelt auf, diesmal im kleinen Ort Dalvík, 30 Kilometer nördlich von Akureyri.
Hier mussten wir zum ersten Mal nach einer Schlafgelegenheit auf die Suche gehen, da in Akureyri alle Plätze ausgebucht waren, ein Zeichen dafür, dass wir uns wohl aus der Einsamkeit der Westfjorde verabschieden mussten.
Wir nahmen uns vor am nächsten Tag Akureyri, sowie die sehr touristische Region dahinter zu besuchen.

Akureyri selbst ist, wie so ziemlich jede Stadt in Island eine Hafenstadt.
Hier liegen die Kreuzfahrtschiffe der großen nördlichen Redereien vor Anker und lassen tausende Touristen einige Stunden lang isländische Luft schnuppern.
Die Stadt selbst wirkt nicht sehr überladen, wohnen doch auch hier nur rund 18000 Menschen, jedoch ist der Hafenbereich ungemein überlaufen.
Sonnenschein, Touristen, kristallklares Wasser und Jetskis erinnerten mich auch nicht unbedingt an eine der größten Städte, die es unweit vom Polarkreis gibt.
Statt 100 Kilometer südlich des Polarkreises habe ich mich eher in einer mediterrane Bucht gesehen, die von hohen Gipfeln umgeben ist.

Gut, die Schneekuppen lassen dann doch den Hauch von Kälte erahnen, aber der Rest passte stimmig in das von mir immer weiter entstehende Bild von Island.
Eine Insel deren Natur man nicht in 2 Sätze fassen kann, die immer wieder mit neuen einzigartigen Orten aufwartet, welche man so nicht unbedingt in diesem Land erwartet.

Ich bin froh darüber, dass meinen Freunden und mir viele sonnige Tage beschert wurden. Die Schönheit des Landes wird doch erst mit vielen Sonnenstrahlen sichtbar oder sie hüllt sich in eine Decke aus Schnee und Eis, was natürlich auch seinen Reiz hat.

Die Touristenströme von den Kreuzfahrtschiffen pilgern förmlich zum nächstgelegenen Wasserfall, dem Goðafoss.
Unweit der Stadt ist hier sehr viel Trubel um einen wirklichen schönen und eigentlich idyllischen Ort.
Leider wurde mir auch hier wieder bewusst, dass die Isländer zu Recht eine gewisse Abneigung gegenüber Touristen haben.
Ich beobachtete 2 Minuten lang einen Hobbyfotografen, der versuchte von einem Brückensockel herunter zu klettern, den er zuvor für das perfekte Bild vom Wasserfall erklommen hatte.
Dass er dabei über einem mehr oder weniger reißenden Strom stand und seine Landezone zwei Fuß breit war, merkte er wohl erst, als er wieder herunter wollte.
Ich hatte mein Telefon schon griffbereit, um dem Herren einen Notarzt zu rufen, aber mit mehr Glück als Verstand konnte er dann doch sicher von dem Sockel herunter kommen.

Es hat wenig von Natürlichkeit, wenn Person um Person gestellte Fotos auf demselben Fleck Erde macht. Unsere ungestellten Fotos waren da auch nur minimal besser.
Letztlich denke ich, täten die Isländer sehr gut daran eine Obergrenze für die Tourismuszahlen festzulegen.
Im Beispiel Bhutan funktioniert dies sehr gut, Land und Kultur profitieren ungemein von den wenigen Besuchern, die es dann auch ernst meinen und die Natur und ihre Bewohner kennenlernen, aber auch schützen wollen.
Das täte Island auch sehr gut, aber bisher ist das leider noch kein Thema.

Gleich in der Nähe des Wasserfalls Goðafoss befindet sich mit Mývatn ein sehr großer Kratersee mit schroffer Lavalandschaft bis an den Rand des Ufers.
Dieser See hatte zum Zeitpunkt unseres Besuches ungefähr 10 Grad Wassertemperatur. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Mühsam kletterte ich über die Lavasteine ins kalte Wasser nur um festzustellen, dass die Steine unter Wasser sehr viel rutschiger waren, als ihre trockenen Nachbarn. Aus der langsamen Eingewöhnung wurde leider nichts, ich rutsche unspektakulär weg und planschte ins kalte Wasser.
Es ist Wahnsinn wie klar das Wasser hier ist, hätte ich einen entsprechenden Neoprenanzug dabei gehabt, wäre ich hier stundenlang umher geschnorchelt.
Da das nicht der Fall war, bin ich nach wenigen Schwimmschlägen wieder aus dem kühlen Nass geklettert.

Wenige Meter hinter meinem abenteuerlichen Einstieg befand sich übrigens eine Art Badestrand, dieses Naherholungsgebiet enthält auch mehrere sehr versteckte Badehöhlen mit heißen Quellen, das habe ich jedoch erst nach unserem Urlaub feststellen dürfen.

Daher abermals der Hinweis, eine Islandreise ist nur so gut, wie die Vorbereitung und Recherche von tollen Orten und sehenswerten Dingen.


Davon gibt es mehr in Teil 2 zu lesen, den ich hier in Kürze veröffentliche.

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